Zum letzten Teil: ja, das unterschreibe ich auch weiter so. Das heißt aber nur, dass ihr nachträglich egal war, was dran zu ändern, nicht dass es von vorn herein gezielt gewesen wäre.
Es ist jetzt nicht so, dass das eine verschrobene Lesart wäre, die wir uns mit großen Mühen aus den Fingern saugen. Das ist schon von vielen anderen vor uns herausgearbeitet worden. Ich habe mich auch selbst schon mit Historikern dazu ausgetauscht, die das antisemitische Klischee sofort erkannt und als solches benannt haben. Sicher ist eine gewisse kulturelle und geschichtliche Sensibilisierung dafür nötig und sie ist in Deutschland sicher nochmal anders ausgeprägt als in UK oder US. Dass die Narrative bedient werden, halte ich aber für 95% unstrittig. Absicht usw. kann man da halt nicht ableiten.
Aber warum habt ihr denn ihre BDS-Ablehnung rausgelassen, das gute Verhältnis zu den jüdischen Organisationen, den Yad Vaschem Besuch oder den Teil ihres Werkes, der sich so eindeutig gegen Antisemisimus positioniert? War da die Zeit zu kurz? War das nicht bekannt? Erschien das Goblin-Beispiel als wichtiger? Und wenn ja, warum? Ich meine das wirklich nicht als Vorwurf. Es geht mir darum herauszufinden, wo vielleicht Leerstellen der Debatte sind, damit man diese besser adressieren kann.
Ich verstehe, dass du gerne weiter debattieren möchtest. Das empfinde ich als ehrenwert. Aber ich denke, dass es in diesem Fall sinnlos wäre, spezifische Textstellen aufzuführen, zu denen ich mir weitere Ausführungen wünschte. Denn du scheinst von bestimmten Einschätzungen von Rowlings Charakter und Weltsicht auszugehen, die ich nicht teile. Entsprechend sind unsere Interpretationen und Ansichten kaum deckungsgleich zu bekommen. Daher glaube ich, dass ein gedanklicher Konsens zwischen uns schwer zu erreichen ist.
Es wird der Debatte ja schon vorgeworfen, dass es ausufernd sei, überhaupt das Harry-Potter-Gesamtwerk für die Diskussion einzubeziehen, wenn es nur um das Spiel geht. Wir haben uns da nur auf Harry Potter fokussiert, ich kenne Rowlings andere Werke nicht. Es ist ein interessanter Hinweis, ich würde mir ein eigenes Urteil erst nach Lektüre erlauben. Ich würde aber dabei bleiben, dass ich es für die Darstellung in HP nicht für relevant halte. Für die Gesamtschau Rowling hingegen kann man das natürlich ins Feld führen.
Insgesamt sind die antisemitischen Narrative ein Nebenschauplatz für die Debatte, die Transfeindlichkeit stand für uns im Vordergrund. Aber weil es eben auch um Hogwarts Legacy ging und Goblins da das Hauptthema (sie kommen nicht nur im Hintergrund vor) sind, war das wichtig.
Das Thema ist insgesamt größer als eine Folge Wasted Weekly, das sieht man auch an diesem
Punkt.
Vorweg: Meines Erachtens ist JKR eine konservative transphobe Autorin, die mit ihren Aussagen Transfrauen extremen Schaden zufuegt. Ich boykotiere sie zwar nicht generell, allerdings beeinflussen ihre Aussagen doch stark mein Konsumverhalten. Deswegen komme ich mir ziemlich laecherlich vor sie jetzt zu verteidigen, aber ich hab bei folgendem quote von @gamepsychologe extreme Zahnschmerzen:
sagt nichts anderes als dass es sich bei Transfrauen um Männer handelt. Es verneint hier wortwörtlich die Existenz. Hier steht nicht „Transfrau“, hier steht „Jeder Mann, der glaubt oder sich wie eine Frau fühlt“. Das spricht trans Personen ihre Identität, ihre Existenz ab. Scheinbar wie selbstverständlich und ganz beiläufig.
Was du hier schreibst ist deine Interpretation des von ihr gesagten, und zwar die mit der negativsten Leseweise, aber nicht notwendigerweise die Richtige. Eine andere waere, dass sie Transfrauen in zwei Gruppen unterteilt, naemlich in „echte“ Transfrauen und psychisch gestoerte Maenner. Erstere sind die Frauen die im falschen Koerper geboren wurden, die sie persoenlich kennt und die ihr sympathisch sind. Zweitere sind eine nebuloese und abstrakte Bedrohung vor der sie Angst hat. Aengste muessen nicht real sein und richten sich oft gegen das Unbekannte.
Ich weiss natuerlich auch nicht, ob meine Interpretation jetzt die Richtigere ist. Es aendert auch nichts am Ergebnis, dass JKR transphobe tweets schreibt. Ich will nur aufzeigen, dass teilen der Argumentation (meines Erachtens) ein negativer Bias zu Grunde liegt, und deine (schluessige) Interpretation nicht ploetzlich zu einem unumstoesslichen Fakt wird.
Das ist ein bisschen schade: Da JKR zum Teil extrem wirres Zeug schreibt, braeuchte man den Bias eigentlich gar nicht
Du hast Transphobie umschrieben. Sich eine nebulöse Bedrohung aus den Reihen von Trans Menschen vorstellen, ist eben genau was hier das Problem ist. Für die Annahme dieser Bedrohung gibt es einfach keine Anhaltspunkte.
Da Rowling sich in all ihren Ausführungen immer nur auf die Bedrohungen bezieht, muss man auch bezweifeln ob sie ernsthaft an eine zweite Gruppe glaubt. Und so eine Unterteilung in “gute” und “schlechte” Trans Menschen ist schon so Grund-verquer, dass mir nichts dazu einfällt.
Ich habe dieses „Toiletten-Argument“ so verstanden, dass einfach irgendein Mann in eine Damentoilette kommen könne und behaupten könne, er sei eine Transfrau und habe somit das Recht, sich da aufzuhalten. Dadurch würden die Frauen somit einen Schutzraum verlieren (z.B. in einem Club oder einer Disko) und „less safe“ werden, weil man nicht mehr rufen kann: ich habe Angst vor dem, der verfolgt mich und der gehört hier nicht her. In dieser Lesart kommt gar keine Transperson vor.
Ich weiß, das hat sie so nicht geschrieben. Aber damit ist das Argument an sich ja nicht vom Tisch.
Ich weiß nicht, dass wirkt jetzt etwas ablenkend. Denn letztlich arbeitet ihr euch im Podcast eine ganze Weile an der Person JK Rowling ab. Ihr werft ihr vor, von Angst getrieben zu sein, interpretiert ihre Aussagen und damit ihren Charakter, spekuliert, was sie meint und unterstellt ihr sogar Gedanken. Da scheint es eigentlich nur angemessen und gerecht immerhin auch andere Aspekte ihres Tuns mit einzubeziehen, die die Sicht verbreitern.
Aber… eine Personenstandsänderung, die Rowling politisch bekämpft, würde daran nichts ändern. Auch schon heute könnte man auf Toiletten gehen und jedes Geschlecht proklamieren. Damit ist das Argument eben doch vom Tisch.
Praktisch sind dem Ideal Grenzen gesetzt. Ich habe mehr als 20h Videomaterial und zig und zig Texte, die ich teils kannte und nicht kannte, für die Vorbereitung (nochmal) gelesen. Es ging um die Frage nach der Transfeindlichkeit bei Rowling und ob es fernab davon auch andere Probleme beim Spiel selbst gibt. Nochmal andere Bücher von Rowling lesen hätte den Rahmen von einer Stunde Wasted Weekly wirklich gesprengt.
Sicher? Denn wenn ich Rowlings Logik richtig verstehe – was alles andere als sicher ist – geht es ihr ja auch darum, dass es nicht zur „Normalität“ werden soll, dass Menschen mit einem Penis zwischen den Beinen – die sich als Mann verstehen –, sich einfach als Frau proklamieren und dadurch ungehindert in Safe Spaces eindringen können.
Sie scheint davon auszugehen, dass das mit einem Gesetz, nach dem Trans-Menschen ihr Geschlecht ohne medizinisches Gutachten und Fristen ändern können, „einfacher“ werden könnte, weil dadurch ein narrativer Shift stattfinden könnte.
Es ist jetzt nicht so, dass ich dieses Argument befürworte oder unterstütze, aber ich kann die Denkweise zumindest nachvollziehen.
Wäre es wirklich soviel mehr Arbeit gewesen, kurz ihr Engagement gegen Antisemitismus zu googlen? Oder es zumindest mit einem Satz nach der Goblin-Diskussion fallen zu lassen?
Sorry, das finde ich der Frau gegenüber – so egal sie mir sonst auch ist – wirklich ungerecht. Insbesondere in Anbetracht dessen, wie ihr euch im Podcast sonst an ihr abarbeitet.
Und ich glaube, es hat niemand von euch gefordert, nochmal andere Bücher von Rowling zu lesen oder derartiges.
Ne, sorry. Da musst du von deiner Entitlement-Wolke mal runtersteigen. Es hat den normalen Weekly-Rahmen schon so ziemlich gesprengt. Die ganze Person Rowling kann ihr Biograph analysieren.
Zum thema gute und schechte transmenschen dass den gameosychologen anscheinend so sprachlos zurücklässt:
Ich gebe es offen zu. Wenn es die möglichkeit gibt, unkompliziert per selbstauskunft das geschlecht umwandeln zu können, werde ich das prüfen, wie einfach das wirklich geht. Und zwar nur um 5 jahre früher in pension zu gehen.
Wäre ich 17 ,würde ich dasselbe wegen der einberufung überlegen.
Mir ist es relativ wumpe, was andere über mich denken oder mich als mann, frau oder sonstwas lesen.
Aber wenn ich durchs mir durchs gesetz vorteile schaffen kann, dann mach ich das auch. Und wenn ich dafür irgendeinem psychologen was vorheucheln muss, dann mache ich das auch. Wäre nicht das erste mal
Mit meinem relativ breiten becken bring ich das auch durch
Ich bin davon ehrlich ziemlich angefasst, aber ich möchte es doch lieber im Guten ausklingen lassen.
Um es nachvollziehbar zu machen: wir haben zu konkreten Fragestellungen recherchiert. Ein Engagement in Zusammenhang mit Israel ist mir dabei nicht bekannt geworden, ich habe es zum ersten Mal hier im Forum gelesen. Vielleicht hätte man noch besser und noch mehr recherchieren können, aber es gehörte eben auch nicht zum engeren Fokus und kam daher nicht auf. Es ist also keine Entscheidung zur Auslassung.
Schon gut. Alles easy. Ich hege keinen Groll - der „Entitlement-Wolke“ zum trotz ; ) Ist schließlich nur eine Debatte im Internet, und die können und dürfen hitzig werden.
Ich fand den Thread in seiner Gesamtheit ziemlich unterhaltsam und anregend.
Aber ich sagte, die Debatte ist für mich beendet. Daran halte ich mich.
Für alles darüber hinaus: mein PM-Postfach ist offen.