Hogwarts Legacy boykottieren?

Hogwarts Legacy boykottieren? – WASTED Magazin

WASTED WEEKLY ist das zweiwöchige Talkformat, das sich an euren Samstag schmiegt wie ein süßes, hungriges Kätzchen an Beinchen. Kurzweilig, unterhaltsam und vielleicht doch auch informativ. Wir laden hier externen Content für die Wiedergabe unserer Podcasts. Mehr dazu in unserer → Datenschutzerklärung. Wenn Du damit einverstanden bist, klicke auf den Button (wir merken uns das…

2 „Gefällt mir“

Tjo,
Boykotts sind ein komplexes Thema.

Letztenendes sprechen wir hier über ein Kulturprodukt, wo nicht nur JK Rowling von gefüttert wird, sondern unter anderem auch Verlagsmitarbeiterinnen, Designerinnen und Entwickler*innen.
Gerade aus der letzten Personengruppe kann ich berichten dass dort mitnichten Transgegner arbeiten. Die haben es in der IT aber immerhin noch gut, einen neuen Job zu finden.

Die Arbeitsbedingungen für die anderen im Kulturbusiness sind SEHR hart.
Mit einem Boykott sanktionieren wir auch jene, die nicht der Meinung sind, die es vermeintlich zu boykottieren gilt, sondern auch Menschen die sich über Wasser halten oder ihre Familien damit füttern müssen und die auch oft keine andere Wahl haben, als Scheissjobs zu machen. Während diese Menschen schon lange am wirtschaftlichen Abgrund stehen durch einen Boykott, sitzt JK Rowling noch weiter auf ihren Milliarden.

Davon ab, tut es zwar weh und ist oft nicht einfach, aber ich persönlich beschäftige mich lieber mit dieser anderen Meinung, auch um zu verstehen und dann doppelt und dreifach sagen zu können „Das geht gar nicht“ oder vielleicht doch was dazuzulernen. In der Demokratie muss man oft noch zuhören, auch wenn man innerlich schon kotzt. Das Gefühl dass sich in den letzten Jahren breit gemacht hat, dass eben jenes Zuhören fehlt und die Souveränität auch mal unangenehmes auszuhalten scheinbar abnimmt, hat damit unmittelbar zu tun.
Ausserdem sollte man Menschen durchaus auch eingestehen, sich zu ändern (Ähhh keine Anzeichen bei JK Rowling!).
Wenn ich immer noch dieselben Ansichten wie mit 16 hätte, würde ich mich selbst in eine Strafanstalt bringen.

Ich finde in der Summe sollte man darüber aufklären, was JK Rowling da sagt, möglichst sachlich, ohne emotional-moralische Überheblichkeit und sie so entkräftigen. Diskurs Diskurs Diskurs!
Blinder Boykott führt, imo, nur zu Hass und davon haben wir doch schon genug.

10 „Gefällt mir“

So im Bett gerade vorm aufstehen die Folge gehört, war noch etwas müde denn ich war (was ein Timing :face_with_peeking_eye:) gestern Abend bei einer Orchesteraufführung der Harry Potter Musik.

Und da bin ich doch direkt mitten im Thema.
Mir haben die Bücher und die Filme immer sehr gefallen, bin jetzt kein HardcoreFan (ich habe kein Haus das ich auf Anhieb als meines deklariere oder so) aber wenn ein Spiel kam wie das tolle Lego Spiel etc. habe ich das alles mit Freude gespielt.
Als JK Rowling dann plötzlich anfing erst dummes Zeug, dann geradewegs Hass und Falschinformationen zu verbreiten habe ich aber keine große Mühe gehabt mich innerlich von den Werken zu trennen, auch wenn es traurig ist. Habe Freund * innen die wirklich in tiefstem Herzen Potterfans sind, aber von JK Rowlings Aussagen direkt betroffen sind, das stelle ich mir ich schwerer vor.

Und jetzt kommen wir zu meiner privaten Zwickmühle:
In der Zeit bevor JK ihren Twitteraccount als Trolltool entdeckt hat ist hier ein Junge herangewachsen, der das HP Universum heiß und innig liebt, durch die Bücher ans lesen gekommen ist und die Filme (bisher nur 1-3 aus Altersgründen) auswendig kennt. Mit dem wir gestern auch in Hagen bei dem tollen Konzert waren. Wenn man. sich mit 10 Jahren für ein Orchesterkonzert begeistern kann, großartig. Und ja er ist eben erst 10 geworden gerade. Wir versuchen ihn nach bestmöglichem Gewissen offen und tolerant zu erziehen (mit easy Dingen wie beim Münchenbesuch auf der Pride mit ihm gewesen zu sein und zusammen Heartstopper geschaut zu haben…aber auch schwierigeren Gesprächen, warum Väter von Klassenkamerad * innen hier auf dem Dorf manchmal Dinge sagen die absolut scheiße sind und warum die scheiße sind etc.) aber muss ich ihm ohne das er die ganze Kontroverse überblicken oder verstehen kann seine Liebe zu diesem Universum nehmen?
Ich bin zwiegespalten, weil was wird er denken wenn er älter ist und das selber rausfindet. Aber genau wie er noch an den Weihnachtsmann glauben will, denke ich es ist in Ordnung Freude zu haben sich mit seinen Freundinnen und Freunden als Hogwarts-Schüler * innen zu verkleiden und in die Welt einzutauchen.
Daher kann ich auch noch nicht sagen wie es sich mit dem Spiel verhält, ich werde es jedenfalls nicht proaktiv kaufen. Er konsumiert ja noch keine Spielemagazine, mal sehen.

Ob Individualverzicht außer einem guten Gefühl eine Problemlösung darstellt ist auch noch so ein weitgreifendes Thema, wie Lea ja auch anmerkte…gekauft wird es trotzdem millionenfach. Andererseits, wenn niemand anfängt passiert auch nichts.
Es bleibt schwierig.

EDIT: Das Gendersternchen kill mal wieder die Formatierung :smiley:

9 „Gefällt mir“

Bei dem Konzert hat übrigens Chris Rankin, der Darsteller von Percy Weasley, durchs Programm geführt und auf der Bühne verkürzt gesagt (ist ja jetzt übersetzt und genauen Wortlaut weiß ich nicht mehr) „Ich habe Hogwarts immer für einen Platz gehalten der alle willkommen heißt und ein sicherer Ort ist für jene die sich woanders nicht zugehörig fühlen und das solle er auch bleiben“.
Und im offiziellen Begleitheft war auch sein LGBTQ+ Engagement erwähnt.
Ich denke so geht es auch, wenn man Teil der HP Maschine ist, seine Stimme erheben.
Da hätte man sich von den Entwickler * innen vielleicht mehr gewünscht…vielleicht kommt ja ein Patch :stuck_out_tongue:

Meine Meinung: Nee. Lass ihn doch. Manchmal macht man sich zu viele Gedanken um die Kinder. Sie lieben etwas oder nicht. Warum auch nicht. HP Bücher sind sehr gut erzählt, finde ich selbst sehr spannend und würd sie jederzeit nochmals lesen. Wichtig ist ja eher, dass die Kinder sich mit der Zeit mit Zusammenhängen beschäftigen und selbst ihre Meinung bilden.

3 „Gefällt mir“

Letztendlich gibt es zu dem Thema keine „richtige“ oder „falsche“ Herangehensweise. Ich versuche soweit es möglich ist immer das Produkt vom Künstler zu trennen. Schaffe das auch nicht immer.

Erinnere mich sehr gut an die Zeit als Michael Jackson mit den Missbrauchsvorwürfen vor Gericht war und kein Sender mehr seine Lieder gespielt hat. Am Tag des Freispruchs lief plötzlich auf jedem Sender nur noch Jackson Musik, als wäre es jetzt ein kollektives aufatmen, dass man diese tolle Musik wieder hören „darf“.
Ich glaube Kunst muss so frei wie möglich beurteilt werden. Das ist nicht immer möglich und von Fall zu Fall und von Person zu Person unterschiedlich.

Als letztes Beispiel eine Unterhaltung, die ich neulich hatte über Kevin Spacey. Ich kann seine Filme immer noch gut gucken. Ich kann das wirklich gut ausblenden zumal ein Film im Regelfall ja aus mehr besteht als nur einem Darsteller. Meine Bekannten (große Fans von House of cards) können das nicht mehr.
Wer hat Recht? Ich glaube niemand.

4 „Gefällt mir“

Tue ich mich aber auch schwer mit.
Es gibt einfach Themen und Zeiten, bei denen ist der Verweis auf Diskurs Diskurs einfach Mist.
Vor allem (nicht falsch verstehen, damit meine ich nicht Dich) wird er oft von der Gegenseite gebracht, die Schnappatmung bekommt, weil mal nicht freundlich zum x-ten Mal auf etwas hingewiesen wird nachdem der Diskurs sich hinzieht und folgenlos bleibt (siehe Boomer Reaktion auf Letzte Generation u.ä.).
Irgendwann ist einfach ein Punkt erreicht, da muss es voran gehen und da wollen und können Betroffene nicht mehr nett diskutieren.
Meist wird der freundliche Diskurs ja eingefordert, weil er leichter zu ignorieren ist.
Insofern bin ich der Ansicht gerne mal übers Ziel hinausschießen um sich dann wenn alle wach sind an dem eigentlich gewünschten Punkt zu einigen.

5 „Gefällt mir“

Ich hab nicht einfach nur auf Diskurs verwiesen.
Und wieso soll es Mist sein, miteinander zu reden?

Sämtliche Seiten der aktuellen Diskussionen bekommen Schnappatmung, nicht nur die Rechten oder konservativen Kräfte, ebenso die Linke.
Was passiert wenn man nicht mehr redet, diskutiert, seine Standpunkte erklärt sondern in Aktionismus, „Voranschreiten“ verfällt und damit anfängt die Gegenseite zu ignorieren und moralische Standpunkte auszurufen ohne sie zu erklären, sehen wir an der aktuellen „Die Linke“. Eine erstarkende Rechte und Splittergruppen, die aktiv werden, sowie in einer großen Bevölerungsschicht das Gefühl nicht mehr gehört zu werden.
Die aktuellsten Beispiele sind bei uns Untergrundgruppen, NSU und so weiter und international die USA und Brasilien.
Da bleib ich doch lieber beim Diskurs mit allen.
Ich bin auch verwundert, dass bislang noch niemand aufgeworfen hat, dass „Boykott“ hierzulande eine wichtige, mahnende, historische Konotation hat.

Demokratie IST anstrengend.

Und wie immer kann man auch anderer Meinung sein. Lass uns drüber reden :wink:

4 „Gefällt mir“

ich denke man muss einen Mittelweg finden. In Österreich wird z.B. aktuell der Fall Florian Teichtmeister (58.000 Kinderpornographische Dateien. wtf?!) rege diskutiert, auch weil der Film „Corsage“ zu den Oscarnominierungen gehörte. Jetzt ist der Film da und war bis vor kurzem noch im Oscarrennen, aber der Verdacht stand bei Teichtmeister schon lange im Raum. Er wurde aber gedeckt, weil er eben ein im Wiener Burgtheater sein Geld verdient.

In diesem Fall finde ich, darf der Film einfach nicht nominiert werden um Teichtmeister keine Aufmerksamkeit zu geben und auch damit diejenigen die Wegschauen merken, dass eben dieses Wegschauen auch für sie Konsequenzen haben kann.

Im Falle von Harry Potter: Ich glaube Fans können sich da Prima die Welt von HP aneignen wie sie es wollen und da kann dann Rowling noch so viel dagegeen ankämpfen. Ich fand sie schon immer als Person kacke, weil sie das Metrische System ablehnt und alles böse ist, was nach dem 18. Jahrhundert kam.

5 „Gefällt mir“

Harry Potter ist mir ziemlich wumpe, deswegen stellt sich mir die Frage nicht, aber hier trifft das :arrow_up_small: ganz toll zu. Du kannst das sein und spielen, was Rowling offenbar verabscheut und dieser Schmunzel wäre mir das kleine bisschen an Royalty wert, was die an meinem Kauf verdienen würde (macht den Braten ja nicht fett).

2 „Gefällt mir“

Ich habe hier kein Patentrezept, frage mich aber schon, ob man nicht ueber 90 % der Menschheit boykottieren muesste und wo wir da dann hinkaemen.

Sehr viele Menschen laden leicht vermeidbare Schuld auf sich, indem sie Produkte aus Massentierhaltung konsumieren. Bei meiner letzten Recherche hierzu kam es zum Faktor 3-4 in Bezug auf die Anzahl der auf diesem Planeten lebenden Huehner (viele davon in Massentierhaltung) in Relation zur Anzahl lebender Menschen. Im Schnitt ist ein menschlicher Erdenbuerger also fuer die gleichzeitige ziemlich elendige Existenz mehrerer anderer leidensfaehiger Wesen verantwortlich.

Jetzt koennte ich dementsprechend fast alle Menschen boykottieren. Manche wuerden vielleicht sogar so weit gehen zu sagen, ich muesse mich selbst boykottieren ob meiner Schuld aus meinen ersten 22 Lebensjahren. Natuerlich wuerde man aber so die Welt nicht zu einer besseren machen. Wir muessen vom Status Quo ausgehen und auf dieser Basis versuchen, den Erwartungswert alles zukuenftigen Gluecks (wobei Leid offensichtlich negative Werte erhaelt) zu erhoehen.

Und im Fall Rowling: Beruehmtheit und daraus resultierende Reichweite sorgt fuer Verantwortung bzw. eine potenziell massive Verstaerkung der Auswirkungen eigener Aussagen. Insofern laesst sich durchaus feststellen, dass Rowling hier vielleicht eine gewaltige Menge an Schuld auf sich laedt und es ist zumindest denkbar, dass ein Boykott eine sinnvolle Reaktion waere. Wuerde sie Werbung fuer KFC machen, waere das vermutlich jedoch nochmal deutlich schlimmer. Und ja, ich hatte „meinem“ Verein Werder Bremen damals tatsaechlich den Ruecken gekehrt, als sie Wiesenhof zum Haupt-Werbepartner machten.

6 „Gefällt mir“

Die Frage ist schwer und nicht eindeutig zu klären, ich glaube, alle Seiten haben Recht.

Ich bin mit HP groß geworden, erstes eigenständig gelesenes Buch, mit 7 auf Deutsch, mit ca 15 auf Englisch. Inklusive Verkleidung an Karneval usw.

In meiner Regenbogen-Bubble tauchte die Kontroverse schon vor Jahren auf, als teilweise betroffene Person und mit Trans*-Menschen im Bekanntenkreis habe ich JKR und ihrem Werk den Rücken gekehrt.
Muss aber direkt sagen, dass ich Werk und Künstler nicht trennen kann, aber verstehe, wieso es manchmal besser wäre. (Ein Segen, dass ich mich nicht für Promis und Co interessiere, sonst würde ich wohl fast nichts mehr lesen/schauen/spielen/konsumieren können.)

Egal, wie man sich entscheidet: man sollte sich JKRs bewusst sein und gerade im öffentlichen Kontext von Reviews, Besprechungen oder Let’s Plays zumindest anfangs kurz einen Disclaimer nennen. Und ja, das würde ich auch bei anderen Dingen wie katastrophalen Arbeitsbedingungen usw vorschlagen.

Jede:r hat seine Schlachten zu schlagen und muss wählen, an welcher Front man kämpfen kann und will. Ich als queere Person kämpfe an dieser Front, versuche möglichst vegan, zumindest aber vegetarisch zu leben. Auf der anderen Seite kann ich es mir nicht immer leisten, bei Klamotten auf super faire Artikel zu achten (auch wenn ich für Stall und Arbeit gerne 2te Hand kaufe) und ich bin auf ein PS-starkes Auto angewiesen. Ich KANN schlicht nicht alle Schlachten kämpfen, nicht in allem perfekt sein, aber ich gebe mir Mühe und sei es nur, anderen Menschen zuzuhören und mir bewusst zu sein, dass ich unbeabsichtigt ungute Dinge unterstütze. Gleichzeitig würde ich niemanden verurteilen, der Fleisch isst und eben Harry Potter spielt/guckt/liest, solange diese Person in ihrer Freizeit keine Tiere bewusst quält oder selbst aktiv gegen queere Menschen vorgeht. Da wäre meine persönliche Toleranzgrenze erreicht :wink:

20 „Gefällt mir“

Der Vollständigkeit halber, dieses Thema ist auch in diesem Forum nicht neu (nach einem Beitrag von Rainer Sigl), insbesondere mit Bezug auf JK Rowling:

3 „Gefällt mir“

Insbesondere fand das in dem Thread ein extrem großartiger und cooler Post von @judas3000 drin war: hier, unbedingt lesen!

Großartig deswegen, weil man daraus tatsächliche moralische Handlungsanweisungen ableiten kann, statt sich nur in (überspitzt) moralischer Beliebigkeiten zu verlieren der Art Wir wissen das JKR trans-feindlich ist und daher sollte man ihre Werke boykottieren, aber nur wenn man es will

Judas3000 sagt sinngemäß über den Umgang mit problematischen Künstlern:

  1. Prüfe: Findet sich das Problematische im Werk wieder und wenn ja in welchem Umfang?
  2. Wenn du problematische Dinge über ein Werk erfährst hast Du kein Recht diese zu ignorieren. Du musst sie bewerten und in Deine Interpretation des Werkes aufnehmen.

Ich finde, das hilft.

Und cool ist der Post außerdem noch, weil er mit coolen Kultur-Referenzen von Caravaggio
über Richard Strauss und Miles Davis bis hin zu Burzum gespickt ist. Da würde selbst @VfBFan schwindelig werden :slight_smile: Also nochmal, unbedingt lesen. You read it first on :wasted:

7 „Gefällt mir“

Wie schon erwähnt: die Diskussion über die Trennbarkeit von Kunst und Künstler:in ist ja nicht neu. Ich frage mich aber schon, warum es da immer nur ganz oder gar nicht geben soll.

Ich habe ja kein Recht darauf, Kunstwerke/Produkte ohne Einschränkung genießen zu dürfen. Es gibt und gab ja genügend Arschlöcher auf diesem Planeten, die tolle Dinge hervorgebracht haben oder hervorbringen. Wenn deren Haltung unserem moralischen Kompass widerspricht, ist das vor allem ärgerlich, weil es den Genuss der Werke trübt. Aber damit müssen Menschen mit einem Gewissen wohl einfach leben lernen.

Denn soll ich jetzt nur noch Software, Kleidung, Bücher, Filme, Veranstaltungen, Küchentische, Pflanzen, … also alles, mit dem ich in Berührung komme, in mein Leben lassen, wenn ich vorher abgeklärt habe, dass alle an dem Produkt Beteiligten mit mir auf einer Wellenlänge liegen? Das ist einfach nicht machbar und auch nicht sinnvoll, finde ich.

Wichtiger und umsetzbarer ist doch, zu schauen, was mit einem Werk/Produkt transportiert wird. Kulturprodukte bieten sich natürlich eher dafür an, problematische oder für einen selbst unschöne Inhalte zu transportieren, als Küchentische. Wüsste aber nicht, dass bei Harry Potter Transfeindlichkeit propagiert wird? Insofern: schade, dass die Person, die diese Welt erschaffen hat in bestimmten Bereichen nicht mehr alle Latten am Zaun hat und schade, dass das dem ganzen Werk einen unschönen Beigeschmack gibt. Aber Spaß machen darf und sollte das Werk dann trotzdem noch, finde ich.

8 „Gefällt mir“

Danke an euch alle, die ihr eure Gedanken zu diesem schwerfälligen Thema so ausführlich und sorgfältig geteilt habt. Ich bin immer noch dabei meine eigenen Gedanken zu sortieren und könnte diese vermutlich auch in absehbarer Zeit nicht besser formulieren als ihr.

Was mir als Kommentar in den Sinn kommt ist, dass oft aus Ratlosigkeit gegenüber den problematischen Sichtweisen und Handlungen anderer Menschen, dazu geneigt wird, diesen in einer verallgemeinerten Form einen Intellekt zuzubilligen, der ihnen doch ermöglichen sollte sich kritisch selbst zu reflektieren. Intellekt ist aber selektiv und nicht für jedes Thema bei jedem gleich umfänglich ausgeprägt, unbenommen dessen, dass er für bestimmte Themen bei jemanden erkennbar hervorstechen kann. Dabei ist für diese Person irrelevant, wie gut oder schlecht die betreffenden Handlungen und Sichtweisen aus dem global-moralischen Entwicklungsstand der Menschheit heraus bewertet werden.
Auf Rowling bezogen sieht man, ihr schriftstellerischer und unternehmerischer Intellekt ist hervorragend, nur beim Trans-Thema tendiert er halt gegen null, bzw. ist wohl null.

4 „Gefällt mir“

Also, erst mal vielen Dank für den wirklich guten und interessanten Podcast, wenn das jetzt so auf dem Niveau bleibt, kann man nur sagen, dass Wasted Weekly extrem dazugewonnen hat!

Mein Senf zum Thema Boykotte im Demokratiediskurs:

  • die Überlegung, dass man ggf. auch die falschen trifft, wenn man eine so komplexe Produktion boykottiert, ist sicher nicht falsch. Allerdings geht es auch bei einem Boykott nicht immer nur um Geld, sondern eben auch um eine Form der demonstrativen Meinungsäußerung. Allein schon die Aussage ‚hm, mir labert die Rowling zu viel Mist, das macht mir echt die Freude an ihrem Produkt kaputt‘ trägt ja auch das Problembewusstsein weiter. Was ich damit sagen will, nicht jedes Handeln in einer demokratischen Kultur muss immer kapitalorientiert sein.

  • Andererseits wird der Blick aufs Geld m. E. schon relevant, wenn wir den Aspekt Zuhören in der Demokratie betrachten. Ich geb dir schon recht, @kkuez, dass man sich grundsätzlich erst mal jede Meinung im Disput anhören und überlegen sollte, ob nicht doch an irgendeiner Perspektive was dran ist, ob man nicht selbst was übersieht. Daran wachsen wir und nicht daran, andere einfach effizient wegbügeln zu können. Doch genau da liegt das Problem mit einigen extrem reichen Menschen wie Rowling, aber auch Trump, Musk und Konsorten, dass sie dümmsten Blödsinn von sich geben, der so bodenlos und falsch ist, dass er an sich in unserer Demokratie üblicherweise ziemlich früh herausgefiltert würde. Da sie sich aber aufgrund ihrer finanziellen Möglichkeiten und ihrer damit verbundenen Prominenz eben auch jedes Verhalten leisten können und sich extrem breite Reichweiten einfach kaufen können, sehe ich in solchen Fällen sogar, dass unsere Demokratie dadurch eher Gefahr läuft Schaden zu nehmen. Sich als Gesellschaft gegen so eine Unwucht zur Wehr zu setzen ist so gesehen nicht undemokratisch sondern notwendig.

8 „Gefällt mir“

Zur Trennung Kunst & Künstlerin im Fall Rowling @Simon @KaFour @strapinski

Wir haben das im Podcast nicht nochmal besprochen, aber es ist in diesem Fall ein besonderes Thema. Aus zwei Gründen:

  1. Rowling lebt
  2. Rowling IST Harry Potter

Rowling profitiert ganz direkt finanziell von Harry Potter. Ich bin mir sicher, dass viele ganz gut in der Lage sind, mental zwischen Werk und Autorin zu trennen. Der Geldbeutel aber ist da weniger feinsinnig und spült für jedes Harry-Potter-Produkt auch Geld und Einfluss in Rowlings Taschen.
Zudem gibt es wohl weder lebende noch tote Autor:innen, die derart eng und stark mit ihrem Werk verwachsen sind wie Rowling. Sie IST Harry Potter. Sie reichert ihr Werk immer wieder mit neuen (Para-)Texten an, proklamiert die Sexualität ihrer Figuren in Social Media Posts und erweitert die Geschichten auf ihrem Blog. Ihre Ergänzungen sind nach ihrem Selbstverständnis und sicher auch dem vieler Fans wie Gottes Wort.
Es kommt erschwerend hinzu, dass das Werk auch viele problematische Aspekte hat, wie das Thema Sklaverei und der Antisemitismus.

PS @Bonito Vielen Dank! <3

5 „Gefällt mir“

Magst du mich gerade Abholen wo der Antisemitismus reinkommt, das interessiert mich!

Ansonsten, bitte Acht geben, natürlich ist Rowling Harry Potter, aber Harry Potter ist nicht (ausschließlich) JK Rowling.

Habe in dem Podcast ebenfalls zum ersten mal davon gehört. Es geht wohl um die Darstellung der Goblins. Muss ich mir bei Gelegenheit aber mal in Ruhe anschauen. Offenbar gibt es dazu ja schon einiges an Material.