Als alter Lumpenpazifist freue ich mich auf die Lektüre dieses Buches gerade ganz beonders. Schauen wir mal was Ole da feines gezaubert hat. In der aktuellen Debatte sicher eine große Bereicherung neben den vielen Stimmen zur Aufrüstung und Wiedereinführung der Wehrpflicht.
Nach gut 130 Seiten kann ich nun bilanzieren: Es ist wirklich ein herausragendes Buch. Oles Argument gegen den Zeitgeist regt zum Denken an und hat mich in meiner Haltung noch einmal bestärkt. Ich empfehle die Lektüre gerade allen, die in Wehrpflicht, Aufrüstung etc ein notwendiges Übel sehen.
Hab genau heute da eine spannende Diskussion in der Ard, oder war es doch Phoenix, mit den jeweiligen Argumenten gehört.
Warum sollten junge Bürger, die so wenig vom Staat unterstützt werden, Sozialbauten die fehlen, das Bürgergeld ist bedroht, und so weiter, für diesen Staat das Kostbarste, eben ihr Leben, geben?
Und dagegen war, dass eine Kriegstüchtigkeit, das sichere Leben für dich und mich erst ermöglicht und Kriegstüchtigkeit ja eben nicht heisst, in den Krieg zu ziehen, sondern eben um Kriege abzuwenden.
Das ist jetzt sicher sehr runtergebrochen, aber die beiden Seiten haben schon starke Argumente.
Hab mir die Sendung jetzt auch gleich mal angeschaut. Ich muss leider sagen, dass ich die Position von Herrn Dressler nicht so recht nachvollziehen kann. Also schon, dass er selbst ganz persönlich nicht kämpfen wollen würde und auch, dass die aktuelle Kriegs- und Krisenrethorik (Kriegstüchtigkeit, Abschreckung, Aggressor aus dem Osten usw.) durchaus gefährlich ist. Andererseits bietet er - und auch die anderen Vertreter der Contra-Aufrüstungs-Argumentationslinie keinen für mich plausiblen Vorschlag an, wie man auf die aktuelle Lage in der Welt und insbesondere in Europa reagieren sollte, um unsere Freiheit, Demokratie und unsere Lebensweise ganz allgemein vor Bedrohungen von außen und innen zu schützen.
Zu der Diskussion kann ich nichts sagen, die habe ich selber nicht gesehen. Für mich selber ist die Frage, ob der Staat seine BürgerInnen zum Dienst an der Waffe zwingen darf allen anderen Entscheidungen vorgelagert und damit auch der Reaktion auf Bedrohungslagen. Entweder hält man seine eigenen liberalen Werte hoch und gefährdet damit im Zweifel auch den Selbsterhalt oder man ist am Ende nicht viel besser als die, vor denen man sich zu verteidigen versucht. Ich will nicht für Deutschland oder irgendein anderes Land kämpfen, ich will hier nicht irgendwelche Werte verteidigen oder am Ende auf Menschen schießen, mit denen ich vor einem halben Jahr noch zusammen studiert habe. Da kommt vielen wahrscheinlich direkt die Galle hoch, man ließt ja jetzt an allen Ecken vom Lumpenpazifismus, aber damit kann ich ebensogut leben. Leider muss man aktuelle davon ausgehen, dass Rechte zur Kriegsdienstverweigerung in den nächsten Jahren immer weiter eingeschränkt oder abgeschafft werden, schlicht weil ein Großteil der Menschen (zu Recht) eigentlich garkeinen Bock auf Wehrdienst etc. hat.
Das kann ich so absolut nicht sehen. Die Entscheidung ist nicht so klar und einfach und klingt auch ziemlich platt ehrlich gesagt, nach dem, was im AZ an den Wänden stehen würde und nicht nach Abwägung von unterschiedlichen Argumenten. Diese Meinung ist natürlich genausoviel wert wie jede andere, die Rethorik entwertet sie IMO aber schon sehr.
Die treffende Frage ist aber, und da bin ich bei dir, ob ein anderer als man selbst, einen an die Waffe zwingen kann. Wenn es darum ginge, meine Liebsten zu verteidigen, wäre ich dabei. Da mein Sozialbewusstsein auch noch weiter geht, würde ich auch noch für die Mutter mit ihren 4 Kindern an der Bushaltestelle gehen, aber nicht für den Staat in dem ich Lebe.
Eine ausgewogene Lektüre würde mich sehr interessieren, die vorgestellte aber eher nicht, weil ich den Eindruck habe, dass der Author mehr seine Meinung bewirbt, was für viele auch ok ist, Echokammer und so.
Die Mehrheit der deutschen, inländischen Bevölkerung ist für die Wehrpflicht, weniger als 40% der 16-29 jährigen sind sogar nur dagegen.
Also hier werden ganz schön Dinge vermischt. Wenn die Wehrpflicht zurück kommt, dann kommt auch der Zivildienst zurück. Es gibt also durchaus eine Alternative und man wird nicht gezwungen. Da mit liberalen Werten zu argumentieren finde ich sehr Platt. Da kann ich auch von Steuerpflicht, Schulpflicht usw. um die Ecke kommen und sagen, dass ich das mit liberalen Werten nicht vereinigen kann. Toll.
Dazu noch: Personen in der Wehrpflicht sind in der Regel nicht in Kriegsaktivitäten aktiv bzw. nicht die erste Wahl. Das gibt die Ausbildung gar nicht her und entspricht nicht den Anforderungen die Heutzutage nötig wären. Es geht viel mehr darum Leute zu motivieren zum Berufssoldaten zu werden (und anschließend Reservist) um dann überhaupt die Bedürfnisse der Bundeswehr zu erfüllen. Man darf halt nicht vergessen, dass Kriege heutzutage hochtechnologiesiert sind und ein wenig mehr abverlangt wird als LKW-Fahren und Gewehrpflege.
Ich behaupte mal, dass keine geistig gesunde Person wirklich auf andere Menschen schießen will.
Bin mir nicht sicher worauf du genau hinauswillst, auch weil ich die Abkürzungen nicht kenne. Für das Individuum macht es am Ende halt im Ergebnis keine Unterschied für welchen Zweck man am Dienst an der Waffe gezwungen wird. Der Staat (sei es eine Demokratie und Diktatur) braucht im Krieg nunmal Menschen als Material, das ist ein Fakt. Und sobald sich keiner mehr freiwillig meldet, wird zwangsrekrutieren (siehe Ukraine/Russland).
Nee, würde ich so nicht sagen. Im Buch wird ausgehend von einer stringenten, ablehnenden Haltung zum Staat argumentiert. Es ist wirklich kein plumper Pazifismus, der einfache Lösungen für globale Probleme anbietet. Den Anspruch verfolgt das Buch auch nicht.
Absolut richtig. Es wird definitiv nicht direkt zu einer direkten Wehrpflicht für alle Personen eines Jahrgangs kommen, sondern auch die Möglichkeit für einen Zivildienst geben. Ich profezeie aber folgendens: In den nächsten Jahren wird sich dann zeigen, dass das neue System die Lücken in der Bundeswehr nicht schließen konnte. In Folge dessen werden mit großer Wahrscheinlichkeit neue Pflichtmechanismen eingeführt, um genau diese Personalnot zu schließen. Und sollte es zum Krieg kommen haben wir eh noch eine ganz ganz andere Situation…
Lul. Platt ist die Pflicht zur Steuerabgabe mit der Bereitschaft für sein Land (im Notfall) bereit zu sein zu sterben gleichzusetzen.
Ich find es gut, dass du ein „in der Regel“ dazu gemacht hast. Was passiert gerade in der Ukraine? Die Männern dort wandern meines aktuellen Wissenstandes nach der Zwangsrekrutierung ziemlich schnell an die Front, ob sie wollen oder nicht. Imho ist kein Staat bereit seinen neuen Wehrpflichtigen zu garantieren, dass sie nicht im Krieg eingesetzt werden.
Wir sind da allerdings auch schon etwas schizophren als Gesellschaft.
Zwar ist wohl eine deutliche Mehrheit für die Wiedereinführung der Wehrpflicht, nur eine Minderheit ist aber bereit, selbst „Dienst an der Waffe“ zu leisten.
Das finde ich zumindest „bemerkenswert“.
Wo ich einfach das Dilemma sehe, ist, wie wir unsere Werte, unsere Art zu leben (in der gesamten Vielfalt) beschützen wollen, wenn wir nicht in der Lage und/oder Willens sind, sie im Extremfall auch zu verteidigen?
@kkuez : Du machst das Beispiel auf, dass Du Dich, Deine Liebsten und auch die Oma an der Bushaltestelle beschützen und verteidigen würdest. Das finde ich gut und wichtig und auf der persönlichen Ebene voll nachvollziehbar. Ich frage mich nur, wo dann die Grenze zu ziehen ist bzw. wie man unterscheiden will, wann man bildlich gesprochen die Waffe aus der Hand legt bzw. gar nicht erst zieht. Was ist auf der ganz grundlegenden ethisch moralischen Ebene der Unterschied zwischen dem Schutz von Frauen, Kindern, Verwandten und dem Schutz von Politikern, von irgendwelchen Passanten oder gar dem Schutz eines Kriminellen? Haben nicht alle den gleichen Schutz verdient? Also den Schutz ihres Lebens, den Schutz, ihr Leben so führen zu dürfen, wie sie es für richtig halten, solange sie damit anderen nicht schaden?
Ich weiß, das sind tiefschürfende Fragen, auf die es keine richtige oder falsche Antwort gibt… Sie kreisen aber in meinem Kopf und sorgen manchmal für ziemliche Beklemmungen.
@Lipardus Du würdest also eher Deine Art zu leben opfern/aufgeben, als Dich zu verteidigen, wenn ich das richtig verstanden habe. Vertrittst Du das ohne Ausnahme so? Ich versuche, jetzt nicht in Whataboutismus zu verfallen, deshalb werde ich jetzt keine Fragen stellen a la „Was wäre, wenn?“
Und an uns alle: Wenn wir so friedliebend sind, wie wir uns geben (ich schließe mich da ein)… Wie rechtfertigen wir es dann vor uns selbst, dass wir - wenn auch nur virtuell - in Kriegssimulationen, Shootern, etc. zu tausenden unsere Menschlein in den Tod schicken bzw. selbst den Abzug betätigen, ohne mit der Wimper zu zucken und dabei auch noch irgendwie „Spaß“ haben?
Ich weiß, das ist alles alter Wein, aber zeigt einmal mehr, finde ich, wie zerrissen wir in uns selbst sind.
Ich glaube schon, ja. Ich würde entweder fliehen, einen zivilen Dienst leisten oder im Extremfall die Fremdherrschaft akzeptieren, auch wenn das mit größerer Unfreiheit verbunden ist. Trotzdem oder gerade deshalb gilt meine Solidarität grundsätzlich den schwachen und mittellosen in dieser Welt, egal welcher Nation etc. sie angehören. Es gibt also durchaus Dinge für die ich mich aktuell und auch in Zukunft einsetze. Genau an dieser Stelle hat mir das Buch von Ole sehr geholfen, einen klaren und aufrichtigen Standpunkt zu entwickeln.
Mir geht es um das liberalismus Argument. Das lässt sich halt auf alles ummünzen.
Du stellst es als Regelfall dar, aber die Ukraine wird halt von einem Staat mit 4x so großer Bevölkerung angegriffen. Es macht ja ein Unterschied abschrecken zu wollen, sich verteidigen zu müssen oder ob man jemanden angreift. Die Soldaten sind halt in der Ukraine eh aufgebraucht.
Geht ja auch gar nicht. Aber in einem Kriegsfall ändert sich auch die Situation. Und im Falle von Russland kann man sich auch ordentlich verschätzen und muss dann die Rekruten von überall anschaffen.
Findest du das ist eine schwierige Frage? Die Moral, Ethik und Menschenrechte sagen ja, dass alle gleichwertig zu behandeln sind. In der Praxis wird man sich man sich halt überlegen lieber zwei Personen statt nur einer zu Helfen. Aber es ist prinzipiell Falsch Hilfe zu verweigern. Egal ob es eine Mutter an der Bushaltestelle ist, oder ein 30 jähriger Mann an der Bushaltestelle. Das ist einfach unmoralisch und falsch (da gibt es nicht mal viel Spielraum für Diskussion).
Das wird in Österreich sehr stark diskutiert, weil Österreich die Neutralität hoch hält, aber gar nichts investiert um diese zu schützen. Stattdessen ist die Politik sich mit Verbündeten (+ EU Verteidgungspakt) einzukreisen, weil jeder potentielle Feind erstmal an alle anderen Länder vorbei müsste.
Da gehört man im Krieg aber schon zu einer sehr privilegierten Gruppe.
Darauf dass es mir vorkam, dass eben nicht alle Argumente bis zum Standpunkt abgewägt wurden.
Diese Haltung finde ich grundfalsch. Die Gemeintschaft ermöglicht uns erst eine soziale Gruppe mit gemeinsamen Zielen, Sicherheit, Wohlstand und Regeln. Nennen und begreifen dürfen wir sie wie wir wollen, auch Staat.
Hab übrigens eben im Tag ein aktuelles Gespräch mit dem Authoren des Buches gehört
Ich erkenne in seiner Argumentation einen Zirkelschluss. Er sagt selbst, dass er die Leiden des Krieges niemandem seiner Liebesmenschen zutrauen will. Das wird aber nur möglich in Kriegszeiten, welche durch eine Wehrpflicht wieder vermieden wird.
Wehrpflicht heisst wie gesagt, eben nicht in den Krieg zu ziehen, eine Vorbereitung zum Angriffskrieg.
Lieber Brain, danke für diese sehr klare Frage!
Das ist eben die, die die Sozialwissenschaft und Ethnologie sich immer stellt: Was ist eine Gruppe, was ist Kultur und wo liegen die Grenzen zur nächstgrösseren Einheit?
Die Aussage da ist, eine solche Gruppe gibt es ab 3 Menschen, nach oben aber gibt es da eben keinen Deckel.
Ich beziehe mich hier auf meine Stadt und meine Lieben. Vielleicht, weil ich diese täglich im persönlichen Kontakt erlebe?
Der Staat ist für mich abstrakt. Klar weiss ich, dass es Regeln gibt, die in Berlin gemacht werden und dass es Menschen in Bayern und an der Nordsee gibt, die erlebe ich aber nicht. Eine große Diskussion, aber vielleicht auch die, an die wichtig ist bei der Wehrpflichtsfrage…
Da würde ich nicht sagen, dass wir uns irgendwie rechtfertigen müssten. WIr sind erwachsen und fähig zu abstrahieren, im Gegensatz zu Kindern, FSK 12, 16 und 18.
Kriege passieren eben, Gewalt ist sogar noch vielfältiger, dass nimmt auch die Kultur auf…
Das mag gut sein, die Prophezeihungen gehen aber gerade alle in die andere Richtung.
Richtig ist, dass es Jahre brauchen wird, eine Wehrpflicht wieder einzuführen. Die Kreiswehrersatzämter sind alle dicht gemacht, es gibt zu wenig Übungsplätze und das medizinische Personal und auch andere Zivis sind nicht mehr da.
Da bin ich total bei dir.
Die Männer da Kämpfen aber für ihre Umgebung. Plünderungen, Deportation von Kindern, Vergewaltigungen sind alle nachgewiesen von russischen Truppen. Ich finde es eher erschreckend, dass andere Menschen sich höher stellen als die Menschen in der eingen Umgebung.
Sicher, bloß wird es komischerweise von den ganzen Liberalen nie im Falle der Verpflichtung zum Dienst an der Waffe oder Zivildienst genannt. Gerade diese ultimative Freiheitseinschränkung wird kaum in Frage gestellt.
Ehrlich gesagt macht es für mich kaum einen unterschied. Sobald jemand gezwungen wird, sich für sein Land/Staat zu opfern, habe ich damit ein Problem. Ich kann nicht für mich einfordern den Dienst an der Waffe verweigern zu dürfen und anderswo es als Notwendigkeit verteidigen, dass wäre nämlich Doppelmoral. Ich kritisieren auch diese Handhabe in Russland, die ja z.B. genauso Menschen aus Gefängnissen etc. an die Front geschickt haben.
Wie meinst du das?
Naja okay, ich erhebe natürlich auch nicht eine Antwort auf alle Fragen in diesem sehr komplexen Feld zu haben. Im Buch wird eine persönliche Haltung stichhaltig und nachvollziehbar begründet, so wie man es auch aus dem Titel ablesen kann („Warum ICH …“). Die Argumentation ist imho eine der wenigen Gegenstimmen im doch sehr einhelligen Chor aus BeführworterInnen von Aufrüstung, Wehrdiensteinführung etc.
Ich kann dir hier nur empfehlen das Buch zu lesen. Ich kann es nicht so gut zusammenfassen wie es Ole geschrieben hat. Die Staatskritik bezieht sich vor allem auf den Kriegsfall.
Woher weißt du das? Ich spreche ja nicht der Berufarmee ab, dass sie die Ukraine aus den von dir genannten Gründen verteidigt. Gleichzeitig gibt es faktisch Zwangsrekrutierungen auf offener Straße. Sehr viele Männer gehen nicht freiwillig in den Krieg, sondern werden dazu vom Staat gezwungen, damit dieser weiterbestehend kann (was ein nachvollziehbarer Grund ist…).
AUs unzähligen Berichten wie diesem und von Amnesty, die eben diese Kriegsverbrechen festhalten.
Natürliich gibt es die auch von der Ukraine, aber lange nicht in dem AUsmaß. Die Frage, ob Russland sie wirklich begonnen hat, ist verharmlosend bei der Beweislage.
Das Männer so rekrutiert werden, gehört da nicht zu.
Weil es dann schon in die libertäre Ecke geht/zeigt. Freiheit und Menschenrechte müssen im liberalen Spektrum ja auch verteidigt werden und dem sind sich alle bewusst. Nation Building ist extrem wichtig, damit die Personen wissen woran sie sind und sie eine Nation sind die zusammenhalten muss oder sollte. Bzw. wissen wofür man steht und was auf dem Spiel steht. Ist halt immer die Frage ob es funktioniert, in Afghanistan klappte es ja z.B. gar nicht, nicht bewertend gemeint ob es denen nun besser oder schlechter geht, sondern nur dass niemand den Status Quo beibehalten wollte.
Die Ärmsten können nicht so einfach bzw. schnell flüchten. In Kriegen sind es immer die privilegierten die zuerst gehen oder sich freikaufen. Hat man ja auch in der Ukraine gesehen. Oder Syrien, Gaza, Libyen, Sudan… Das geht ja sogar soweit, dass in vielen Ländern mit Wehrpflicht die Personen sich offiziell freikaufen können, was ich sehr krass finde.
Ich denke @Lipardus bezog sich auf die Zwangsrekrutierungen und nicht auf die Kriegsverbrechen.
Stimme ich dir zu. Ich gehöre aber zumindest in Österreich bzw. Deutschland definitiv zur unteren Mittelschicht bzw. noch drunter. Sonderlich priviligiert bin ich, gemessen am Lebensstandard nicht. Deswegen auch der Versuch zur Flucht! Für mich sollten alle ein Recht auf Flucht und Verweigerung haben.
Wird sich auch zeigen müssen inwiefern das in einem Industriestaat Gültigkeit hat. Da muss man wohl definitiv noch Differenzieren, weil halt bei uns ein Flugticket trotzdem für fast alle Personen erschwinglicher ist als jemand in einem Entwicklungsland. Was alleine schon der Pass für ein Unterschied macht, ist halt krass (in der Hinsicht ist jeder in der EU im weltweiten Vergleich privilegiert).
Und wie gesagt, es ist halt was komplett anderes wenn man Angreifer oder Verteidiger ist. Dass man einen Angriffskrieg nicht mittragen will ist für jeden wohl nachvollziehbar, beim Verteidigen ist es schwieriger auch wenn es Nachvollziehbar ist.
Sorry, komme arbeitsbedingt nicht wirklich dazu, hier alles mitzulesen bzw. vertieft meine Gedanken auszuformulieren.
Nur soviel: Das mit der Flucht funktioniert natürlich nur so lange, wie es noch erreichbare Länder/Orte gibt, die noch freies Leben ermöglichen und die auch bereit sind, die Flüchtlinge aufzunehmen.
Und: Nach meiner Wahrnehmung geht es am Ende immer um die Frage, wofür man bereit ist, (im weitesten Sinne) zu kämpfen. Und heute sind eben viele nicht bereit, für den Staat/für Deutschland zu kämpfen. Ich finde das nicht per se verwerflich, sondern denke vielmehr, dass es der Staat/die Gesellschaft seit langem nicht mehr schafft zu vermitteln, weshalb man sich für sie einsetzen sollte. Vielleicht auch zu vermitteln, dass es dabei nicht immer nur um Transaktionalität im engen Sinne geht, also darum, was der Staat mir ganz konkret als Einzelnem für Leistungen gibt, für die ich als Gegenleistung im Extremfall mein Leben opfern soll.
Hier mal ein gutes Beispiel warum ich nicht darauf vertraue, dass es hier bei uns nur bei einer Einführung eines „Gesellschaftsjahres“ bleiben wird. Um die „Wehrhaftigkeit des Landes“ (!) zu erhöhen, wurde in Dänemark der Wehrdienst ordentlich von 4 Monaten auf 11 Monate erhöht und jetzt auch für Frauen zur Pflicht erklärt. Sofern sich nicht ausreichend freiwillige melden, kann der Staat auch Zwang anwenden. Norwegen wird aus der konservativen Ecke immer wieder als Vorbild für eine Reform genannt.