Terror gegen Israel

Ich habe gestern mit jemandem aus Israel telefoniert, mit dem ich beruflich häufiger zu tun habe. Drei Eindrücke aus erster Hand (ohne Anspruch auf Repräsentatitivität oder Korrektheit)

  1. Not so fun fact „Devil is in the details“: Das einstudierte Verhalten für Leute die in Israel in der Nähe von Gaza wohnen (*): sobald die Sirene ertönt, sofort ab in den Bomb-Shelter. Was Samstag zum Problem wurde: für diese Shelter gibt es Regularien, dass sie von innen nicht verschlossen werden können. Damit Rettungskräfte nach einem Treffer reinkommen auch wenn die Leute drinnen bewegungsunfähig sind. Das mit dem „nicht verschlossen“ ist aber fatal, wenn ein Terrorist draußen vor der Tür steht. Ein Kollege meines Bekannten hat gestern 2 Stunden die Tür von innen mit aller Kraft zugehalten. Draußen zogen Typen an der Tür um Handgranaten reinzuwerfgen, drinnen saß die Familie. Keine Situation in der man sein will … (**)

  2. Größte Sorge derzeit: was im Norden passiert. Mit der Hamas werde man schon „irgendwie“ fertig. Aber zusätzlich eine gleichzeitige Hisbollah-Großoffensive aus dem Libanon, das wäre ein krititischer Zwei-Fronten Krieg. (***)

  3. Was mich überrascht hat: Solidaritäts-Bekundungen aus dem Ausland werden registriert und sind wichtig. Jedenfalls hat mein Bekannter von sich aus berichtet, dass Brandenburger Tor, Eifelturm, Empire State Building etc. ja Samstag in Israel-Farben beleuchtet waren (das war mir komplett entgangen). Auf meinen Einwand „That’s the difference: America can send an aircraft carrier, Europe can only talk, do colorful lights and provide morale support“ meinte er zu meiner Verblüffung „Do provide the morale support. That’s more than enough.“ (****)

Die Solidarität ist also tatsächlich wichtig. Und das was @christianschiffer auf Twitter postet damit auch. Derzeit gibt’s da noch vergleichsweise Einigkeit. Die entscheidende Frage aber hat Melody Sucharewicz (Deutsche in Israel) gestern bei Lanz gestellt (gelesen in der SZ): „Die Hamas benutzt die eigene Bevölkerung als Schutzschilde. Es wird Tote geben, wahrscheinlich auch Zivilisten. Was keiner möchte, aber was sich aufgrund der bestialischen Vorgehensweise der Hamas nicht vermeiden lässt. Die Frage ist: Bleibt auch dann diese Solidarität standhaft?“

(*) und ich meine hier nicht militante Siedler im Westjordanland
(**) Hier aber mit gutem Ausgang, er ist halt Sonntag mit Muskelkater zur Arbeit erschienen
(***) Mist. Gestern noch exklusives Spezialwissen, heute SPON headline
(****) möglicherweise wusste er aber auch um die Schlagkraft der dt. Armee. Da ist „morale Support“ evtl. schlagkräftiger. :slight_smile:

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Ich mache mir bei einem evtl. 2-Fronten Krieg gegen die Hisbollah keine Sorgen um Israel. Militärisch ist Israel stark genug und es gäbe dann auch sicher im Zweifel mehr direkte militärische Hilfe (ist halt doch von Vorteil, wenn Russland nicht der Gegner ist), wie es in der Vergangenheit schon der Fall war. Israel wurde auf dem falschen Fuß erwischt und muss sich erst sortieren.

Wir hatten einen Werkstudenten bei uns in der Firma, der hat mal gesagt, dass es sich für ihn Falsch anfühlt, dass Juden/Israel da ist. Also kein Argument über historische Gegebenheiten, was Israel/Hamas/Palästina richtig oder falsch gemacht haben, nur das Gefühl, dass die nicht dahin gehören.

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Ich finde Israel, abseits vom Erbe das wir haben und um das wir uns auch kümmern sollten, nicht nur wir, total uninteressant.
Mein Mitgefühl gilt den Menschen dort und den Vergewaltigten, Geschändeten und Getöteten durch die Hamas- und Hisbollah-Terroristen.

Ein Israeli? Ein Araber? Und warum kommt ihm das komisch vor? Warum sollen da keine Juden sein? Früher gab es auch viele Juden in arabischen Ländern, aber mittlerweile kaum noch.

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Die Frage ist halt, ob es diese wirklich so gibt. Die (progressive) Gamer-Szene beispielsweise kommt mir ohrenbeubend still vor - und entschuldigt manchmal sogar die Grausamkeit der Hamas. JK Rowling btw ziemlich stabil. Ich bin sehr froh, mich damals dem Boykott nicht angeschlossen zu haben.

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Araber / Syrer. Aber ist das überhaupt relevant?

ja, finde ich schon. Bei einem Israeli hätte mich das gewundert. Dass aber ein Araber sagt, Juden hätten dort nichts verloren, finde ich nicht besonders außergewöhnlich, sondern illustriert das Grund-Problem des Konfliktes.

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„Where are your Jews“ - famos!

Das Fehlen einer bedingungslosen Solidarität ist eher das Entsetzliche in der jetzigen Situation. Man vermisst so klare Worte wie die von Biden.

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Genau das. Ist auch Alltag.
Zurück geht das unter anderem Wiederrum auf die verkackte Übergabe der Engländer und der israelischen, militärischen Aktionen. Das ganze ist ein soziales Problem, um Religion geht es schon längst nicht mehr.

this. aber das zählt für mich irgendwie bei allen gleich und finde es auch gleich dumm, egal ob das jetzt vom Araber kommt oder von jemand anderen. da ist einfach kein Argument dahinter.

Das stimmt. Jetzt verstehe ich das auch.

Ich würde sagen: Religion spielt neben anderen Faktoren, auch eine Rolle.

Verkackt haben viele. Aber es ist vor allem die Schuld der Araber, dass sie die zahlreichen Möglichkeiten Frieden zu schließen, nicht ergriffen haben. Egal ob 1948 oder als ihnen Olmert zuletzt alles Mögliche auf dem Silbertablett angeboten hat. Zurecht sagt man, dass die Palästinenser keine Gelegenheit verpassen, eine Gelegenheit zu verpassen. Stattdessen versucht man jetzt es jetzt seit über sieben Jahrzehnten mit Krieg und Terror und jetzt mit dem Ermorden von Festivalbesuchern, dem Köpfen von Kindern, dem Vergewaltigen von Frauen und dem Entführen von 85-jährigen Holocausüberlebenden. Wenn das Ganze ein soziales Problem wäre, ließe sich das lösen. Aber es handelt sich vor allem um ein ideologisches Problem. Die Hamas & andere können sich halt nicht damit abfinden, dass auf ein paar Quadratkilometern in der Wüste ein jüdischer Staat exisitert. Thats all, es ist wirklich nicht kompliziert. Wir haben auf der Welt dutzende Territorial-Konflikte, aber nur hier kommt es zu solcher Grausamkeit - und dafür gibt es Gründe.

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Völlig legitim. Vermutlich wäre der Konflikt längst gelöst wenn mehr Menschen das uninteressant fänden (s.u.).

Vermutlich nicht. Es gibt halt leider drei Gruppen, bei denen Israel- und/oder Juden-Hass anlassunabhängig irgendwie zur „Folklore“ gehört:

  1. Muslime/Araber (natürlich nicht alle),
  2. Rechtesextreme (eigentlich alle) und auch
  3. „Progressive/Linke“ (natürlich nicht alle, weiss nicht mal genau was die Begriffe bedeuten sollen).

Konsequenz: Wenn man mit einem Israel-T-Shirt in den Supermarkt gehen würde, riskierte man aus gleich drei Richtungen Ärger bis Prügel. Nicht schön. :exploding_head:

Und noch schlimmer: Diese „Folklore“ heizt damit den Konflikt immer wieder zusätzlich an und auf.(*)

Hamas und Hisbolla sind in diesem Sinne dann der extreme Endpunkt dieser „Folklore“.

Denn es geht denen ja erklärtermaßen*(*) nicht um Frieden für die Palästinenser oder noch nicht mal um einen Staat für die Palästinenser. Es geht ihnen darum, die Israelis/Juden von den heiligen Städten in und um Jerusalem zu vertreiben. Damit das heilige Land von den „Ungläubigen“ befreit wird.
Klingt sehr bescheuert, aber vor 700 Jahren hatten wir Euorpäer unter dem Marketing-Begriff „Kreuzzüge“ schonmal haargenau dieselbe Idee. Ich hab mittlerweile das Gefühl, dass Religionen im Alter von 1300 Jahren irgendwie in eine Art Pubertät kommen und sich danebenbenehmen. Wäre lustig, wenn’s nicht so tödlich wäre.

(*) Sonst wäre der Konflikt „nur“ eine (für die Betroffenen natürlich schmerzhafte) Herausbildung von Landesgrenzen anhand sprachlicher, religöser, ethnischer oder Kultureller Grenzen.
(**) Finde das Zitat leider gerade nicht. Aus der Erinnerung hat der Hamas-Chef(?) mal gesagt: lieber opfert er Millionen [von Palästinensern] als Jerusalem den Israelis zu überlassen.

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Dies :arrow_up::arrow_up::arrow_up::arrow_up::arrow_up::arrow_up::arrow_up:

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Edit/Nachtrag: In diesem Post habe ich Mist erzählt. Jordanien wurde schon 1923 durch die Briten vom Mandatsgebiet Palästina abgetrennt. Der UN-Teilungsplan von 1947 (Wikipedia unten verlinkt) drehte sich tatsächlich um den westlich des Jordans liegenden Teil und ist rückblickend tatsächlich frommes Wunschdenken und quasi genauso „verkackt“ wie @kkuez das anmerkt.

Man muss da natürlich kein falsches Mitleid mit Kolonialstaaten haben, aber der Ansatz des UN-Teilungsplans wirkt ja erstmal nicht so verkehrt: man hat damals Palästina in zwei Teile aufgeteilt. Der mehrheitlich von Juden bewohnte Teil westlich des Jordans gind an die Juden, der mehrheitlich von Arabern bewohnte Teil östlich des Jordands an die Araber: als „Trans“-Jordanien.

Die Juden haben dann (unter Murren) über den Jordan rübergemacht (nach links), die Araber entsprechend in die andere Richtung. Da gab’s dann aber das „Problem“, dass die Araber von links auch inhaltlich eher progressiv bis sozialistisch waren. Deswegen waren sie mit dem „rechts“ in Trans-Jordanien regierndem König Abdullah (der den UN-Plan akzeptiert hatte und daher König werden durfte) unzufrieden. Diese „Unzufriedenheit“ äußerte sich dann dadurch, dass die (bzw. ein) Palästinenser ebenjenen König 1951 in Jerusalem in der al-Aqsa-Moschee abgeknallt haben… Die überwiegende Anzahl der Jordanier fand das nicht so toll, dass jemand ihren König abmurkst, der ihnen die unabhängigkeit gebracht hat. Sie waren daher nicht mehr so nett zu den „Palästinensern“ und haben sie rausgeschmissen … Daher kommt diese Flüchtlingsgeschichte. (Und historisch übrigens auch die vorliebe von „Linken“ für Palästinenser: wegen dieser progressiv/Sozialismus-Geschichte)

Das meint Christian mit:

Oder anders: die wurden schon feste von der Geschichte gefickt. Aber sie haben auch feste mitgefickt…

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Mit dem Bewusstsein, dass mir vielleicht gleich Dinge unterstellt werden, die nicht zutreffen, möchte ich doch in den Raum fragen was bedingungslose Solidarität eigentlich konkret bedeutet. Ich habe mir gestern zusammen mit einem Freund die ganze Lanz Sendung angeschaut. Dort wurde ja fast von allen TeilnehmerInnen (Lanz, Künert, Linnemann, Masalla und Sucharewicz) einhellig gefordert jede*r müsse die in den nächsten Tagen aufkommenden Bilder (bezogen auf die in Kauf zunehmende Tötung von palestinänsischen Zivilisten und Opfer in Folge der Blockade von Gaza im Zuge des Konflikts/Krieges gegen die drecks Terroristen) aushalten und weiterhin solidarisch mit Israel bleiben. Für mich ist klar, dass es eine Anwort auf den Terror der Hamas und die Gräueltaten an Israelis geben muss. Aber garnicht über den Preis und die Verhältnismäßigkeit zu sprechen? Ist es okay und angemessen 130.000 obdachlose verhungern zu lassen? Was passiert mit den Menschen in den Lagern des UN Hilfswerkes, wenn das Essen und Trinkwasser knapp wird? Darf ich nicht sowohl um die toten Kinder in Israel und Gaza trauern? Dienen die vielen zivilen Opfer den Hamas nicht am Ende weiter, um gegen Israel in den eigenen Reihen zu mobilisieren?

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Ich bin der Meinung, dass deine Darstellung der Geschichte vereinfacht ist und dem Konflikt nicht gerecht wird. Aber darüber will ich mich jetzt nicht streiten, denn das würde darauf hinauslaufen, dass ich auf haaretz Artikel, jüdische Friedensaktivsten und Historiker verweise und dann du auf andere Artikel und andere Historiker.

Was wirklich nicht kompliziert ist, ist die Tatsache, dass einen das Grauen dieses Verbrechens der Hamas fassungslos zurücklässt und die dadurch ausgelöste Trauer und Wut mehr als nur nachvollziehbar ist.

Gleichzeitig könnte man verzweifeln angesichts der schlimmen Ahnung, dass all das unsägliche weitere Leid, das jetzt in den folgenden Tagen noch aufgehäuft werden wird bei der unausweichlich scheinenden Invasion von Gaza im Ende alles nur Schlimmer machen wird.

Aber ich habe eigentlich keinen „take“ und schon gar keine „Lösung“. Es ist alles nur sehr traurig.

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natürlich darfst Du trauern. Aber Du solltst Dir halt klar machen, wer dafür die Verantwortung trägt, nämlich die Hamas. Leid nur isoliert zu betrachten, ist ungefähr so, wie wenn man über die deutschen Opfer im 2. Weltkrieg betrauert ohne mal darüber nachzudenken, was ursprünglich überhaupt zu diesen Opfern geführt hat. Das ist halt mehr so das Petra Steinbach-Vorgehen.

Israel versucht zivile Opfe so gut es geht zu vermeiden. Roof Knocking wird nicht mehr gemacht, aber das hat auch nicht zu einer Schwächung der Hamas geführt oder gar dazu, dass Israel dafür groß Credit bekommen hätte.

https://twitter.com/CarloMasala1/status/1711245209760096341

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Man braucht ja keine Lösung. Mir persönlich würde es ja schon reichen, wenn man sich dazu durchringen könnte, Israel sein Existenzrecht zuzugestehen und BDS zu verurteilen. Aber viele sind ja schon davon überfodert, das moralische Relativieren von Säuglingsköpfungen zu unterlassen.
Für die Zukunft wünsche ich mir, dass das Verhältnis von BDS oder zu Israel endlich mal zu einem politischen Kriterium gemacht wird und ich nicht immerzu der einzige weit und breit bin, der das wichtig findet.

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Natürlich. Aber wer in Politik, Medien & Gesellschaft würde denn dem widersprechen? Oder meinst du Privatpersonen? Ich meine du hast natürlich Recht, dass es auf twitter viel zu viele vermeintlich „linke“ Accounts gibt, die unerträgliches posten zum Thema…