Hogwarts Legacy boykottieren?

Ich habe versucht, mit der Diskussion hier halbwegs Schritt zu halten und das Ganze intellektuell zu verarbeiten. Nun muss ich sagen, dass sich langsam ein Gefühl der Überforderung bei mir einstellt, und zwar nicht nur aufgrund der konkreten Diskussion hier im Thread, sondern ganz allgemein. Dabei halte ich mich für einen durchaus aufgeklärten, breit interessierten und zumindest durchschnittlich intelligenten Menschen, der auch komplexere Sachverhalte erfassen, verarbeiten und beurteilen kann.

Es gibt mittlerweile so viele Aspekte, die für ein sozialadäquates Verhalten/Leben zu beachten sind und die ich auch ernsthaft beachten möchte, um nach Möglichkeiten niemanden zu verletzen und alle, die mir begegnen und mit denen ich zu tun habe, mit dem Respekt zu behandeln, den ich mir auch selbst wünsche. Es geht dabei nicht nur um die LQBTQIA+ Thematik, sondern auch um Antisemitismus, Rassismus, alten- und fremdenfeindliches Verhalten und Sichtweisen, und viele weitere Aspekte.

Ich habe echt damit zu tun, in jedem dieser Bereiche irgendwie auf dem Stand der Dinge zu bleiben - und ja, das ist mir wichtig! Mittlerweile ist es aber so, dass mich Beruf und Familie zeitlich zunehmend in Anspruch nehmen, sodass ich es einfach nicht mehr schaffe, immer und bei allen Themen auf dem aktuellen Stand zu sein. In der Konsequenz schweige ich dann bei den entsprechenden Diskussionen lieber, was aber irgendwie auch nicht so gut ist, weil ich das Gefühl habe, dass ich mich eigentlich auskennen müsste… schon um meine drei Kinder gut auf das Leben vorbereiten zu können.

Das lässt mich schockiert, verunsichert und frustriert zurück.

Schockiert, weil ich in den letzten Tagen so viel (für mich) Neues und Inakzeptables über JKR und das Harry Potter Universum erfahren habe. Es hat mir echt die Augen geöffnet und ich persönlich werde die Filme jetzt jedenfalls nicht mehr anschauen und auch kein HP-Spiel kaufen.

Versunsichert, weil ich nicht weiß, wie künftig Medien ganz allgemein konsumieren kann/soll. Denn eigentlich müsste man sich ja immer erst umfassend über die Autoren und den Inhalt des Films informieren, bevor man ein Buch/Film/Spiel konsumiert. Das wird für mich umso wichtiger, wenn ich daran denke, wie meine Kinder ins Spiel kommen. Denen sollte ich die Thematik/etwaige Diskussionen etc. ja kindgerecht aufbereiten bzw. vielleicht sogar komplett darauf verzichten, ihnen Werke wie Harry Potter, Pippi Langstrumpf, Winnetou etc. zugänglich zu machen, Das schmerzt mich sehr…

Frustriert, weil die Zeit des „Einfach nur dumm einen Film schauen oder ein Spiel spielen“ wohl einfach vorbei ist.

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Dazu gab es doch im Podcast einen Befund - demnach ist sie offenbar von der populären Darstellung eher noch abgewichen mit einer Tendenz zu mehr antisemitischer Karikatur. @Gamepsychologe hast du den Artikel irgendwo verlinkt, auf dem ihr euch bezieht?
Selbst wenn es nicht so ist, die Angewohnheit, in Fantasy-‚Rassen‘ rassistische Stereotype zu parken, die man so nicht mehr auf echte Menschengruppen anwenden sollte, sind ja weit verbreitet. Ich denke da immer an die Orks aus wow, die mich extrem an rassistische Darstellungen von Schwarzen in den USA erinnern, nur dass sie eben grün sind. Fantasy ist seltsamerweise voll von so was, irgendwie muss es da ein Bedürfnis nach Kategorisierung geben, was man sich in alternativen Realitäten erlaubt, während wir in der realen Realität dazu drängen, Kategorien aufzubrechen…

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Ich finde es stark, dass du dir darüber Gedanken machst. Damit hat die podcast Folge auf jeden Fall ein sehr wichtiges Ziel erreicht. Man kann natürlich nicht immer alles auf dem Schirm haben. Sich aktiv mit solchen Themen auseinandersetzen und das vor allem in der Erziehung der eigenen Kinder zu berücksichtigen ist aber ein wirklich wichtiger Beitrag, die Welt zumindest ein kleines Stück besser zu machen. Danke dir.

Zur Positionierung gegen BDS: das ist selbstverständlich ein wichtiges Statement. Aber sich für oder gegen die Boykottierung des Staates Israel bzw. insbesondere dessen Regierung auszusprechen, hat mit Antisemitismus relativ wenig zu tun. Jüd*in zu sein und pro/contra Israel bzw. den Zionismus zu sein, sind zwei Paar Stiefel.

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Das ist allerdings ein Thema, das bei Harry Potter ja durchaus kritisch dargestellt wird. Der Magier-Suprematismus ist ja die Agenda der Bösen, insofern würde ich das jetzt nicht so kritisch sehen, ebenso wenig wie das schlimmstenfalls etwas klischeehafte Zurückgreifen auf Nazi-Uniform-Ästhetik. Wenn man die reine Ästhetik ohne Berücksichtigung des inhaltlichen Kontextes als Grund für eine Ablehnung des Films nehmen würde, weil das irgendwen an den Holocaust erinnern könnte, müsste man seeeeehr viele Filme seit 1945 ablehnen. Das geht mir in der Tat auch einen Schritt zu weit…

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Ich glaube, so seltsam ist das nicht, wenn man mal schaut, in welcher Zeit ikonische Fantasy-Werke entstanden sind, allen voran natürlich Herr der Ringe. Ich kann da wärmstens die beiden The Rest is History-Folgen zu Tolkien empfehlen. Da wird dann auch erklärt, warum der Philosemit Tolkien die Zwerge den Juden nachempfunden hat und wie viel Rassismus wirklich in seinem Werk steckt.

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Aber auch das ist doch ein Befund mit Blick auf den Autoren. Ich stimme dir zu, dass man nicht unbedingt jeden Aspekt eines Werkes als Intention des Autoren interpretieren kann oder muss. Dennoch ändert das nichts an der Urheberschaft und gerade in diesem Fall macht es das dann doch spannend und ggf. relevant, sich mit dem Verhältnis zwischen Werk und Autor auseinanderzusetzen.

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Das würden die meisten Antisemitismusforscher aber ganz anders sehen. BDS hat eine ganze Menge mit Antisemitismus zu tun. Und das finde ich schon etwas erstaunlich: Also wie kann man sich an der Darstellung von Goblins in einem Fantasy-Film stören, aber beim Boykott des einzigen jüdischen Staates der Welt mit den Schultern zucken? Mir sind die Goblins komplett egal, praktische Politik hingegen nicht. Und wenn es darauf ankam, dann konnten sich Jüdinnen und Juden immer auf Rowling immer verlassen, inbesondere in der Zeit, in der sich bei Labour unter Corbyn der Antisemitimus ausgebreitet hat. Rowling, die ja als Labour-Anhängerin gilt, war da immer sehr klar und vorbildhaft. Ich finde, das darf man in einer politischen Gesamtrechung schon mal berücksichtigen.

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Ich glaub, die Diskussion läuft jetzt gerade in eine falsche Richtung. Ich habe nur darauf hingewiesen, dass man Jüd*in sein und trotzdem sowohl für oder gegen den Zionismus sein kann. („zwei Paar Stiefel“)

Im Endeffekt geht es ja auch nicht ausschließlich um die Ästhetik, sondern diese Darstellung im Kontext der Handlung (Arbeiten in einer Bank, es geht ihnen nur um Geld und Besitz). Im Videospiel scheint auch irgendwie eine Art von Verschwörung von den Goblins auszugehen (?)… Kinda rings a bell…

Es ist auch genau genommen egal, ob JKR diese Art von Wahrnehmung selbst hat oder nicht. Fakt ist, dass es sich um einen multi-millionen franchise handelt, das aber genau diese Klischees transportiert. Und genau, wie ich ursprünglich geschrieben hatte: aus dem riesen Fandom heraus erwächst eine soziale Verantwortung aufgrund der enormen Reichweite. Da muss man einfach weiter denken: solche Darstellungen führen gerade bei Kindern schnell zur Ausprägung bzw. Normalisierung derartiger Narrative. Das ist am Ende der Kernpunkt, ganz unabhängig vom konkreten Thema.

Ich bedanke mich jedenfalls herzlich für die Diskussion. Am Ende reicht es mir, wenn sich Leute zum Nachdenken angeregt fühlen. Am Ende muss jede*r selbst entscheiden, welche Konsequenzen zu treffen sind oder auch nicht. Und damit verabschiede ich mich für heute. Guts Nächtle :blush:

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Es ist aber nun mal so, dass sich Antisemitismus gerne als Antizionismus bzw. „Isrealkritik“ verkleidet. Oder wie es die BPB ausdrückt: „Legt man einen besonders hohen Maßstab an, weil Israel ein demokratischer Verfassungsstaat ist und sich entsprechend auch immer an die damit verbundenen Wertvorstellungen halten sollte? Oder legt man einen besonders hohen Maßstab bei der Einschätzung der Politik des Landes an, weil man damit um so unverhohlener eine latent antisemitische Einstellung scheinbar berechtigt artikulieren kann?“ Und ich sage es mal so: erfahrungsgemäß trifft in 99% der Fälle letzteres zu.

Aber ja, das Thema driftet ab. Bei Bedarf kann man das hier ja gerne splitten, falls es weiter allgemein um Antisemitismus und andere Widerlichkeiten gehen sollen.

Konkret zu JKR hat @christianschiffer es ja schon gesagt: wenn schon die Rede von antisemitischen Darstellungen ist und so ja auch der Verdacht nahe gelegt wird, dass da (latenter) Antisemitismus in der Dame schlummert, muss der Realität in Form ihrer Haltung zu BDS einfach ins Auge blicken. Denn ganz ehrlich: sich positiv zu BDS zu bekennen, wäre/ist für Antisemiten ziemlich leicht und eigentlich ein must-have. Sie hat das Gegenteil getan.

Das bedeutet nun nicht, dass die Kritik an der Darstellung unberechtigt ist. Aber hier könnte man wohl auch die Hälfte aller Filme, wo es um fiese Einzelpersonen (CEOs, Politiker, etc.) und um Macht und Geld geht auf strukturellen Antisemitismus untersuchen. Dagegen ist die Darstellung in Harry Potter ja fast schon lächerlich. Und auch wenn das was von Whataboutism hat, mache ich mir um die Messages die in derlei Filmen transportiert werden mehr Sorgen, als um ein paar Goblins in der Bank.

Disclaimer: ich habe die überhaupt nicht mehr im Detail vor Augen. Muss mir den Film wohl nochmal anschauen. Oder die Szenen. Oder … gibt’s hier nicht mal ein Video, an dem wir uns konkret abarbeiten können? :thinking:

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Nuuur… „Engagement gegen Antisemitismus“ ist auch gleichermaßen gerne eine Verkleidung dafür, dass man’s eigentlich ganz prima findet, wie mit den anderen umgegangen wird. Und ich weiß ja eh nicht, was man da einer (ggfs.) Rowling, einem Reichelt mit dem ganzen Springer-Apparat oder denjenigen US-GOPs, die nicht gerade Mein Kampf auf dem Nachttisch haben, anrechnen muss.

Und damit bin ich wieder raus :stuck_out_tongue:

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ja gibt es: https://www.youtube.com/watch?v=DwC6IFi6RuU

und es geht um diesen Stern:

und um diese Goblins:



Yep, ich auch :slight_smile:

Ich hoffe mal, dass du mit „erfahren“ nicht nur dieses Forum meinst, sondern durchaus Rowlings eigene Aussagen plus deine Reflektionen darüber. Dieses Forum - wie jedes andere - gibt nur unterschiedliche Meinungen wieder, keine Fakten. Und ob ihre Werke diskriminierend sind, ist der Interpretation jedes einzelnen überlassen.

Wichtig ist ja nicht, ob man den Kindern Harry Potter oder Winnetou gibt. Viel wichtiger ist imho, dass sie die Werte lernen, die eine liberale, demokratische und tolerante Gesellschaft ausmachen. Am meisten dadurch, dass man es vorlebt. Spiele/Bücher/Filme kann man genießen, ohne alles zu hinterfragen.

Außerdem:

Danke, endlich jemand, der das Ganze mal in die richtigen Proportionen rückt. Sonst juckt es mich in den Fingern, mal wieder ein Meme zeichnen zu wollen, was ich ja leider nicht kann :wink:

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Offtopic:

Mit \* funktioniert es, d. h. mit einem Backslash wird die nachfolgende Formatierung aufgehoben.
Oder in Zukunft einfach : verwenden. :wink:

PS: Nein, wusste ich nicht auswendig. Habe gerade eben sowieso wegen was anderem nachgeschaut.

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Danke, ja ich hatte eigentlich auch vor (und hier in Forum schon geschrieben :stuck_out_tongue_winking_eye:) lieber : zu nutzen. Mein Kopf ist aber ein Sieb.

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AI ist super, z.B.:

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Ne, sorry. Ich sehe die Szene jetzt zum ersten Mal (danke @Adrian) und das ist schon recht eindeutig. Die Goblins oder der Stern im Zentrum einer Bank allein, da könnte man noch sagen, dass man da was reininterpretiert, aber diese Kombination muss jemandem aufgefallen sein. Und wenn nicht, umso schlimmer.

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Ich denke, dass man es Jüdinnen und Juden bzw. deren Organisationen überlassen sollte, das Engagement als glaubhaft einzuschätzen und die scheinen dazu eine klare Haltung zu haben. Ich finde es wirklich problematisch ausgerechnet JK Rowling Antisemitismus zu unterstellen. Man sollte Menschen an ihren Taten messen und nicht an fucking Goblins in einem Fantasy-Film.

Natürlich gibt es nicht-zionistische Juden, aber so what? Es gibt sicher auch Trans-Personen die JKR gut finden.

Letztlich kommt es halt darauf an, welche Politikfelder einem wichtig sind. Aus viele verschiedenen Gründen ist mir eine klare Haltung in Sachen Antisemitismus und eine klare Unterstützung der Ukraine wichtiger als Trans-Politik. Und bei diesen beiden Politikfeldern hat sich JKR, anders als viele andere Künstler, geradezu vorbildlich verhalten. Wem das nicht so wichtig ist, soll gerne Hogwards Legacy boykottieren. Ich boykottiere dafür Atomic Heart.

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Und ich habe beschlossen, dass ich Warhammer 40K Rogue Trader trotzdem kaufe. Habe sie ja sogar schon längst gecrowdfunded. Man findet nur Meinungen zu Owlcat, aber belastbar ist irgendwie nichts. Trotzdem finde ich bisher einfach nichts Verkehrtes in ihren Geschichten. Es sei denn, man spielt einen Swarm und frisst alles um sich auf :wink:

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Das Problem ist nicht Gem Capital, die eben auch in Owlcat investiert haben, sondern die Kooperation der atomic heart-Leute mit VK games sowie deren allgemeiner Umgang mit der Sache.

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Ich kenne mich nicht aus in HP und weiß nicht, warum die Goblins die (raffgierigen?) Banker sind. Dieses Wesen den Goblins mit ihren langen(?), spitzen(?), krummen Nasen und Elfenohren² zuzuschreiben ist sicherlich, irgendwie unbedacht.

Aber du bist son Set-Designer. Und sollst ein schickes Bodendekor machen, ein irgendwie ~europäisch zu verkaufendes. Warum nicht ein 6-strahliger Stern? Das ist kein David-. 5 Ecken ist Walk Of Fame oder US Air Force, 7+ Ecken sieht scheiße aus. Ich mein…