Shit. Das Pochen wird schneller. Shit. Jetzt bloß keinen Fehler mehr machen, sonst war es das. Wenn in Spielen die Lebensanzeige schrumpft wird es kritisch. Das Bummern auf dem Screen wird zum Bummern in unserer Brust. Wird schneller, lauter. Bis unsere Herzen mit diesem halben Herzchen da vorne im Takt rasen. Bis wir auf der rettenden Plattform gelandet sind. (…)
Christian Neeb, Du schreibst mir mal wieder aus der Seele!
Es geht mir ganz genau so. Seitdem unser Sohn auf der Welt ist, triggert mich alles, was mit Leid von Kindern und Eltern zu tun hat enorm. Spiele, Filme, Bücher und natürlich auch die Realität. All das hat eine ganz andere Bedeutung als vorher.
Das Gefühl mit dem „Kippschalter“ trifft den Nagel auf den Kopf. Bei vielen Sachen will ich einfach nur noch heulen, die mich vorher emotional vielleicht berührt haben, aber auf einem ganz anderen, niedrigerem Level.
Ich war bei einigen Dingen vorher schon emotional. Aber durch die Geburt unseres Sohnes ist das Spielen mancher Spiele quasi automatisch eine völlig andere … hm … vielleicht auch „schwierigere“ oder „belastendere“ Erfahrung. Hätte ich nie für möglich gehalten.
Als hätte mir jemand einen Schlüssel zu einem anderen Abschnitt der Welt gegeben, der mir bis dahin verborgen war.
Ich habe von meiner Frau zu Weihnachten das neue Buch von Sebastian Fitzek bekommen. Nach den ersten drei Kapiteln habe ich sie gefragt, ob sie eigentlich weiß, was sie mir da geschenkt hat. Sie antwortete mit nein, sie wisse nur, dass das Buch gut sein soll.
In dem Buch geht es um ein Mädchen, das auf dem Schulweg entführt wird, und den Psychoterror, den der Vater dabei durchmachen muss. Ich habe eine Tochter, die ich jeden Morgen auf den Weg in die Schule schicke. Ich weiß noch nicht, ob das ich das Buch weiterlesen werde.
Es gibt ja diesen Spruch: Kleine Kinder, kleine Sorgen. Große Kinder, große Sorgen. Ich halte den für Unfug. Gerade als unser Kind noch klein war, habe ich mir wegen jedem Mist riesige Sorgen gemacht. Besonders zu der Zeit konnte ich solche Gefühlsverstärker echt nicht gebrauchen.
Das wird mit wachsender Selbständigkeit des Kindes aber immer besser. So ist zumindest meine Erfahrung. Irgendwann ist das Kind nicht mehr dauernd fiebergeschüttelt krank. Irgendwann kann es sich alleine anziehen. Irgendwann geht es alleine seinen Schulweg. Und irgendwann merkst du, dass das Kind mittlerweile ein gutes Stück weit sein Leben selbst managen kann. Und dann wirst du wieder viel entspannter.
Aber ein Stück weit wird das bleiben. Ich schaue gerade auf das Buch und habe entschieden, dass es auch diesen Abend noch im Bücherregal verweilen muss.
Ich glaube, das Sprichwort spricht die größeren Probleme an: Teenagealter, ewiger Streit und endlose Diskussionen, abdriften in unheilschwangere Milieus und soziale Umfelder, Suff, Sucht, Depression. Diagnosen oder Persönlichkeitszüge, die im frühen Kindesalter kaum sichtbar oder harmlos scheinen, sich mit zunehmenden Alter aber verstärken … all die Sorgen, die die täglichen Kämpfe, Sorgen und Ängste, mit denen sich Eltern im Frühkindesalter ganz natürlich rumschlagen müssen, plötzlich wie Lappalien dastehen lassen.
Ja, sicher. Will ich auch gar nicht kleinreden. Diese absoluten Extreme wie Sucht oder Depression habe ich auch nicht kennengelernt. Das wird nochmal eine ganz eigene Liga sein.
Hundertprozentige Zustimmung. Mittlerweile sind meine beiden Kinder in oder gerade vor der Pubertät und es verschieben sich die Probleme und werden dadurch größer, weil du auf einmal auch gegen das Kind argumentieren musst, weil es eine andere Meinung hat. Du es aber aufgrund deiner eigenen Erfahrungen und dadurch entstandenen Weitsicht einfach „besser“ weißt. Auf der anderen Seite willst du aber auch, dass dein Kind seine eigenen Erfahrungen macht. In einer Welt, die du vermutlich nicht mehr kontrollieren kannst, weil du ja nicht mehr händchenhaltend daneben stehst.
Von den Gefühlen ist es aber schon recht ähnlich, ob du deinen dreijährigen vor der Ziege im Streichelzoo beschützen willst oder vor dem beginnenden Alkohol-/Drogenkonsum seines Freundes-/Bekanntenkreises. Als Beispiele.
Oder was sie auf einmal für Videospiele/Medien konsumieren und damit auch eine Wirkung auf deren Persönlichkeitsentwicklung haben. Da kommen mit dem Alter eine Menge Faktoren ins Spiel, auf die man keinen großen Einfluss mehr hat. Macht aber trotzdem weiterhin viel Spaß seine Kinder wachsen zu sehen.
Nee, kein Problem. Wollte das jetzt keineswegs heraufbeschwören, sondern nur das Sprichwort reflektieren. Merke an mir selbst, dass die Sorgen sich mit zunehmendem Alter der ältesten Kinder ganz unbewußt verlagern. Beim dritten Kind, als wir gezwungen waren von Manndeckung auf Raumdeckung zu wechseln (um mal eine Fußballanalogie zu bemühen), waren die Steckdosen, steilen Treppenstufen oder hohes Fieber auf einmal nicht mehr so furchterregend wie bei den ersten Kindern.
Danke für diese tolle Kolumne und auch danke für Eure Foreneinträge. Ich würde jetzt nur wiederholen, aber ja zu großen Teilen fühlt sich manches Videospiel, aber auch mancher Film seit 9 Jahren jetzt so an. Prisoners von Villeneuve fand ich zum Beispiel großartig, aber er hat mich komplett an meine Grenzen gebracht. Zombiegemetztel Teil drölfzig null.
Hi Brainbug, vielen Dank!
Es ist tatsächlich so, dass mit der Geburt unseres Sohnes viele neue Töne auf der Gefühlstastatur hinzugefügt wurden - sowohl das Dur- als auch das Moll-Spektrum hat sich seitdem extrem erweitert.
Mit der Ausnahme von weihnachtlicher Milka- oder EDEKAwerbung werde ich aber komischerweise durch Popkultur kaum getriggert: TLOU war bspw. kein Problem, die Bilder aus „The Crossed“ auch nicht. Das finde ich insofern bemerkenswert, als dass ich sonst eigentlich wahnsinnig sensibel reagiere.
(Bilder und Berichte aus der Realität hingegen sind unerträglich geworden und bereiten mir mittlerweile auch physische Schmerzen.)
Danke jedenfalls für Ready Parent One, ich lese die Texte sehr gerne und fühle mich dabei abgeholt.
Besonders gefreut habe ich mich heute über das Foto aus dem Meereszentrum auf Fehmarn. Als gebürtiger Insulaner habe ich dort mal in den Sommerferien gejobbt und u.a. das Haifutter präpariert und große Salzblöcke für deren neues Aquarium zerkloppt.
Jetzt höre mit dem Sohn „Baby Shark“ in Dauerschleife. Ist auch cool.
Da hatte ich auch gar keine Probleme, auch nicht wenn Lionel das Zombiebaby in Braindead vermöbelt. Aber das ist alles so fernab jeglicher Realität (also bei Crossed hoffe ich das einfach mal haha) da geht in meinem Kopf keine Verbindung. Sobald es aber in einem realistischen Setting ist und gerade bei Filmen eher in so Krimi/Thriller Richtung da spüre ich das mittlerweile deutlich
Unter der letzten Episode 2 schrieb ich noch wie gut ich mich von dieser abgeholt fühlte weil wir in freudiger Erwartung unseres ersten Kindes waren.
Gestern ist das Wunder dann geschehen und unsere Tochter hat das Licht der Welt erblickt. Für’s Protokoll: 53cm und 3170g und natürlich das süßeste Kind das je geboren wurde
Heute, der Tag danach. Wir liegen hier in unserem Elternzimmer im Krankenhaus. Freuen uns das wir endlich zu dritt sind. In einer ruhigen Minute lese ich Episode 3 (Frau ruht und Kind schläft so vor sich hin) erwischt mich die Kolumne emotional mit voller Wucht.
Die Geburt war nicht unbedingt eine leichte. Sehr lang und nicht unkompliziert. Und zum Ende hin war es schon irgendwie sehr brenzlig. Hektische Ärztin, Kinderärztin wird gerufen, die kleine wird schnell abgenabelt. Schlechter Puls, wenig Sauerstoff und leicht bläulich.
Für medizinisches Personal (möglicherweise) Routine für uns unfassbar lange Minuten.
Wir haben dann noch ein paar Stunden zur Überwachung auf Neonatologie verbracht. Letztlich waren aber alle Werte so gut, dass wir unsere erste gemeinsame Nacht auch gemeinsam in einem Zimmer verbringen durften. Ein echtes Geschenk.
Dieser eine Absatz aus der Kolumne hat für mich wie nie ein anderer zuvor (mein voller Ernst) meine Gefühle so 1000% perfekt beschrieben und auf den Punkt gebracht. Gefühle die mir bis vor der Geburt so nicht bekannt waren. Ich musste weinen. Und ich habe ihn der Mutter meiner Tochter vorgelesen und musste wieder weinen. Weinen vor Glück
Danke!
Ein glücklicher Vater
Allerbeste Glückwünsche und schön, dass alle wohlauf sind. Freut euch auf eine echte Verbesserung eures Lebens!
Alles Gute
@KaeptnFaulbaer
Ganz, ganz herzlichen Glückwunsch!!!
Zur Kolumne:
Volltreffer in mein Vaterherz. Als ich Sarah 2013 in den Armen Joels sterben sah, war meine Tochter 4. Und schlief friedlich in ihrem Bettchen. Solche Emotionen hat bei mir noch nie ein Videospiel hervorgerufen. Tränen inklusive.
Der Grad an Liebe und Angst, den ich als Vater in mir trage, ist ziemlich überwältigend. Konnte ich mir kinderlos nicht ansatzweise vorstellen.
Die Giraffen-Szene in TLoU ist eine meiner schönsten Videospielerinnerungen.
Hi Kaeptn, alles Liebe und Gute für euch! Danke für’s Lesen und dass du eure Geschichte teilst. Ich freue mich sehr darüber.
Vielen Dank für deine Erinnerung!
Geht mir genauso.
Großartig, alles Liebe euch drei!
Ohgott das ist so süß! Danke dir, dass du das mit uns geteilt hast und dir und deiner wunderbaren Familie von Herzen alles Liebe, Kraft und saumäßig viel Geduld für alle. Herzlichen Glückwunsch! Hach.
Ist das jetzt eigentlich sowas wie das 1. offizielle WASTED-Baby?! Mein DM Postfach steht für das Bedürfnis niedliche Fotos zu teilen jedenfalls offen
Meinen allerherzlichsten Glückwunsch dir und deiner Frau. Ich freu mich wirklich für euch.
Genießt diese neue spannende Dreisamkeit. Sie ist unfassbar schön und wertvoll für alle.
Lang ist es her bei mir. Meine Tochter ist jetzt 18, macht grad Ausbildung zur Krankenschwester bei der Charité und nach der Ausbildung will sie auf die Neonatologie.
Jetzt hat sie grad andere Probleme. Auf ihrem TV funktioniert grad die Netflix App nicht und ich hab einfach ihren TV zurück gesetzt. Nun sind alle Apps deinstalliert und die Sender auch. Da ist sie ausgeflippt. Ich hab sie ausgelacht. First World problems. Wie zuvor schon erwähnt. Kleine Kinder kleine Sorgen, große Kinder…
Lieber gelöschte Apps als Drogen und Depressionen