Nicht Gendern, sondern Entgendern! (nach Phettberg)

Spannende Idee. Allerdings muss ich sagen, dass ich mich mittlerweile beim Sprechen schon ganz gut an Spieler*innen gewöhnt habe. Es stört mich auch beim hören nullkommanull.

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Und beim lesen noch viel weniger…

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Jo, da muss ich dir leider zustimmen. Ich glaube hinter dem ganzen Sprachästhetik Argument steckt viel innere Abwehr gegen Veränderung.

Meine Eltern zB sind ü70-Boomer und verstehen das ganze Thema überhaupt nicht. Sprach und Schriftbild ist immer flexibel und entwickelt sich aber das wird eben evtl. Generationen dauern. Ich finde den Doppelpunkt auch erstmal ok, weil dieser wohl recht barrierefrei ist. Die Institution bei der ich arbeite zieht das immerhin schon jetzt auf allen Dokumenten durch. Auch der Duden beginnt sich langsam anzupassen

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Der Doppelpunkt soll wohl noch die beste Lösung für Personen sein, die auf einen Screenreader angewiesen sind. Und deshalb handhabe ich das seitdem auch so.

Mein Vater hat mir letztes Jahr, als er schon nur noch im Bett liegen konnte, noch eine Standpauke gehalten. Das bei der Deadline zu dem Zeitpunkt nur mit Binnen-i gegendert wurde fand er “absolut inkonsequent und falsch. Es gibt doch mittlerweile bessere Lösungen bei denen Alle mitgemeint sind wie * und :. Das solltest Du wissen”.
Jetzt hat er es leider gar nicht mehr bis Ü70 geschafft und ich vermisse meinen Anti-Boomer-manchmal Linker als ich-Papa sehr. Gerade wegen solcher Gespräche.

Ich versuche das mittlerweile immer mehr umzusetzen und war eigentlich auch schon beim Doppelpunkt gelandet (was ich selbst wieder vergessen hatte, danke @VfBFan). Im sprechen fällt es mir manchmal noch schwer.

Die Y Variante klingt irgendwie nett und niedlich aber wäre das nicht mit “das” eine viel größere gedankliche Umstellung?

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Ich gehöre auch zu den Leuten, die Gendern ablehnen - und ich bin immer wieder überrascht, dass ich damit in meiner Internet-Bubble wohl zur absoluten Minderheit gehöre, während in meinem Familien- und Freundeskreis quasi auch niemand gendert (auch die Frauen nicht)…

Ich kenne das Gendern auch nur aus dem Internet. In meinem Freundeskreis (überwiegend Akademiker) gendert absolut niemand, mich inbegriffen, und daran wird sich wohl auch nichts mehr ändern. Aber mich stört es auch nicht, wenn andere gendern.

Ich würde am liebsten sehen, wenn sich Deutsch da einfach bei Englisch bedienen würde, aber dafür ist’s bisschen zu … spät wahrscheinlich. Selber versuche ich’s neutral, manchmal mit Stern, auch gesprochen (Doppelpunkt eigentlich schöner, wenn’s denn über Satzzeichen gelöst sein soll) und wenn ich mit meinen Töchtern rede, sind Männer auch gerne mal mitgemeint.

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Bin ich eigentlich der einzige, der den Doppelpunkt im Schriftbild sogar ästhetisch findet? :thinking:

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In meinem erweiterten Familien und Freundeskreis, also circa 40 Personen von circa 30 bis Mitte 70, gendert auch überhaupt niemand. Die meisten Akademiker, die Frauen lehnen es eigentlich fast noch stärker ab als die Männer.

Interessant. Das ist bei mir komplett anders. Es wird sowohl im beruflichen Alltag als auch im privaten Umfeld gegendert. Natürlich nicht alle, aber durchaus sehr viele. Auch fast alle Podcasts, die ich höre gendern durchgehend. Und ich habe mehr als einmal von Frauen gehört, dass die das sehr gut finden.

Also im persönlichen Zwiegespräch oder in kleiner Runde ist es bei uns im Umfeld auch (noch?) nicht die Norm. Aber wirkliche Ablehnung habe ich auch nicht bemerken können.
Würde aber, bis auf die sich einschleifende Gewohnheit in dem Fall auch erstmal nur von „nice-to-have“ sprechen.
Ich selbst finde es besonders wichtig sobald die Rezipient:innen eine gewisse Anzahl übersteigen oder es aus dem privaten ins (semi-)öffentliche geht.
Also Artikel, Podcasts, Anschreiben, Vorträge, aber auch Ansprache von Gruppen etc. egal ob bei so etwas unwichtigem wie Filmbesprechungen oder offizielle Sendungen.
Da dort einfach meiner Meinung nach wichtig ist Alle anzusprechen.

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Aktuelle Umfrage zum Gendern:

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Vielen Dank für den Link! Den WDR halte ich hier für neutral genug, so dass ich die Daten für valide halte (anderen Umfragen habe ich zuvor nicht geglaubt, weil deren Auftraggeber eine bestimmte Agenda verfolgten).

Mich wundert dabei, dass die Akzeptanz des Genderns signifikant zurückgeht, um 13% innerhalb von 2 Jahren. Es ist also offenbar nicht so, dass ein Gewöhnungseffekt eintritt, der mit der Zeit zu höherer Akzeptanz führt.

Und außerdem finde ich interessant, wie stark sich die Akzeptanz der verschiedenen Gender-Formen unterscheidet, von der Paar-Form („Zuhörerinnen und Zuhörer“) mit 69% Akzeptanz auf der einen Seite und Gender Gap („Zuhörer[kurze Sprechpause]innen“) mit 69% Ablehnung diametral gegenüber.

Mal eine Frage an die Medienschaffenden hier: Beeinflussen solche Umfragen euch in eurem Tun, wie ihr Artikel schreibt oder Podcasts aufnehmt, z.B. um eine größeres Publikum anzusprechen? Oder macht ihr es so, wie ihr es für richtig haltet, auch wenn es eine Mindermeinung sein sollte?

Mich wundert es nicht so sehr. Die Diskussionen darüber was nun richtig ist um es dann doch falsch zu machen ist sicher für viele anstrengend und unübersichtlich. Gäbe es klare Regeln würden sich wohl alle daran gewöhnenz wie es auch bei der neuen Rechtschreibung der Fall war.

Die Paarform kennen die meisten und ist wohl auch am nachvollziehbarsten und einfachsten. Die Sätze werden aber dadurch länger.

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und wenn man beginnt die aktuell gängigen Regeln konsequent umzusetzen landet man schnell bei Bürgerinnenmeisterinnen (wahlweise mit * oder:)
Und dann ist man
frau ja auch wieder nur derdie, derdie sich lustig macht.

Da aktuell eigentlich keine Regeln bestehen, ärgert es mich vorallem in Printmagazinen oder AUssschreibungen, dass absolut keine Linie gefunden wird. Es wird innerhalb eines Textes mit Binnen-I, Sternchen oder Doppelpunkt durchgemischt. Ein paar Partizip Präsens Formen dazwischen (Studierende) Und wenn da dazwischen noch ein paar „-ys“ á al Phettberg auftauchen würden, würds das ganze noch komplizierter machen.
Gendern ist ja kein Stilmittel. Es soll ja Sprache gerechter machen.

PS: Sternchen mag dieses Forum anscheinend nicht. Das Formatiert den Text.
EIgentlich wollte ich das schreiben. Das ist schon ein Fall von QED:
image

Kommt ganz drauf an. Viele Medien besitzen eine Hausorthographie, die festlegt, wie geschrieben wird. Und da bin ich bisher nur bei vergleichsweise wenigen darauf angesprochen oder darauf hingewiesen worden, dass und wie inklusive geschrieben wird. Ich selbst bemühe mich darum, dass, wenn es richtig und angemessen ist, etwa von Forschern und Forscherinnen zu sprechen. Wenn es um Transpersonen oder nicht binäre Menschen geht, dann frage ich nach, wie sie abgebildet werden wollen. Das ist alleine schon eine Frage der Höflichkeit und des Respekts.

Gender-Gaps beim Sprechen, *, : und andere artifizielle Formen versuche ich zu vermeiden. Denn ich finde sie ästhetisch nicht ansprechend und weiß, dass es Menschen gibt, die durch diese Formen beim Lesen und Hören durchaus Probleme haben – ich selbst gehöre dazu.

Inklusives Schreiben als solches hat für mich aber nichts mit einem Trend, sondern gesellschaftlichen Fortschritt zu tun. Die Sache ist dann eher, wie man es wirklich gut und für viele Menschen akzeptabel und rezipierbar umsetzt.

Und wenn man sich anschaut, dass laut der Studie über 40 Prozent der jungen Menschen es für irgendwie wichtig halten, dann ist das für mein Empfinden doch schon signifikant und zeigt eine Tendenz.

Richtig, deshalb mein Verweis auf diesen kleinen (aber umständlichen) Trick. :wink:

TL;DR: \*

echtschlecht165:
und wenn man beginnt die aktuell gängigen Regeln konsequent umzusetzen landet man schnell bei Bürger*innen*meister*innen (wahlweise mit * oder:)
Und dann ist man*frau ja auch wieder nur der*die, der*die sich lustig macht.

Ich unterhalte mit zwei Freunden einen Talk auf twitch und nur einer von uns gendert.
Das ist weder beim bunt gemischten Publikum noch bei den anderen beiden Teilnehmern ein Problem und wird akzeptiert.

Persönlich benutze ich immer noch „Blablainnen und Blabla“, wie ich es damals gelernt habe. Schließt niemanden aus und ich klinge nicht als ob ich beim sprechen gestolpert wäre. Es klingt einfach nicht schön und im geschriebenen Zustand stört es teilweise enorm meinen Lesefluß, weil ich doch schon relativ zügig Texte lesen kann.

Ich meine ja, dass das genaue Wie jetzt und hier eigentlich ziemlich wurst ist; das ist ein langer Prozess in der breiten Gesellschaft, auf den ich sehr geringen Einfluss habe (demgemäß gendere ich mal so mal so [oder auch mal nicht]), aber ich helfe gerne dabei mit, dafür ein Bewusstsein zu schaffen, dass es ein Verbesserungs- oder Modernisierungspotential in unserer Muttersprache gibt.