Hogwarts Legacy boykottieren?

Wir stellen wohl langsam fest: Spiel ist wohl qualitativ richtig gut geworden, auf dem PC noch Schrott…(nach Testberichten)
Muss halt jede_r für sich entscheiden, ob es jetzt gespielt werden muss (zum Vollpreis), gewartet werden kann oder es nie anrühren wird.

  • in den bisherigen Testberichten wurde der Aspekt der Goblins nicht komplett wieder gegeben, wohl aus Spoilergründen.

  • es bestätigt sich, dass die unverzeihlichen Flüche komplett ungeniert genutzt werden dürfen, ohne dass es ne Auswirkung auf die Spielwelt gäbe.

  • aufgrund dieses Umstandes finde ich einige Aussagen in Testberichten, dass das Spiel die Welt „perfekt“ umsetzt, für reichlich übertrieben und schlichtweg falsch. Ungeniert Leute in Kämpfen verfluchen zu können, sie zu manipulieren und zu töten und das dies null Reaktionen im Spiel hat, ist eine zentrale Schwäche des Worldbuilding.
    (ein Griffindor oder Hufflepuff nutzt permanent in Kämpfen Todesflüche und bleibt in seinem Haus - leider fehlen diese Infos in den Berichten, wie man diese Flüche erlernen kann. Vielleicht dürfen das einige Häuser gar nicht erlernen, keine Ahnung. Halt diese Infos fehlen komplett)

  • bereits Ultima IV von 1985 hat diese Funktion für Open World eingefügt, dass Handlungen Auswirkungen haben und besonders Moral ein zentrales Element sei. Die 90er Rollenspiele sind voll mit gut/böse Handlungen und ihrer Auswirkungen.
    (das alles ist in den Büchern und Filmen zentrale Idee, ob man gut oder böse sei und die Flüche zB machen einen zentral zu einem Todesser)
    Wenn man also skrupelos spielen möchte (was legitim ist), dann sollte es auch deutlich erlebbar sein.

  • bin auf die Erklärungen der USK gespannt, wieso dieses Spiel ein USK 12 Siegel bekommen hat und ob es endlich mal ihre Entscheidungen nach ihren neuen Richtlinien transparent behandelt. USK 14 bleibt weiterhin ungenutzt. Schade…
    Interessant und auffällig, dass neben der USK 12 Beurteilung eine Pegi 16 Wertung vorhanden ist. Und sowas passiert gefühlt nicht oft, dass Pegi ein Spiel strenger wertet als die USK, wobei dies nicht verwunderlich wäre bzgl der Prozesse bei der USK und bei Pegi Wertungen.

Wahrscheinlich wird das Spiel ein Millionen Seller und wohl das bestbewerteste Game im Harry Potter Franchise aller Zeiten.

PS: Muss schauen, ob ich das Spiel (bei Anfrage) mit den Jugendlichen testen lassen werde. Ich boykottiere das Spiel, solange es was kostet, aber als Testerino sollt ich mich (leider) eigentlich in das Spiel hineinarbeiten, um mir ein Urteil bilden zu können. Mal schauen…(aber solange kein Jugendlicher danach fragt, werd ich das Game meiden)

PPS: Natürlich war es schon immer im Franchise unlogisch, wenn es sowas wie unverzeihliche Flüche gibt, wieso kann sie irgendwie jeder? Also die Erwachsenen sowieso und wohl kann jeder Schüler, jede Schülerin diese Flüche erlernen…aber es bleibt UNVERZEIHLICH, diese Flüche, die du übrigens im dritten Regal rechts, großes graues Buch, nachlesen kannst JEMALS einzusetzen…ich gehe mal für 3h aus der Bibliothek raus und du kannst ALLEINE machen, was du willst…

1 „Gefällt mir“

Ich antworte mal darauf, ohne genau zu zitieren (hab die Funktion auf dem Smartphone Browser noch nicht gefunden):
Also die Grundproblematik des binären liegt in seiner fanatischen Auslegung, dass egal was jemand einem sagt und beweist, es nur 2 Geschlechter gibt. Und man automatisch zu einer Seite gehört, gehören muss. Und Personen wie Terfs wollen bestimmen, definieren, wer Frau und Mann sei. Bzw der Staat soll es erzwingen. Ist genauso das Prinzip, was Ärzte früher mal gemacht haben, dass sie direkt nach der Geburt eines Kindes entschieden haben, was es eigentlich sein SOLL…wenn das Kind zB mit beiden Geschlechtsmerkmalen geboren wurde.
Quasi eine Gruppe von Menschen will bestimmen, wie du sein sollst. Weil das ja angeblich besser für die Gesellschaft sei, wäre etc. bla bla…
Wenn aber Leute anders denken und leben wollen wie Terfs es möchten, dann gelten diese als Feinde der Gesellschaft, der Frau etc und gehören bekämpft und ausgeschlossen. Und einige Terfs verwenden schon Argumentationen, welche aus der Zeit der NS Ideologie und früher stammt. Eigentlich ist diese alte Art des Gedankenguts und der Verbrechen, die damals vonstatten gingen (Homosexualität zB wurde verfolgt und Menschen wurden als „asozial“ (Begriff aus der NS Ideologie) gerichtlich verurteilt und auch ermordet) auch bereits Terf Sprech.
Und eine Terf und Unterstützerin wie JKR kann sich davon nicht frei machen und als unbeteiligt definiert werden, wenn sie Gelder für Demos und Kampagnen einsetzt (als Milliardärin), weltweit, um Gesetze umzusetzen, die sagen, welche 2 Geschlechter eine Gesellschaft haben darf und was andere Menschen erlaubt, tun zu dürfen, um andere, sogar Kinder zu untersuchen. Und Menschen dazu zwingen soll, sich zu A oder B zu bekennen, weil sie halt sonst…tja und jetzt kann sich jeder selbst überlegen, wie weit dieses „Spielchen“ der Terfs und Fanatiker gehen soll, gehen darf.

Ich glaube darum geht es auch: Um Menschenrechte und Existenzgrundlagen („Was bin ich und was darf ich sein?“) und dieser Terf Fanatismus gehört abgelehnt und auch bekämpft. Insbesondere weil es NICHT die wissenschaftliche Grundlage und nicht im Sinne der Menschenrechte, der Grundrechte, ist.

PS: Wenn JKR nicht so schlimm wäre oder denkt, wieso gibt sie ihr Geld und Zeit und ihre Reichweite dafür her, aktiv Programme und Demos zu unterstützen? Sie ist einfach eine Fanatikerin…

PPS: Und die meisten Terfs lehnen ja Transpersonen nicht einfach so ab, sondern setzen diese Menschen gerne gleich mit Verbrechern, Vergewaltiger in eine Verbindung. TransPersonen = Verbrecher, weil potentielle Vergewaltiger. Und das kennt man doch irgendwoher schon?

2 „Gefällt mir“

Die Kindernachrichtensendung Logo hat sich heute übrigens auch mit dem Thema JKR, Transfeindlichkeit und Hogwarts Legacy befasst.

3 „Gefällt mir“
3 „Gefällt mir“

Sehr schön! :slight_smile:

ich hab den dunklen Parabelritter (schon alleine der Name). Und ich kann ihm eigentlich in allem ab der Hälfte auch recht geben.

Also der Take, dass die Debatte erst Aufmerksamkeit für das Spiel erzeugt hat, hat keine Grundlage. Es war schon vorher extrem präsent und wenn ihr bei euch noch keine Plakate zum Spiel gesehen habt, müsst mal wieder an die frische Luft gehen. Die Werbung ist omnipräsent. Allein der erste Trailer von vor 2 Jahren hatte >30 Mio. Views. Aufrufe zum Boykott werden die Zahlen weder deutlich gesenkt, noch deutlich gesteigert haben.

Dass euch bei der Rhetorik nicht schlecht wird, wundert mich jetzt etwas. Niemand wolle sich ein Spiel „verbieten“ lassen. Solche Behauptungen hört man immer wieder nur von rechts, in der Bildzeitung, von der AfD. Die Grünen wollen dir dein Auto wegnehmen. Die Woken wollen dir die Spiele wegnehmen! Uffffff

Der Take zur Unwissenheit ist auch in letzter Konsequenz haltlos. JKR, aber auch Gronkh, haben ja inzwischen genug Informationen.

Der Whataboutism „du hast bei Amazon bestellt“ und deshalb ist deine Kritik an JKR ethisch wertlos, ist auch das lächerlichste Pappargument überhaupt. Als ob man sich um alles kümmern könnte und müsste, um eine Kritik zu äußern.

1 „Gefällt mir“

Leider ist diese Art des Denkens bis tief in den konservativen Mainstream eingesunken. Die Gender-Debatte ist ein sehr gutes Beispiel. Wokeness ist überall und jede Haltung oder Positionierungen wird zum Verbot umgedeutet.

3 „Gefällt mir“

ich pendel jeden Tag und gehe auch jeden Tag 1-2 Stunden mit dem Hund durch die Stadt spazieren. Viele Plakate gab es zumindest in Wien nicht.

wer ist „euch“?

1 „Gefällt mir“

Tut mir Leid, dass ich da mittlerweile einfach nur noch genervt bin, weil ich dieselben Takes wie in dem Video immer wieder höre. Punkt zur Werbung ist, dass sie insgesamt sehr präsent war, Beleg dafür sind u.a. die hohen Abrufzahlen schon der ersten Trailer. Wir haben im Podcast besprochen, dass ein Boykott-Aufruf nicht zu einbrechenden Verkaufszahlen führen wird. Dasselbe gilt logischerweise auch andersherum.

Um ehrlich zu sein, habe ich seine diesbezüglichen Aussagen nicht so verstanden, sondern eher dahingehend, dass man aufpassen müsse, seine Argumentation nicht dadurch angreifbar zu machen, dass man seinen ganzen Fokus nur auf ein Thema lenkt und dort hart und unnachgiebig kämpft. Denn dann fällt es der Gegenseite eben leichter, entsprechend dagegen zu halten. Von ethischer Wertlosigkeit habe ich da nichts gehört (aber vielleicht verpasst?).

Das Musk/Twitter-Beispiel verfängt bei mir halt schon irgendwie. Laut Focus (Qualitätsmedium) soll sich Musks Tochter von ihm losgesagt und den Namen geändert haben, weil er die Reps unterstützt, die wiederum in Teilen transfeindliche Gesetze unterstützen. Und dann ist es halt ein dankbarer Angriffspunkt zu fragen, ob es klug ist, über Twitter zum Boykott eines Spiels aufzurufen, weil die Autorin des Universums, auf dem das Spiel basiert, transfeindliche Ansichten vertritt.
So habe ich zumindest den Ritter verstanden und das erschien mir durchaus nachvollziehbar.

Und wenn Du sagst, man kann sich ja nicht um alles kümmern, dann stimmt das natürlich voll und ganz. Deshalb steht es ja glücklicherweise auch jedem frei, keine Meinung zu JKRs Trans-Aussagen zu haben und das JKR-Thema darf einem dann sogar egal sein (was es mir persönlich nicht ist), weil man eben nur begrenzte Zeit hat und einem vielleicht andere Themen wichtiger sind. Alles natürlich im Rahmen geltender Gesetze und Regeln. Das erscheint aber mittlerweile leider nicht mehr allgemeiner Konsens zu sein.

4 „Gefällt mir“

Je mehr ich wider bessere Absichten hier und da von der „Debatte“ und ihren Akteuren mitkriege (Nicht hier sondern im weiteren Internet), desto überzeugter werde ich, dass selbst wenn mich Harry Potter interessieren würde „fuck this shit, es gibt andere Spiele“ meine persönliche Reaktion wäre. Allerdings tue ich mich immernoch genauso schwer damit diese Haltung anderen nahezulegen, da für viele Menschen dieses „Universum“ sehr wichtig zu sein scheint und es einem alten Snob wie mir natürlich leicht fällt den Käse zu ignorieren.

In other news: Heute ist der Tag an dem ich erfahren habe, dass Zauberer sich laut offizieller Potter „Lore“ bis ins 18. Jahrhundert ungeniert eingeschissen haben.

3 „Gefällt mir“

Nein, denn es legt offen, dass es Quatsch ist, im Kapitalismus kritisch konsumieren zu wollen, weswegen man das nur über den Umweg der Anthropomorphisierung ökonomischer Strukturen machen kann, indem man behauptet, dass einzig JK Rowling (und nicht Daniel Radcliffe oder Rufus Beck) das Harry Potter Franchise sei. Dasselbe ist bei Twitter der Fall, wo seit vielen Jahren menschenfeindliches Zeug rausgehauen wird (was meinen besten Freund zu dem Urteil „Wer twittert, vergast auch Menschen“ verleitet hat), was aber so lang egal war, bis Elon Musk da eingestiegen ist - alles das Gegenteil von durchdacht und reflektiert, sondern auf maximal 140 Zeichen runtergebrochene, verkürzte Kapitalismuskritik (die den Namen „Kritik“ nicht verdient).

1 „Gefällt mir“

Kritischer Konsum macht durchaus Sinn. Die Konsequenz aus „es gibt kein richtiges Leben im falschen“ ist eben nicht „Dann ist ja alles egal“.

Immer mehr Leute werden Veganer und der Fleischkonsum in Deutschland geht drastisch zurück. So einfach kann das manchmal sein.

Ob die Diskussion unmittelbar spürbare finanzielle Auswirkungen für JK Rowling gehabt hat, ist in diesem Fall sekundär.
Rechtsradikale sehen Trans*Menschen als geeignete Zielscheibe für ihren Hass, da es in der „Mitte“ der Gesellschaft aktuell noch viel Unwissen und Vorurteile über diese Gruppe gibt.
Dieses Unwissen sehen sie als Nährboden für ihre Ideologien.

Da kann es nur heißen aufzuklären und entschlossen dagegenzuhalten. Die Aussichten sind zum Glück gut, dass das mit der Zeit zu immer mehr Menschen durchdringt.

6 „Gefällt mir“

Genau so habe ich es auch verstanden. Wo man da whataboutism rausliest ist mir vollkommen schleierhaft. Außerdem handelt 50% des Videos nur davon dass Twitter nicht sie Welt ist und man auch die kleinen Fortschritte anerkennen sollte (mit Beispiel auf die Transfigur im Spiel). Stattdessen wurde sich darüber beschwert, dass im Namen jener Figur „Sir“ steht (das der Name real existiert mit einer Bedeutung wird ausgeblendet). Anscheinend kann man sogar eine trans Figur spielen, habe das aber jetzt 0 überprüft. Aber anstatt sowas positiv hervorzuheben wird trotzdem ein Boykott vom Zaun gebrochen wegen JKR.

1 „Gefällt mir“

Die Leute wollen HP und JK Rowling boykottieren, weil es ihnen nicht wehtut. Genauso kann ich völlig schmerzfrei für Tibet, gegen Pelze und eben auch Vegetarier*in sein (weil hier der Markt dafür gesorgt hat, dass ich trotzdem gut und teuer essen kann, oft im Gegensatz zu manchem Fleischschrott, der in Deutschland unterwegs ist).
Wenn ich aber den ganzen Tag neben der AFD, Trump und der Hamas auf Twitter abhänge („ich brauche das beruflich“) oder mich trotz mieser Arbeitsbedingungen bei Amazon austobe („woanders kriegt man die Sachen heutzutage gar nicht mehr her“), dann liegt das nicht daran, dass man eben nicht alles boykottieren könne (ich persönlich kann viel besser ohne Twitter als ohne Harry Potter leben), sondern daran, dass man die Frage nach kritischem Konsum für sich so zurechtgebogen hat, dass sie sowohl in der Theorie als auch in der Praxis belanglos ist - das wird ja hier auch oft genug gesagt, das ist eigentlich kein Unterschied macht ob man JK Rowling boykottiert oder nicht. Der Ausruf „Whataboutism“ ist die Verweigerung dieser Diskussion.

4 „Gefällt mir“

Den Sinn dieser Diskussion verstehe ich wiederum nicht.

Wir sind uns ja sicher einig, dass es mehr Probleme gibt als man überblicken kann. Einige davon kennen wir, von anderen haben wir nicht mal gehört. Und wir können weiter davon ausgehen, dass es prinzipiell nicht möglich ist sie alle zu können und wenn, dass es prinzipiell nicht möglich ist nach all ihnen zu leben.

Das viel beschworene Mantra “Es gibt keinen ethischen Konsum im Kapitalismus” klingt für mich aber nach Kapitulation im Kapitalismus. Es klingt für mich wie die Ausrede dafür, dass man eben gar nichts tun muss, weil es ja ohnehin nicht möglich ist.

Verstehe ich das Mantra hier falsch? Was ist die Konsequenz dieser Aussage?

PS: Für die Verkäufe von HL ist der Boykott-Aufruf vermutlich belanglos. Nicht aber für den Kampf um die Rechte von Trans Menschen.
Dass Kämpfe um soziale Veränderung übrigens auch im Kapitalismus erfolgreich sind, zeigt ja die Geschichte. Nachdem Vergewaltigung in der Ehe erlaubt, Homosexualität aber verboten war, haben Menschen dafür gekämpft, das zu ändern - und waren erfolgreich.

Ich glaube du unterschätzt, was die Entscheidungen von Einzelnen über die Zeit bewirken können.

Um mal beim Vegetarismus zu bleiben. Das war vor wenigen Jahrzehnten noch wenig bequem. Die Leute hatten viele unangenehme Diskussionen im Familien- und Freundeskreis und auch der Markt wollte überhaupt nicht gönnen.
Es gab kaum pflanzliche Fertiggerichte und wenn man Essen gegangen ist, war das Angebot stark eingeschränkt oder gar nicht vorhanden.

Und trotzdem sind das heute 10% der Leute. Ich stimmt dir schon zu, dass durchgreifende, schnelle Veränderungen nur geschehen können, wenn Institutionen und Wirtschaft „mitarbeiten“.
Aber weder Politik noch Wirtschaft sind aus sich heraus an Änderungen interessiert.
Die Wirtschaft lässt sich durch die Aussicht auf Geld lenken; die Politik dadurch, dass gesellschaftliche Einstellungen an sie herangetragen werden.

Es ist sicher naiv anzunehmen, dass das Gute, Wahre und Schöne sich mit der Zeit immer durchsetzen.
Aber wenn wir mal Bilanz ziehen, findet man in den letzten Jahrzehnten nicht wenige positive gesellschaftliche Veränderungen.
Das wird zB durch das Auftreten der AfD oft überschattet. Aber wir sollten das trotzdem hoch halten.

Es haben in vielen Fällen wenige angefangen und haben am Ende Mehrheiten für ihre Positionen errungen.

8 „Gefällt mir“

Gerade im Kulturbereich (in den würde ich Hp jetzt einfach mal einordnen) stellt sich in der Tat die Frage, was denn da der Gegenentwurf zu kritischem Konsum ist. Regulierung? Wäre das nicht tendenziell Zensur?
Grundsätzlich sehe ich das schon auch so, dass der freie demokratische Markt sehr begrenzt in seiner gesellschaftlichen Gestaltungsmacht ist. Das Individuum mit seiner Konsumentscheidung macht auf einem Massenmarkt keinen Unterschied. Dafür bedarf es schon wirklich starker gesellschaftlicher Bewegungen. Gerade die Vegetarier - Bewegung hat aber gezeigt, dass das durchaus möglich ist. In anderen Fällen bin ich allerdings der Meinung, dass es unfair ist, die notwendigen Veränderungen den Konsumenten zu überlassen, insbesondere in Bereichen, wo tendenziell Monopole entstanden sind (für Fälle, wo es wirklich eindeutig ist, gibt es ja aus guten Gründen ein Kartellamt. Ob das immer so gut funktioniert, ist eine andere Diskussion). Bei Amazon haben wir weniger ein Monopolproblem, sondern eine gewisse Marktverzerrung, weil die Mitarbeiter dort in Logistik-Tarifverträgen stecken und nicht wie der Einzelhandel bezahlt werden. Damit hat Amazon kein klassisches Monopol, aber einen sehr mächtigen Marktvorteil. Hier wäre eine staatliche Regulierung notwendig, um Konsumenten eine Entscheidung zu ermöglichen, die tatsächlich einen Unterschied macht, oder noch besser, gewisse extrem aggressive und fragwürdige Praktiken unterbindet. Wenn man sich das im Detail anschaut, ist es aber schon ein deutlich anders gelagerter Sachverhalt als im Fall von jkr Rowling, wo es ja viel stärker um ein konkretes geistiges Produkt einer einzelnen Person geht. Und Twitter ist wieder ein Thema für sich. Ich geb dir recht, Myron, dass unsere Gesellschaft es sich mit diesen kritischen Konsumentscheidungen oft viel zu einfach macht, aber ich finde es nicht richtig, daraus zu folgern, dass das gar nicht funktioniert. Wie gesagt, was wäre denn die Alternative?

Ach schau, genau das würde ich Menschen erwidern, die „Whataboutism“ rufen :wink:

Das stimmt, und daher möchte ich gerne wissen, warum man manche Probleme angeht und manche nicht, das ist ja nicht gewürfelt. Vielleicht sind einem die Belange von Transmenschen wichtiger als die Arbeitsbedingungen bei Foxconn oder auf deutschen Spargelfeldern - vielleicht ist die Angelegenheit aber auch so weit runtergedummt, dass am Ende ein Mensch übrig bleibt, den man dann boykottieren kann. (Denn das ist ja immer noch das Thema dieses Threads.) Das habe ich jetzt schon recht häufig gesagt und irgendwann muss man sich vielleicht eingestehen, dass man aneinander vorbeiredet oder nicht zusammenfindet.

Menschen wie JK Rowling.

Das ist überhaupt nicht naiv, nur finde ich nicht, dass in den Angriffen auf JK Rowling dem „Guten, Wahren und Schönen“ Ausdruck verliehen wird - es ist schon was her, daher sage ich nochmal, dass ich Jack Halberstam in all seinen Aussagen zu Transidentität zustimmen würde, auch wenn ich natürlich nicht alle kenne - Menschen dagegen, die den Begriff „radical feminist“ abwertend verwenden, würde ich nicht zustimmen. Mit denen bin ich noch nicht mal stillschweigend solidarisch.

2 „Gefällt mir“