WASTED Weekly #11 - Sind Stories in Videospielen wirklich nur Ballast?

Vielleicht lohnt es sich, diese Diskussion nochmal mit Game-Designern zu führen, für die eine Geschichte in erster Linie eine andere Notwendigkeit hat, als auch mit Games-Autoren. Einfach weil die Perspektive, warum Geschichten so entstehen, nochmal eine andere Sicht auf diese Diskussion geben - auch wenn es verständliche Argumente auf eine schlechte Geschichte faktisch nicht verändert…
Aus meiner Perspektive dient die Hauptgeschichte, die hier mit Filmen verglichen wird, tatsächlich immer dazu, die Nebenhandlungen zusammenzufügen, auch weil sich Autoren und Designer auf andere Aspekte konzentrieren wollen/müssen. Vermutlich liegt da der Vergleich zu Serien näher, da hat der Hauptplot einer Staffel mM nach einen ähnlichen Zweck.
Ich finde gerade das kleinteilige Storytelling ist DIE große Stärke bei Spielen. Weil ihr den Witcher erwähnt: Da sieht man ganz schön, wie selbst Buchvorlage und Serie an der Komplexität des Materials scheitern, aber die Spielwelt viel organischer damit umgeht, einfach, weil Spieler selbst entscheiden, was sie interessiert und wann sie sich einem anderen Aspekt zuwenden. Filme können das nicht. Wer redet eigentlich mal über die Defizite von Filmen? :stuck_out_tongue:
Ich fand eure Diskussion trotzdem spannend - hätte fast länger gehen können. Danke dafür!

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Die Folge wurde ihrem „Kontroverse“-Vibe gerecht. Meine Güte, war ich mit vielem nicht einverstanden. Trollen wir uns vielleicht gerade auf unseren eigenen Clickbait? Es klingt langweilig, aber stimmt: kaum ein Part eines Games ist so subjektiv wie die erlebte(!) Geschichte. Das macht so absolute Hot Takes „Story IST…“ und „Dialoge SIND…“ ziemlich ähm… ideologisch?

Aber meine Meinung ist as biased as the next one, doch eine Anregung möchte ich loswerden:

Film- und Buchvergleiche sind Teil des Problems
Interaktivität, der Dreh- und Angelpunkt von Games, sind kein Extra on top of Erzählungen, die sich mit Kino oder Literatur messen müssen. Videogames stellen jede Sekunde eine Frage, die kein anderes Medium stellt: WAS MACHST DU NUN? Dieser Unterschied zwischen aktivem und passivem Erleben hat so viele Implikationen, darüber schreib ich irgendwann mal was ins Internet. Zwei Ideen aber dazu an dieser Stelle: Stories in Games sind primär Worldbuilding und damit motiv- und sinngebend für die eigenen Entscheidungen, etwas, was ein Buch oder ein Film in dieser Form nicht kennt oder braucht. Und: Designer:innen, Autor:innen und Entwickler:innen können dazu bestimmt ganz viel Erkenntnis beitragen (Wie bei der Chorus-Folge! =D). Ich glaube, dass Schaffer:innen das Problem viel tiefer durchdrungen haben als wir auf der Rezipienten-Seite.

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Schlaue Kommentar, sowas in der Art wollte ich auch sagen. Viel ist halt strukturell bedingt

Sehr guter Podcast, vor allem für mich als neuer Hörer, der hauptsächlich wegen LGS hier hergekommen ist.

Was mich aber so ein bisschen vor allem an den Dialogdiskussionen stört, ist die Erhabenheit und der Mangel an Beispielen. Da wird schnell gesagt: Diese und jene Dialoge sind schlecht, dies und jenes ist Prätentios, so bald es mal etwas philosophisch wird. Christian selbst bezeichnete ja ein Disco Elysium abwertend als Gymnasiastenspiel (was ich übrigens sehr witzig fand, nur nebenbei :smile:). Aber trotzdem denke ich mir, ja was denn nun?

Ich habe letztes Jahr ca. 20 Bücher gelesen, die auf Goodreads (quasi das oft zitierte IMDB für Bücher ist) sonst wo hin gelobt wurden, alles über 4 von 5, im hohen Nachkommastellen Bereich. Und da muss ich sagen, Spiele schneiden nicht so schlecht gegen dieses Medium ab. Ein Großteil dieser Bücher war für mich gerade so zu ertragen, einige waren einfach „nur“ gut, den meisten nur „in Ordnung“. Und das soll dann schon das Non Plus Ultra des Médiums sein, 4,28 von 5? Was hat die Leserschaft denn für geringe Ansprüche denke ich mir?

Klar wurden dann im Podcast so Sachen wie Big Lebowski zitiert, aber solche Filme und Bücher gibt’s nun auch nicht von der Stange.

Und am Ende gibt es keine universelle Wahrheit und ist Geschmackssache. Dem einen sind Dialoge zu schwafelig. Ich z.B. liebe die Bücher von Cormac McCarthy (No Country for Old Men, The Road, Blood Meridian, Border Trilogy), weil es dort keine Bullshit-Dialoge gibt, die Charaktere bis auf wenige Ausnahmen wenig zu sagen haben und trotzdem echt wirken. Das sind für mich gute Dialoge. Und ich kann mir aber vorstellen, dass da viele sagen: Was ist denn das bitte? Auch das es keine Internalisierungen gibt und der Autor nicht explizit schreibt, was in den Köpfen der Figuren vor sich geht, ist einfach super, weil ich es sehen muss und mir vorstelle. Und andere würden da sagen: die sind so distanziert, ich kann mit den Figuren nichts anfangen und find das doof.

Und dann gibt es Leute, die ohne große Beispiele sagen, dass diese und jene Dialoge scheiße sind. Zwischen all dem „Gymnasiastengeschwafel“ (:wink:) in eurem Podcast, hätte ich mir da doch etwas mehr Tiefe gewünscht, dass Dialoge, die besonders gut oder schlecht sind, auch mal seziert, zumindest aber erklärt werden, warum sie denn so gut oder schlecht sind.

Was die eigentlichen Geschichten angeht: Da muss man ebenfalls bei Film und Buch auf dem Teppich bleiben. Da gibt’s auch soviel Durchschnitt oder einfach nur „in Ordnung“ und „gut“ und deutlich seltener „herausragend“, auch wenn Goodreads und IMDB da einen vielleicht etwas anderes vermitteln. Und wenn es nur 7 grundsätzliche Plots gibt, und schon sehr viel kenne, weil ich seit 20 Jahren lese und Filme gucken, dann hat man vieles auch schon Mal irgendwie und irgendwo gesehen und kann das dann auch auf ein paar Sätze herunterbrechen. Das muss dann noch keine schlechte Geschichte sein.

Die erwähnten Reaper in Mass Effect, die alles zerstören wollen… für diese Erkenntnis muss man erstmal zwei, drei Plotpunkte überspringen und damit auch einen großen Teil der Storyline. Ein Dude, der seinen Teppich wieder haben will, klingt, abgesehen von der Absurdität, auch erstmal maximal unspannend und nicht gerade nach einer guten Story.

Manchmal macht ihr euch es etwas zu leicht, wenn es eurer Argumentation dient :wink: Da wünsche ich mir dann doch ausführlichere Diskussion. Wenn ich schon eine Stunde höre, dann kann’s dafür auch noch 15min länger gehen. :slight_smile:

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