Metaebene #2 Umfrage

In Deutschland eher ein Trauerspiel, während sich Österreicher und Briten auf der Sonnenseite wiederfinden. Mich würde wirklich interessieren warum’s in Deutschland so mau aussieht. Will das keiner? Oder kann das keiner?

Braucht es mehr Spiele-Berichterstattung in General Interest Medien?
  • Nö, reicht wie es ist: wenn’s wirklich wichtig ist darf mal was drin stehen, sonst sind reine Games-Medien besser
  • Ja, von mir aus. Aber das wird immer nur Ergänzung zu reinen Games-Medien bleiben und ist daher ein wenig redundant.
  • Ja!!
  • Mir egal

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und wie sieht’s mit Reviews selbst aus?

Sollten Spiele-Reviews in General Interest Medien stattfinden?
  • Nein, spinnst Du?
  • Gelegentlich
  • Ja!!
  • Mir egal

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Wirklich schoener und aufwaendiger Artikel. Danke!

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Toller Artikel, vielen Dank!

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Ich glaube, das ist wirklich so ein Kultur-Dingens. In Deutschland ist es unschicklich, Dinge nur zu tun, weil sie Spaß machen. Immer wieder lesen wir, dass wir durch Computerspiele irgendwas lernen können, dass es uns irgendwas „bringt“, und noch öfter lesen wir in kulturpessimistischer Panik, was es eben alles nicht bringt, welche Fähigkeiten wir verlieren. Da muss man schon froh sein, dass „Gaming“ insgesamt nicht mehr automatisch Reflexdiskussionen um „Killerspiele“ aktiviert. Und auch die immer wieder erstaunte Feststellung, dass Computerspiele ja ein unglaublich riesiger Markt geworden sind, führen eher weniger dazu, dass man sich mal wirklich grundsätzlich damit auseinandersetzt, wer eigentlich wann diese ganzen Spiele spielt. Stattdessen sind Games in Deutschland so was wie Klopapier: nutzt man täglich, aber man redet nicht beim Mittagessen mit den KollegInnen darüber. (Edit: Kommt natürlich auf die KollegInnen an. Ich erinnere mich aber an eine Chefin, bei der ich jede Wette eingehe, dass man sich mit ihr besser über Klopapier hätte unterhalten können als Computerspiele)
Und wenn schon Spaß, dann aber bitte mit „Anspruch“. Ich selber habe ja durchaus Ansprüche an gute Spiele, aber die Messlatte des bürgerlichen Deutschtums in Bezug auf die Frage, was kulturell akzeptabel ist, liegt traditionell in absurd arbiträren Höhen.
Das kennen wir vom Comic, der ganz anders als bei unseren Freunden in Belgien und Frankreich, Jahrzehnte lang verpönt war, bis man in Deutschland in den neunzigern den Marketing-Dreh der „Graphic Novel“ gefunden hat, also Reclamhefte mit Sprechblasen, die man endlich mit Hilfe von betont depressiv gestalteten Panels und seitenweise dramatischen Totalportraits von gendankenzerfurchten Protagonistengesichtern mit tiefen intellektuellen Monologen als Kultur verkaufen konnte.
Mir ist dieses elitäre Kulturdenken in den letzten Jahren immer wieder im Museumsbereich begegnet. Hier geht es nicht um eine Auseinandersetzung mit Computerspielen (aber auch gelegentlich) sondern um einen harten Konflikt mit Menschen, die sich letztlich immer wieder dagegen sperren, dass Museumsbesuche „Spaß“ machen dürfen, wo doch „Bildung“ vermittelt werden soll. Vor allem wird „Spaß“ aber auch als Gefahr für „Würde“ und „Glaubhaftigkeit“ empfunden. Es gibt sie schon noch öfter als man denkt, diese Vorstellung, dass man in respektvoller Stille durch Hallen der Erkenntnis wandelt und Freude allein aus der Mehrung des eigenen Intellekts zieht.
Das alles war und ist nicht nur, aber auch, ein Generationenproblem. Deutschland tut sich halt schwer mit kulturellem Wandel, aber irgendwann war es eben auch erlaubt Comics zu lesen, Museen kommen an neuen Mitmachkonzepten und besucherorientierten (pfui!) Konzepten nicht mehr vorbei und vielleicht kriegen wir sogar irgendwann mal alle anständiges Internet (nein, zum tausendsten Mal, es geht nicht wieder weg).
Nur die Frage nach Gamingberichterstattung in den Feuilletons, die würde ich mal offen lassen. Denn ich habe ein bisschen die kulturpessimistische Befürchtung, dass der klassische Zeitungsfeuilleton verschwindet, bevor die Computerspiele dort als alltägliches Thema angekommen sind. Wobei, ist das eigentlich ein Pessimismus…?

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100%.
Ich lese lieber Comics, da hab ich mehr Abwechslung :stuck_out_tongue_winking_eye:

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Sehr treffend beschrieben. :100:

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Mal wieder ein sehr schöner Artikel @KaFour!

ZON ist ja mittlerweile wie SPON Tageszeitungs-Like, da habe ich in letzter Zeit schon einige Games Artikel gesehen, die sind halt nicht in der Feuilleton Ecke sondern in der Digitalen. Wie die Netzwelt beim Spiegel. Dafür mE. auch einige gute Artikel dabei.

Aber:

+1

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Stattdessen sind Games in Deutschland so was wie Klopapier:

Das halte ich nun doch für eine zu pauschale Sicht auf die Dinge. Aber vielleicht ist die Überspitzung Absicht?

Deutschland tut sich halt schwer mit kulturellem Wandel

Wer ist „Deutschland“?

Computerspiele in Medien: Reviews von Games interessieren mich nur selten. Was ich eher vermisse, ist die Gleichstellung von Games zu anderen Formaten. Es gibt Games, die können Geschichten erzählen. Dann ist das Spiel, wie Buch oder Film, nur ein Format für gut erzählte Geschichten. Leider sehe ich es sehr selten, dass Themen aus Games herausgegriffen und aufgearbeitet werden. Selbst „gute“ Zeitungen/Zeitschriften berichten nur über das Spiel, aber nicht über Themen, die das Spiel transportieren will.

Aktuelles Beispiel: Was ist Kultur, was ist Geschichte? Aus Sicht eines Flüchtlings. Das ist ein sehr schöner Dialog aus Citizen Sleeper. Man hätte einen so interessanten Artikel darüber schreiben können. Man hätte das Spiel zitieren können, wenn wieder einmal über „Kultur“ nachgedacht wird. Statt dessen wird nur das Spiel diskutiert. Oder eben eher nicht.

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Naja aber ein Blick auf die großen deutschen Seiten des Games-Journalismus zeigt doch gerade sehr gut was passiert, wenn wir die Berichterstattung nur aus dem rein kommerziellen orientierten Spaß-Faktor Gesichtspunkt betreiben. Der Plus-Bereich der Gamestar wird zum Beispiel gerade mit Guides für Diablo 4 überschwemmt. Ab und zu gibts noch ne ordentlich und lang recherchierte Berichterstattung, die den Anspruch hat das Hirn der Leser und Leserinnen tatsächlich herauszufordern und das Hobby mal aus anderen Gesichtpunkten zu betrachten. Ich sehne mich seit geraumer Zeit nach einer interlektuellen Auseinadersetzung mit dem (alltäglichen) Bereich Gaming. Wo das dann stattfindet, also im Zeitungs- oder Games-Journalismus, ist mir eigentlich ziemlich egal…

Ich glaube auch, dass wir beim Medium Games viel weiter sind als beim Comic. Anders als bei Computerspielen, findest bei Comics im deutsprachigen Raum doch weder eine journalistische noch eine interlektuelle Auseinadersetzung statt (sieht man mal von der Handvoll Printmagazine, die regelmäßig erscheinen). Letztendlich sind Comics auch nicht annähernd der Absatzmarkt und genießen mit Blick auf Konsum in der Gesellschaft ein vergleichbare Stellung wie Computerspiele.

Bezüglich Kulturdenken im Museum empfehele ich dir meinen neuen Spezialpodcast, da dort auch die Frage angerissen wird warum Computerspiele aus Sicht der beiden Kurator*innen überhaupt ins Museum gehören. Ich selbst bin absolut kein Fan der aktuellen Entwicklung von Museen, denn das extreme Entgegenkommen frei nach dem Motto „alle müssen abgeholt werden“ führt letztlich zu einer extremen Unterkomplexität. Viele Kunst- und Kulturgüter kann man eben nicht in einem zweiminütigen Tiktok Video erklären. Wo ich dir recht geben würde: Die Auseinadersetzung mit Kunst im Museum darf Spaß machen (siehe ZKM „Gameplay“ → hört den neuen Podcast!!!)

Du bist hier bei Wasted (oder dem was davon übrig ist), natürlich ist die Überspitzung Absicht!

Ich bin Deutschland. Alle andern sind mir Wurscht.
Aber ernsthaft, das sind natürlich alles mehr oder weniger pauschalisierte Ansichten. Ist klar, dass es Mileus gibt, in denen alles anders ist und dass es da auch wieder Unterschiede zwischen alt und jung, hochgebildet und niederschwellig erreichbar gibt. Aber das hier ist ja auch keine sozialwissenschaftliche Studie, sondern eine krude Mischung aus subjektiver Erfahrung und Nachlabern von Dingen, die man irgendwo mal gelesen hat.

Gab es eigentlich irgendeine Kritik irgendwo, dass Robert Kotick immer noch weg gehört und D4 eigentlich nicht unterstützt werden sollte (nicht wegen Kotick, sondern wegen anderen Dingen)?

Ja, ganz genau! Und das ist die andere Seite der selben Medaille. Spaß ist Spaß und darf auf keinen Fall mit Bildung vermischt werden. „Die Handlung ist kompletter Müll aber ich habe mich gut unterhalten gefühlt“, „Quatsch, der Protagonist ist kein Nazi. Und überhaupt, das ist Unterhaltung, da muss man jetzt nicht schon wieder mit Interpretieren anfangen“, das (oder ähnlich) sind so zwei Kernsätze, die mich auf die Palme treiben. Wenn ich also die Verfechter der „Hochkultur“ für ihre Spaßverachtung kritisiere, meine ich damit im Kern die künstliche Dichotomisierung von „Hochkultur“ und „Spaß“. Beide Seiten würden davon profitieren, mehr von der jeweils anderen Seite zu lernen, ihre Mechanismen zu akzeptieren und sie sich in Maßen anzueignen. Und wie gesagt, das passiert ja auch.

Ja, ich verstehe, was Du meinst und sehe das an einigen Stellen sogar auch so. Ich denke aber, dass das eben wieder diese o.g. Dichotomisierung ist, die hier einfach wieder zum anderen Extrem führt. Die Aussage, dass alles Mitmachausstellung werden muss, ist natürlich auch ziemlich pauschal, ich sehe da aber teilweise schon tolle Ergebnisse, wenn man sich einfach ein paar Gedanken macht, wie man vielleicht durch interaktive Elemente die Möglichkeiten der Objektbegegnung erweitern kann. Was mir da gelegentlich bei einigen traditionell orientierten Experten so begegnet zu dem Thema „Aura des Originals“ ist ja nicht komplex, sondern zum Teil wirklich elitärer esoterischer Quark (damit meine ich vor allem die Vorstellung, dass ein Objekt für sich stehen muss und die Erkenntnis im geistigen Dialog mit der Aura des Authentischen entsteht und nicht durch Beschriftungen - das mag im Kunstbereich an der ein oder anderen Stelle funktionieren, für Geschichts- oder Naturkundemuseen ist das einfach nur Blödsinn, es sei denn, Du willst gezielt Ratespiele mit dem Objekt machen, dann kann das ganz lustig sein).
Bei ZKM Gameplay finde ich übrigens nur die Ausstellung von 2013 und ein paar einzelne Audiodingse bis 2021 - dabei würde ich das wirklich gerne hören. Hast Du mal einen Link?

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Keine Ahnung, ich befürchte nein. Sie haben ja z.B. auch die Wertung für Gollum erst veröffentlicht nachdem sie mit ihrem sposored stream durch waren oder bei Diablo IV lieber schon ein paar Guides rausgehauen statt mal eine finale Wertung zu vergeben, die auch Bezug auf den teuren Ingameshop nimmt (die Thematik wurde auf dem neuen Kanal von Maurice Weber angerissen). Aber ich hab GS+ schon seit geraumer Zeit nicht mehr abboniert, einfach weil ich mit der Ausrichtung der Seite und den Inhalten (im Plus-Bereich) nichts mehr anfangen kann. Früher wurden da Games wirklich als Kulturgut behandelt und die Formate weitestgehend frei von irgendwelchen Quoten produziert. Wenn ich jetzt Titel wie " Gord exklusiv gespielt: Ja, das wird wirklich DAS Aufbauspiel für Witcher-Fans" oder " Mit Star Wars Outlaws geht einer der größten Open-World-Träume in Erfüllung" ist das doch der selbe effektheischrische und personenbezogene Quatsch, den ich überall bekomme (allein Caps Lock würde keine seriöse Zeitung für ihre Inhalte verweden…). Es ist wirklich ein Trauerspiel.

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Dem ist doch Rechnung getragen, indem fast jeder Diablo Artikel folgenden Kasten enthält.

Oder dass gegen Bezahlung früher gespielt werden konnte, aber keine Tests veröffentlicht werden durften.

Dieses ganze gebahren darf halt gar nicht toleriert werden, weil das bereits kurzfristig jeder nachmachen wird und dann haben wir den Salat als Gaming-Community.

Wow, das ist ja echt ganz neu! Ich hab mich grad schon gefragt, wie ich das verpassen konnte - aber das ist ja erst seit 15 Stunden in meinem feed! Ich hab’s mir direkt mal markiert und hör sobald wie möglich rein. Ich bin gespannt!

Es wird aber tolleriert. Der große Gaming-Journalismus schaut zu.

was ich mich gerade Frage: Könnte man nicht mit den Engine Produzenten (unity, unreal, Godot etc.) reden, dass die einen entsprechenden Museums-Modus implementieren können? dann wäre das wenigstens für die Spiele einheitlich, wenn denn die Hersteller so etwas implementieren. Indie Entwickler würden darauf sicher aufspringen und in 30 Jahren kann man im Museum Brotato genießen.

Auch dazu haben wir in unserem Spezial kurz gesprochen. Anscheinend haben die großen Publisher an solchen Tools oder anderen technischen Kniffen, die das Ausstellen von Computerspielen vereinfachen würden kaum ein Interesse. Viele wissen ja nicht mal (mehr) das ihre Spiele auch in einem Museum präsentiert werden.

Deswegen sage ich ja, dass man mit den großen Engine-Entwicklern redet statt den Spiele-Entwicklern, um die Aufwände bei den Spiele-Entwicklern zu senken. Die Frage ist wie sowas überhaupt aussehen kann. Wir das nach 10 Jahren aktiviert? Was ist mit den Online-Zwängen? Heißt es nur, dass man das Menü nicht mehr aufrufen kann bzw. das Spiel sich alle 20 minuten resettet?