Das ist das mit Abstand netteste, knuffigste und beste Spiel aller Zeiten und wird hier mit keinem Wort erwähnt… Leute!
Das prangere ich an!
Das ist ein Skandal!
Ich kann tatsächlich auch Null nachvollziehen, wieso der Shop im gegenwärtigen Zustand so eine Aufregung verursacht. Er ist optional, hat keine Slot Machine Mechanik und beinhaltet keine Gameplay beeinflussenden Items. Da empfinde ich beispielsweise die DLC Politik von Paradox Spielen oder EA wesentlich bedenklicher.
Die Argumentation bezüglich minderjähriger Nutzer ist für mich eine Umkehr der Verantwortlichkeiten. 14 Jährige sind in Deutschland beschränkt geschäftsfähig und die pure optionale Möglichkeit des Erwerbs trifft schlichtweg auf alle Waren zu, weshalb die Kontrolle vollständig den Eltern unterliegt. Glücksspiel Mechanik sind natürlich davon ausgenommen.
Diablo 4 war mit großem Abstand der beste Triple A Launch der letzten… ach seit immer… Jahre und das Game hat die Spitzenwertung einfach verdient und daher auch seb Gürtel.
Porsche oder das Austern-Restaurant nehmen aber auch nicht 50 Millionen Dollar in die Hand, um dir einzutrichtern, dass du unbedingt Teil dieser Erfahrung sein musst. Erst wirst du heiß gemacht, dann mit FOMO („Nur zehn Euro mehr oder du kriegst diesen Skin nicht!“) eingegliedert und am Ende durch bewusste „Suchterzeugung“ ausgenommen (Season-Pass, Shop, …).
Und das alles nicht bei einem klar definierten Luxusgut (das natürlich auch allen zur Verfügung stehen sollte, aber da sind wir wieder bei sehr fundamentaler Kritik), sondern bei einem Kulturgut, zu dem @Brainbug ja schon was passendes gesagt hat.
Ich finde es extrem problematisch, so etwas auf den/die Verbraucher:in abzuwälzen. Klar „muss“ man nicht. Niemand steht mit der Waffe vor dir und zwingt dich, Diablo zu kaufen. Aber so freiwillig, wie du das in bester FDP-Manier suggerierst, ist es auch nicht. Menschen sind manipulierbar, jede:r einzelne von uns. Und Firmen wissen das. Und Firmen wie AB haben daraus inzwischen ein Geschäftsmodell gemacht (und ja, es gibt noch weitaus schlimmere). Es hat einen Grund, warum so enorm viel Geld in Werbung und Tracking fließt. Zum Teil kann man sich dem einfach nicht entziehen und du hast plötzlich Bedürfnisse, von denen du bis zum letzten Showcase und den Tagen darauf gar nichts wusstest.
Und dann stehst du da und musst dich entscheiden: willst du dich schlecht fühlen oder gut? Willst du mitreden können oder dich außen vor fühlen? Der Unterschied sind 70€. Ach nee, der Kumpel hat ja die goldenen Schwingen. Also doch 100€.
Und dieses Gerede, dass das nun mal so sei, stimmt sogar. So läuft das halt hier. Aber es redet sich so halt auch sehr leicht, wenn man in einer gewissen Bubble ist und eben nicht für 3,30€ Stundenlohn Pakete ausliefert oder nach 12 Stunden Schwarzarbeit auf dem Bau, sich doch wenigstens den überteuerten Eskapismus eines Call of Duty gönnen will, auch wenn’s eigentlich nicht drin ist.
Ja, so ist das halt. Aber gut finden, muss ich das nicht. Und verharmlosen schon gar nicht.
Du hast noch keinen Auto Konfigurator bedient, oder?
Das funktioniert am Ende fast genauso. Im Marketing wird ueberall das TopModell beworben, die Basisvariante hat dann aber „nichts“ verbaut.
Das ist vermutlich die eigentliche Debatte. Fuer mich sind Videospiele ein Luxusgut, kein oder nur in manche Teilen, ein Kulturgut. Der Welt wuerde ohne ein D4 nichts fehlen, ohne Beethoven jedoch schon.
Dazu wuerde ich (natuerlich nicht von dir) wirklich gerne Mal zahlen sehen. Wie oft wird das wirklich verkauft, wie oft aus dem „Skin“ Grund, wie oft einfach aus Jux / gar nicht genau gelesen. Wie oft aus Gruppendruck?
Finde die Gedanken hier sehr klug und will mich an dieser Stelle auch für eine Art „Demokratisierung“ von Spielen bezüglich des Preises stark machen. Spiel sind ja eben kein Luxusgut, sondern ein kulturelles Massenphänomen. Exklusivität durch zu hohe Preise und weitere Monitarisierungssystem schaffen am Ende nur Exklusivität und verhindern das viele Menschen (gerade die mit kleinem Geldbeutel) partizipieren können. In meinen Augen besonders problematisch wird es dann, wenn sowas eben tatsächlich Ausgrenzung zur Folge hat, also wenn z. B. auf dem Schulhof nur die coolen Kids den neuen Fortnite Skin haben.
Das ist leider meistens eher Wirtschaftsförderung und hat wenig mit Kultur oder sogar Kunst zu tun. Sieh Herr der Ringe Gollum hust hust. Wobei das Spiel ist so schräg es könnte fast wieder als Performance angesehen werden.
Dazu braucht es keine Zahlen, es reicht in Blick in das Angebot. Es gibt nur Zeug, das entweder von anderen gesehen werden kann oder das dir einen Vorteil verschafft. Wie viele Skins für das UI gibt es denn? Oder andere Soundeffekte? Ein anderes Hintergrundbild im Hauptmenü? Gibt es nicht. Es geht darum, sich von anderen abzuheben. Quasi immer.
Genau das meine ich, wenn ich davon spreche, wie Firmen menschliche Schwächen ausnutzen, um Profit zu machen.
Studien wären natürlich trotzdem interessant. Ich bin ziemlich sicher, ActivisionBlizzard hat welche im Schrank. Denn darauf, was zieht und was nicht, basiert ja all der Quatsch. Vielleicht können wir ja mal lieb anfragen.
Bzgl Nintendos Preispolitik muss man aber fairerweise hinzufügen, dass der Vollpreis, egal ob für ein Remake oder neues Spiel meistens nur für die Cardridge Versionen stabil bleibt. Die digital Shop Varianten werden dann doch schneller herabgesetzt. Und genau darauf will ich hinaus. Es ist ja eine besondere Sache, ob man eine digitale Version (mittlerweile nur noch) erwerben kann und im Grunde genommen ist dies dann nur ein Mietrecht oder man die CD oder Cardridge Version für immer bekommt. So gesehen will Nintendo zwar viel Geld, dafür kannst und solltest du die Cardridge Versionen holen. Also müsste man immer zwischen dem digitalen Preis und dem Preis für die physikalische/ausgedruckte/produzierte Version unterscheiden.
Herr der Ringe - Schlacht um Mittelerde II lässt grüßen (weil kann nicht mehr gespielt werden, außer du besitzt die CD Version)
PS: Natürlich ist jede verwirrende Preispolitik mit den Versionen schon ein Indiz für psychologische Tricks (wobei nicht immer Season Passes als die eigentliche Vollversion sein würden, aber hier bei Diablo IV bekommt man wieder so ein Gefühl dafür, das Geld aus der Tasche zu ziehen. Wieso kommt die Season so schnell?)
Ist gerade bei Nintendo eben nicht so. Siehe das „alte“ Zelda, Breath of the Wild. Das ist vor sechs(!) Jahren erschienen und kostet im Online-Shop nach wie vor 70€. Als physische Kopie „nur“ noch 55€.
Ich sage ja nicht, dass das die einzigen Motive der Käufer:innen sind. Aber ich behaupte, dass es der einzige Grund ist, warum Hersteller derlei Shops integrieren. Vielleicht gibt es ja Zahlen dazu, wo Shops am meisten vertreten sind? Ich wette, in reinen Singleplayer-Games kaum, in Multiplayer-Game extrem vorhanden.
Ich hab mir vor tausend Jahren auch mal einen Skin gekauft. In League of Legends. Einfach, weil ich den witzig fand. Ob ich ihn mir auch gekauft hätte, wenn ihn außer mir niemand gesehen hätte. Ich weiß es nicht.
Genau wegen deiner Auflistung, was dieser Shop alles nicht hat und darum ja eigentlich ein guter Shop sein dürfte bzw keine Aufregung wert sein sollte, das ist ja auch mein Standpunkt. Der Shop hat keine Daseinsberechtigung, weil er nur sehr teure Skins verkauft. Dieser Shop ist quasi ein Symptom für eine Preispolitik, die mittlerweile Standard geworden ist. Der Preis und die Politik dahinter ist einfach abzulehnen.
Es ist halt ein Gewöhnungseffekt bei Konsumenten und dieser Prozess kam quasi über Jahre. Weil wir es noch schlimmer gewohnt sind und unsere Ablehnung sich dadurch mit verschiebt. „Der Shop ist ok, weil es ja noch anderes schlimmeres gibt…“ Klar kann man diesen Shop ignorieren und wir sind mündige Menschen, jedoch genau darauf funzt ja dieses System ab. Solche Shops richten sich an eine kleine Gruppe, die abgeschöpft werden soll. Halt das Wal Prinzip. Und besonders, wenn das Spiel nicht ab 18 ist, lehne ich es persönlich ab. Aus der Perspektive eines Kaufsuchtgefährdeten finde ich es schon wichtig, sowas mal anzuprangern (da kommt einfach meine Sichtweise aus der Psychologie und der Pädagogik).
Keine Ahnung, was drin ist. Bei der Fülle an DLC die die meisten Spiele inzwischen haben, verliere ich sehr schnell den Überblick. Und Zelda habe ich seit dem Nintendo64 nicht mehr gespielt.
Aber an dem Beispiel sieht man sehr schön, warum den Herstellern physische Kopien ein Dorn im Auge sind. Stell dir vor, Zelda gäbe es gar nicht mehr im Laden: die Nintendo-Aktionäre hätten wochenlang Freudentränen in den Augen. Riesen Marge, keine Wiederverkaufsmöglichkeit, Verkaufs-Monopol, … einfach herrlich!
Weit ist es bis dahin eh nicht mehr. Aber gut, das Thema will ich jetzt nicht auch noch aufmachen hier.
Das Beispiel klingt ein ganz kleines bisschen nach der hypothetischen FDP-Oma, die ihre Ölheizung nochmal austauschen muss, weil sie sich keine Wärmepumpe leisten kann, oder was weiß ich.
Versteh auch nicht ganz, warum der 70-Euro-Preis von Tears of the Kingdom hervorgehoben wird, wenn das schon lange der Weg des AAA-Vollpreises ist. Forbidden West kostet auch 70 Euro aufwärts.
No offense, ich liebe 'ne gut-unsachliche Diskussion, aber diese Preis-Argumentation kommt mir doch arg eindimensional vor – vor allem im Kontext von eben dem, was Activision Blizzard macht (und von dem natürlich auch der Diablo-4-Shop ein Teil ist) und wie sich das alles entwickeln könnte, wenn Microsoft sie übernimmt.
Aber klar, wenn man im Game Pass für 14 Euro Spiele Day One kriegt, weil die Firma dahinter sich erlauben kann, Geld zu verbrennen, oder Steam mit seinem Quasi-Monopol auf dem PC eine Sales-Kultur geschaffen hat, der sich kaum ein Publisher widersetzen kann, dann trainiert das die Konsument*in schon irgendwie.
Und am Ende rümpft man die Nase, weil ein Spiel, das fast sechs Jahre in der Entwicklung war auch sechs Jahre lang zum branchenüblichen Preis verkauft wird, statt verramscht zu werden wie Serien, die im Jahrestakt neue Titel rauscrunchen um die Contentmaschine am Laufen zu halten (Call of Duty kommt übrigens auch jedes Jahr zum Vollpreis raus, und da kickt die FOMO unter den Klassenkamerad*innen sicher auch).
Anzufangen, profitorientierte Unterhaltungsprodukt-Unternehmen in die Pflicht zu nehmen, wegen Gruppenzwang und FOMO eine Verantwortung für die Armutsschere in der Gesellschaft zu übernehmen, ja, dass müssen wir echt hier 'ne grundsätzlichere Kapitalismuskritiker ansetzen, haha.
P.S.: Wenn das Argument dafür ist, dass der Shop von Diablo 4 nicht so schlimm ist, weil man ihn ja einfach nicht benutzen kann, dann gilt das selbe übrigens für jedes andere Videospiel auf der Welt, das einem zu teuer ist: Spielt’s halt einfach nicht.
P.P.S.: Es gibt trotzdem sehr gute Gründe, Monetarisierungsmodellen wie denen von Blizzard sehr, sehr skeptisch gegenüberzustehen weil sowas wie FUT ist möglich, weil Publisher immer weiter die Grenzen es Akzeptierten ausweiten.