Brief und Sigl: Gibt's gute Kunst von schlechten Menschen? – WASTED Magazin
Darf ich finden, dass Caravaggio ganz geil gemalt hat, wenn ich weiß, dass er ein ziemlich brutaler Typ war, der sogar einen Mord begangen hat? Muss ich die Gemälde von Gauguin anders beurteilen, wenn ich erfahre, dass er seine Frau und Kinder einfach im Stich gelassen hat? Wie viel Emotion darf ich mir bei HC Andersens Märchen erlauben, wenn ich höre, dass er zeit seines Lebens ein knausriger Schnorrer war?
Also ich freu mich drauf muss ich ja gestehn…
Puh! Ich schätze die etwas kontroversen Themen deiner Newsletter sehr. Die Frage an sich ist so alt wie die Kunst selbst. Kann bzw. darf man Kunst und Künstler*in trennen? Deine Antwort kann ich sofort unterschreiben: jeder muss das zu erst vor sich selbst verantworten und ich denke, jeder hat da seine eigenen Grenzen. Dabei muss ich aber gestehen, dass mir in vielen Fällen die Hintergründe gar nicht immer klar sind. War Gaugin ein schlimmer Mensch? Keine Ahnung. Würde ich das aber als Kriterium heranziehen, ob ich diese Kunst konsumieren möchte, so müsste ich ja bei jedem Konsum zu erst einmal einen Backroundcheck zu der/dem Künstler/in machen. Und erst danach kann ich mich dann fundiert entscheiden. Das finde ich durchaus schwierig. Und wo fängt man dann überhaupt an?
Gerade im Gamingbereich haben wir ja durchaus auch noch andere große Probleme: Activision Blizzard faces fresh allegations of sexual harassment and discrimination in new lawsuit • Eurogamer.net
Hier sagen zwar auch alle „ja, schlimm schlimm“ aber freuen sich dennoch auf die Spiele und kaufen sie. Bei den Fans gibt’s zwar durchaus Boykottaufrufe, aber außer bei Anne von IM wäre mir da niemand groß bekannt, der jetzt Aktivision Blizzard wirklich boykottiert. Dabei finde ich den dort nahezu offen ausgeübten Sexismus, der wahrscheinlich sogar in einem Selbstmord mündete, wirklich Grund genug diese Spiele erst einmal zu meiden. Inwiefern ein Boykott dann wirklich hilft die Richtigen zu treffen, müsste aber natürlich dann auch noch diskutiert werden, denn da gehen die Meinungen ja auch noch weit auseinander,- genau wie auch bei Hogwarts.
Schwieriges Thema. Und wie du schon sagst, jeder muss das wohl mit sich selbst ausmachen.
Zugegeben, ich mache selten Backgroundchecks bei Künstler*innen. Habe ich schon, vor allem bei Musik, aber das ist eher die Ausnahme. Eigentlich will ich Kunst und Kunstschaffende trennen. Eigentlich.
Trotzdem muss ich ganz ehrlich sagen: Der offen herausposaunte Hass (+hust+ Hetze +hust+) von JKR gegen eine Minderheit, zu der auch ich in weitestem Sinne gehöre (und zeitgleich ein Anbiedern an den aufkommenden Gay-Romance-Trend der letzten Jahre, aber anderes Thema) hat mir einen großen Teil meiner Kindheit nachträglich versaut. Ich habe mit Harry Potter lesen gelernt, sowohl deutsch als auch später englisch. Und jetzt kann ich die Bücher nicht mehr anfassen.
Das Buch kann nichts für seine Autorin und doch ist es zwangsläufig untrennbar verbunden.
Ähnlich geht es mir übrigens mit HP Lovecraft, nur verbindet mich mit dem nichts emotional.
Einen gewissen zeitgemäßen Rassismus bzw Frauenfeindlichkeit kann ich im Kontext der Entstehungszeit verschmerzen, wenn auch nicht ausblenden. Beispielsweise Pippi Langstrumpfs Abenteuer auf eine Insel voller… ich glaube im Original hieß es ‚Mohren‘, korrekt wäre wohl indigenes Volk mit dunkler Hautfarbe. Ich finde es richtig, diese Geschichte aus modernen Auflagen zu entfernen, es versaut mir aber Pippi Langstrumpf selber nicht. Meines Wissens nach hat sich A Lindgren aber auch nie hingestellt und offen rassistisch herumgepöbelt.
Oder Sherlock Holmes und seine Sicht auf Frauen.
Bei modernen Spielen hat es immer ein Geschmäckle. Es sind immerhin für gewöhnlich auch Gemeinschaftsprojekte vieler Individuen. Blizzard, Ubisoft und Co stinken vom Kopf her. Ist es richtig, alles zu boykottieren, auch wenn man damit zwangsläufig auch all jene bestraft, die damit nichts zu tun haben, oder gar Opfer sind? Aber kaufe ich die Spiele, belohne ich damit auch/vor allem die Täter.
Für mich persönlich bin ich noch zu keinem Entschluss gekommen, werde es wohl auch von Firma zu Firma individuell entscheiden (müssen).
Ich persönlich beachte hauptsächlich zwei Punkte beim Umgang mit problematischen Künstlern und Werken. Ersten inwiefern sich das was ich oder andere als problematisch erachten im Werk wiederfindet. Das Miles Davis z.B. ein Frauenschläger war findet sich seiner Musik eher nicht wieder. Das D. W. Griffith den Ku Klux Klan super fand aber auf jeden Fall. Aber auch bei z.B. Lovecraft speist sich sein Horror direkt aus seinem xenophoben und rassistischen Weltbild, das ist zwar besser und abstrakter verbaut als bei Griffith aber es ist auf jeden Fall da. Und das bringt mich zu Punkt 2, welcher wäre das ich mir kein Recht einräume diese Aspekte zu ignorieren. Wenn ich problematische Dinge über Werk oder Autor erfahre sehen mich persönlich gezwungen diese nicht zu ignorieren, zu bewerten und in meine Interpretation des Werkes aufzunehmen. Als Beispiel würde ich mal »Metamorphosen« von Richard Strauss nennen, ein todtrauriges Stück für 23 Streicher. Das fand ich immer ganz toll, bis mir irgendwann klar wurden das was hier betrauert wird das befürchtete Ende der deutschen Kultur durch den verlorenen zweiten Weltkrieg ist (das Stück ist aus dem Frühjahr 1945). Ich finde das auch heute noch ein schönes Musikstück, würde das aber heute nie diskutieren ohne diesen Aspekt zu erwähnen.
Nebenbei sei erwähnt das das alles nichts mit den handwerklichen Fähigkeiten eines Künstlers zu tun hat. Caravaggio war technisch ein brillanter Maler und Jud Süß ist ein so grausamer Film weil Veit Harlan ein kompetenter Regisseur war. D. W. Griffith und Richard Wagner waren innovativ zu ihrer Zeit. Ich kann komplett verstehen wenn man sich mit dem Werk eines z.B. rassistischen Künstlers nicht auseinandersetzten möchte. Das heißt aber nicht das man sich ein technisches Urteil über deren Kunst erlauben kann.
Wo dann da die Grenze ist muss, finde mich, jeder für sich selbst entscheiden. Was aber nicht bedeuten das ich nicht mit dir hitzig darüber diskutieren würde warum deine Grenze scheiße ist, weil Du z.B. findest Burzum ist Partymukke (wobei ich mich da schon frage auch was für Partys Du so gehst) oder das Leni Riefenstahl Astethik schon ok geht (ich finde das Ende vom erste Star Wars bis heute befremdlich deswegen) oder irgendwas anderes der meiner Meinung nach jenseits der Grenze ist. Aber die Arbeit sowohl die kritischen Aspekte eines Künstlers oder Werkes zu betrachten wie auch die handwerklichen Fähigkeiten nicht automatisch abzuwerten muss man sich meiner Meinung nach schon machen.
Naja, bin da nicht komplett drin, aber was sie sagte war praphrasiert: „Soll jeder machen was er/sie/es will, solange niemand debei zu Schaden kommt. Aber sobald Transfrauen gebürtige Frauen im körperlichen Wettkampf (Profi- und Leistungssport) schlagen, wird’s halt schwierig.“, und selbst Caitlyn Jenner spricht sich gegen Transfrauen im Frauensport aus.
Und wenn dann Männer, die immer schlecht in ihrem Sport waren und 20+ Jahre als Mann trainiert haben, dann nach einer kurzen Transition die beste Frau im LAND ihrer Sportart sind und sogar Olympiateilnehmerinnern in der Disziplin schlagen, wird’s halt wild. Auf einmal wird das Lebenswerk einer Sportlerin zerstört, weil ein Mann vor ein paar Monaten entschlossen hat zu transition.
Und genau dann kommt eine außenstehende Person zu schaden. Kann diesen Punkt schon nachvollziehen. Und dann kann ich auch nachvollziehen, wieso man sich für die „Rechte gebürtiger Frauen“ einsetzt. Hat ja nichts mit Menschenrechten oder Respekt dem Menschen und der Entscheidung wie man leben möchte zu tun. Ich kann auch nicht mehr in der C-Jugend mitspielen, obwohl ich mich noch nicht erwachsen fühle. Würde dann halt alle vermöbeln da.
Bitte informier dich bei anderen Leuten als Frau Rowling und der TERF-Fraktion zu dem Thema. Es gibt keine Hinweise darauf, dass trans Frauen den Frauensport bedrohen. Das ist ein Scheinargument, mit dem der Hass gegen uns gesellschaftsfähig gemacht werden soll, und du bist drauf reingefallen.
Es geht ja nicht nur um Trans*Frauen im Leistungssport (btw, der Testosteronspiegel sinkt nach einiger Zeit der Hormontherapie auf das Niveau biologischer Frauen, der Vorteil im Hinblick auf Muskulatur geht also schnell verloren).
Kann und darf man kritisch sehen und drüber diskutieren, sicher.
Ich finde leider gerade die Tweets nicht, die ich suchte, wo es um Transfrauen auf Frauentoiletten ging und da will ich selbst ihr nichts Falsches in den Mund legen.
Fakt ist aber, dass JK Rowling Transfrauen (und auch Transmännern) praktisch ihre Existenz und Identität abspricht. Frau sei, wer menstruiert, als Beispiel.
Und ja, das ist massivst transfeindlich. Punkt.
Eh, in NZD im Olympischen Gewichtheben und erst letztes Wochenende bei den Landesmeisterschaften der USA. Jeweils Zweitklassige Männliche Athleten gewesen und als Frauen dann dominiert. Beide noch sehr jung in ihrer Transition und bei den Landesmeisterschaften der USA Letztes WE der NCAA war die zweitplatzierte Emma Weyant eine Silber-Medaillen Gewinnerin bei Olympia.
Erschwerend hinzu kommt, dass gebürtige Frauen, die von Natur aus mit einem hohen Testosteronwert gesegnet sind und entsprechend im Sport dominieren würden, dann per Reglement medikamentös runtergeregelt werden sollen
Das wäre ungefähr so als würde man Phelps die Arme Kürzen, weil sie zu lang sind.
Mir die ganze Gendersache eh Wayne, weil’s mich nicht tangiert. Kann aber schon verstehen wie es Frauen sauer aufstößt, wenn mittelklassige männliche Athleten nach ihrer Transition bei den Frauen aufräumen. Hat schon n Grund wieso im Tennis keine Frau n Aufschlag von Nem gleich gerankten Mann annehmen kann oder 15 Jährige Jungs gegen erwachsene Frauen im Fußball dominieren.
Ich müsste nicht Mal Boxen trainieren um in einem Jahr, wenn ich meine Transition hinter mir hätte, andere Frauen einfach übel zusetzen könnten. Knochendichte, Sehnenstärke und Muskelfaserdichte/-stärke bauen sich einfach nicht so schnell ab.
Und das hat nichts mit Gendern zu tun, sondern Fairness im Sport. Ich spreche denen nicht ab Frauen zu sein. Ich sage nur, dass sie durch ihre Vergangenheit einen unfairen Vorteil anderen Frauen gegenüber haben.
Wie gesagt: habe kein Twitter (außer für PS5 Screenshot Dumping), aber das was ich auf die schnelle ergooglete war halt, dahingehend bzgl. Schädigung Dritter. Und alles andere kann ja eigentlich auch egal sein.
Du sagst, dass es dich nicht interessiert und du dich damit nicht wirklich befassen willst, und verbreitest gleichzeitig Lügen. Entscheide dich bitte. Denn das, was du gerade machst, ist gefährlich.
Was verbreite ich denn für Lügen?
Du verbreitest Gerüchte über Sportlerinnen, die sich angeblich Titel erschlichen haben ohne auch nur zu sagen, um wen es geht.
Übrigens finde ich es eklig, dass du hier darüber lachst. Ich finde das leider überhaupt nicht zum Lachen.
Ich habe doch sogar konkrete Beispiele zu den Lügengeschichten gegeben, daher meine Verwunderung.
Um noch konkreter zu werden:
Vor 6 Tagen hat Lia Thomas die NCAA (nationale Schwimmmeisterschaft der USA) gewonnen.
"During the last season in the NCAA, Lia Thomas competed in the men’s division, in 2018-19. There, she ranked 554th in the 200-yd freestyle, and she is now fifth in the event this year.
Furthermore, in the 500-yd freestyle, Thomas was 65th in the country. Now, she ranked first place in the event this year. Finally, in the 1650 freestyle, she is now eighth in the nation, as opposed to 32nd in the men’s division."
2018-2019 ist Lia noch als William gestartet.
Beste is aber:
Interestingly, in the 100 freestyle event, Thomas’ best time in the men’s division was 47.15. Now, at the NCAA Championships, she posted a time of 47.37, which reflects little to no change.
Und gerade in Sprintdistanzen und Schnellkraft Events haben Männer krasse Vorteile Frauen gegenüber und da ist ihre Zeit seit der Transition nur 0.2 Sekunden langsamer geworden. (bsp hier für wären zB die durchschnittlichen 100m Laufzeiten, Tempi im Tennis Aufschlag, Distanz beim Golf Abschlag oder auch die Werte im Gewichtheben bei Frauen und Männern)
Und das is keine Genderdebatte, wo es im soziale Gerechtigkeit oder ähnliches geht, sondern um krasse Vorteile wie beim Doping auch. Wenn du 20 Jahre als Mann trainierst, geht das nicht spurlos an dir vorbei.
Und die zweitplatzierte Emma Weyant hat quasi ihr Leben dem Schwimmsport verschrieben und wird dann so abserviert. Und nein „Silber is ja nicht auch noch gut“. Wenn du so gut in einer Sportart bist und soviel opferst und trainierst, dann gewinnst du nicht silber. Du verlierst Gold.
Aber klar, don’t hate the player, hate the game. Kann aber schon nachvollziehen wieso man das kritisch sieht, weil es komplett alle Leistungen der gebürtigen Frauen entwertete, wenn jetzt überall Frauen kämen, die Jahre als Mann trainierten, und dann Rekorde aufstellen.
Aber ja, böse anti-woke Lügenpresse.
PS: man muss auch keinen Doktor in Sportwissenschaften haben um einen Zusammenhang in Schwimmen und Lungenvolumen erkennen zu können. Und - egal wie du dich fühlst - das Lungenvolumen eines Mannes wird immer größer sein als das einer Frau.
„Bei der Frau hat die Lunge ein durchschnittliches Volumen von 4,5 – 5,0 l und ein Gewicht von durchschnittlich 1,6 % des Gesamtkörpergewichtes. Beim Mann sind es durchschnittlich 6,5 – 7,0 l Lungenvolumen, bei einem Anteil von 1,8 % am Gesamtkörpergewicht“
Hier Lia im Bild.
Du tust, als ginge es hier um ein einziges, sehr spezifisches Argument im professionellen Sport.
Es geht aber um einen ganzen Haufen anderer „Argumente“, Vorbehalte, Diskussionen und Abwertungen.
Guter Überblick: A Complete Breakdown of the J.K. Rowling Transgender-Comments Controversy | Glamour
Lia Thomas hat in dem Wettbewerb gewonnen. Sie ist damit aber lange nicht die schnellste. Natürlich liest sich das unfair, wenn man es ohne Kontext postet und dann noch mit Deadnaming kombiniert.
Danach kommen von dir nur mehr vage Behauptungen für die ich keine Belege sehe.
Ich lass das mal hier, weil‘s gerade passt…
Was für vage Behauptungen?
So vage Biologie wie Lungenvolumen? Und soll ich jetzt von 1970-2020 einfach einer jeden athletischen Sportart die Top10 Werte Posten?
Und @Fabu
Verstehe den Post nicht ganz. Sollte man dann dem Doping auch einfach toleranter gegenüber sein?
Für die meisten Dinge (mir fällt jetzt ad hoc nichts ein) spielt es ja keine Rolle. Aber halt im Sport
Im Alltag ist es ja völlig wumpe.
Ich beziehe mich damit nicht auf dich, sondern auf die Trans-Thematik im allgemeinen. Davon abgesehen liebe ich es, dass Reichelt von der Maus zerstört wurde.
Aus dieser Sportsache halte ich mich raus, weil ich schlicht keine Ahnung davon habe.
Du behauptest, dass die Performance von trans Frauen, die Hormone nehmen, mit der Performance von cis Männern identisch ist und postest dafür lauter Fakten über cis Athleten. Das ist falsch.