Ein verregneter Samstagmorgen irgendwo in Braunschweig. Ich wurde viel zu früh von meiner Tochter geweckt und sitze nun müde mit meinem zweiten Kaffee am Frühstückstisch – das kleine Monster zu füttern sorgt immer für etwas Ruhe.
Plötzlich springt mich aus einer dunklen Ecke meines Gehirns ein längst vergessenes Spiel an: Boiling Point: Road to Hell
Warum sich dieses Spiel nun so plötzlich aufdrängt kann ich nicht sagen jedoch treten solche Momente in letzter Zeit öfter auf – sind möglicherweise die schwangerschaftsbedingten Nostalgie-Anfälle meiner Frau ansteckend? Egal, ich habe Redebedarf.
Meine Erinnerung sagt, es handelt sich bei Boiling Point um ein Action RPG aus der Ego-Perspektive, welches in einer offenen Welt Spielt. Die Story geht um einen Vater (natürlich mit einem militärischen Hintergrund), der dort seine verschwundene Tochter sucht. Nach den ersten paar Minuten tritt die Story aber in den Hintergrund und man verstickt sich in Beziehungen zu den verschiedenen Fraktionen (Militär, Rebellen, Polizei, Banditen, Mafia, Geheimdienst). Jede dieser Fraktionen, gibt einem Aufträge, die sich meistens ins Schießereien lösen lassen.
Für mich hat sich schnell herausgestellt, dass man die Fraktionen am besten in einer bestimmten Reihenfolge nacheinander abarbeiten sollte, um es sich nicht zu früh mit dem Militär oder den Rebellen zu verscherzen – die können einem das Leben wirklich schwer machen, da sie weit verbreitet sind und jeweils eine der Städte unter ihrer Kontrolle haben. Da fährt man dann nichtsahnend durch die Gegend und plötzlich fallen vor und hinter dem Auto Bäume um und aus dem Gebüsch nebenan fallen Schüsse, die anderen Fraktionen machen sowas nicht und man kann ihnen gut aus dem Weg gehen.
Die Spielwelt wurde als riesengroß beworben, besteht aber zu 98,9 % aus Urwald. (Faktencheck: die Welt ist angeblich etwa 450 km² groß, etwa wie Ghost Recon Wildlands / doppelte Fläche von GTA 5).
Klar, es ist nicht alles leer, aber die interessanten Orte sind so gut im Wald verstreut, dass man manchmal Minutenlang durchs Unterholz brettert um wieder zur Villa des Drogenbarons zu gelangen. Schlimmer ist das nur, wenn man sein Auto unterwegs kaputt macht oder wegen Bugs verliert – für Fußmärsche ist die Welt wirklich zu groß und leer.
Zu meiner großen Überraschung wurde das Spiel im November 2023 auf Steam veröffentlicht und die nächste Überraschung gab es gleich dazu. Es gibt einen quasi-Nachfolger: Xenus 2. White gold.
Ursprünglich erschienen ist Boiling Point übrigens 2005. Das Entwickler-Studio Deep Shadows stammt aus der Ukraine (die Gründer haben wohl mal beim Stalker-Macher GSC Game World angefangen) und hat sonst scheinbar nur Wimmelbildspiele gemacht.
Die Bewertungen der deutschen Spielepresse sind aufgrund zahlreicher Bugs und Leerer Spielwelt nur mittelmäßig: GameStar 67 % | PC Games 73 % | PC PowerPlay 67 %. Apropos: Die PC PowerPlay vermisse ich immer noch ein bisschen, aber das ist ein anderes Thema.
Ich gehöre wohl aus Nostalgie zur Fraktion „es ist ein verkanntes Juwel, die Bugs gehören halt dazu“, oder wie jemand schrieb „Far Cry auf Wish bestellt“ (Far Cry 1 erschien 1 Jahr vorher, der 2.Teil 2 Jahre später).
Ich leg es mal auf meine Liste „alte Spiele, die ich mal wieder spielen muss“. Obwohl ich kaum Zeit für aktuelle Spiele habe, auf die ich Lust hätte. Wenn ich es doch schaffe, gibt’s hier vielleicht ein Update.
(Achtung: Kommentare sagen, dass nicht alle Patches enthalten sind.)