Wann macht eine Spiele-Verfilmung Sinn?

Wann macht eine Spiele-Verfilmung Sinn? – WASTED Magazin

Die Wörtchen Verfilmung und Videospiel passen oft so gut zusammen wie ein Glas Wurstwasser bei einem lauschigen Cocktail-Abend. In dieser Folge WASTED Weekly reden wir aber nicht nur darüber, wie sich dieser Ruf EVEEEEENTUELL so langsam bessert, sondern auch, wann eine Videospielverfilmung wirklich Sinn ergibt.

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war der „Der Gigant aus dem All“ in Ready Player One nicht ein anderer Spieler? Was hat das mit dem nicht ernstnehmen einer Vorlage zu tun? :o

bei dem rest stimme ich aber zu.

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Im Buch war es afaik ein anderer Spieler, dies wurde aber in dem Film nicht wirklich klar.

ich habe das Buch ja nicht gelesen und mir war das irgendwie schon klar :sweat_smile:

Deshalb hat mich die Kritik etwas verwundert, weil nur weil man einen Skin hat muss man ja nicht auch genauso wie die Originalfigur agieren.

Das Buch habe ich nicht gelesen. Aber ich finde, es macht keinen Unterschied, ob er von jemand anderem gesteuert wird.

Es mag eine innerdiegetische Erklärung geben, warum der Gigant in die Schlacht zieht. Sie hätten sagen können „Er hat seine Meinung geändert“, „Er macht eine Ausnahme“, „Es ist sein Bruder, der genauso aussieht“ oder „Es ist ein Avatar, der von einem anderen Menschen gesteuert wird“. Das sind jeweils Erklärungen der Geschichte, warum es passiert.

Auf der anderen Seite steht unabhängig davon die Performation des Kampfes, also schlicht die Tatsache, dass er es tut. Und dann kommt bei dem Film eben hinzu, dass es keinerlei weitere Erklärung gibt. So ein 180-Grad-Wandel hätte aber einen nachvollziehbaren Aufbau gebraucht, wenn man ihn Ernst nehmen würde.

Allein, die Tatsache, dass er kämpft, macht es zu einem schlechten Zitat. Denn alles, was ich vom Giganten aus dem All noch weiß - das, was seine Essenz und Seele in seinem Film ist - ist, dass er Pazifist ist. Deshalb macht es überhaupt keinen Sinn für mich. Ein gutes Zitat hätte aus meiner Sicht die Essenz oder Seele der Figur wiedergegeben anstatt sie zu ignorieren.

doch natürlich. Es ist eben nicht der Gigant, sondern ein Spieler mit Giganten-Skin. Seit wann muss ein Spieler so agieren (oder immer so agieren) wie der Skin die er wählt? Das macht ja gar kein Sinn.

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Ja, dem stimme ich auch zu. Das ist ja eindeutig nur ein Avatar. Gerade im Kontext des wirklich ganz witzigen Buches, nehmen da alle Menschen die absurdesten Avatare. Man muss sich ja auch nicht an den Jedi Codex halten wenn man mit dem X-Wing fliegt :wink:

Genau das macht das Zitat ja zur Beliebigkeit - und aus meiner Sicht bedeutungslos über den Fingerzeig („Ah guck mal da, der Gigant“) hinaus. Der ganze Film funktioniert auf dieser Ebene: Es flimmern wandelnde Referenzen über das Bild, auf die kein Bezug genommen wird. Es geht dabei nur um den oberflächlichen Effekt des Wiedererkennens. Es wird aber den Sachen nicht gerecht.

Auch der DeLorean DMC-12 ist ein gutes Beispiel dafür. In Bezug auf Back to the Future ist es nur oberflächlich ein Auto; was es wirklich ist, ist eine Zeitmaschine. Als was taucht der DMC-12 im Film auf? Als… Rennwagen. Was für eine faule, langweilige und seelenlose Referenz ist das denn bitte? Der DMC-12 wird damit zur Beliebigkeit - er wäre komplett austauschbar mit jedem anderen Auto, von dem die Autoren ausgingen, dass es gemeinhin bekannt ist, beispielsweise ein Pontiac Firebird.

Diese Referenzen sind beliebig und langweilig. Sie existieren, damit Nostalgiker und 12-Jährige im Kino „Guck mal“ rufen können. Sie setzen sich mit dem Quellmaterial nicht auseinander. Der einzige Witz, den RP1 wirklich gut erzählen kann, ist genau der: die Selbstreferenzialität von Popkultur ist zur Beliebigkeit geworden.

Ready Player One ist einfach kein guter Film, ständige Verweise auf alle möglichen Popkulturen ohne Sinn und Verstand. :unamused:
Bei einem zweiten Anschauen wäre der wohl bei max. 4–5/10.

PS: Der Gigant aus dem All wollte ich schon seit Ewigkeiten anschauen.

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Ich finde nicht, dass ready Player one ein guter Film ist, aber inhaltlich ist es ein Film, der eine Welt beschreibt, die von Referenzen lebt, ja, geradezu daraus besteht. In dem Kontext zu kritisieren, dass da zu viele Referenzen drin sind, ist doch, als ob man sich über Kakao in der Schokotorte beschwert. Der Befund, dass das irgendwie oberflächlich wird, ist natürlich dennoch nicht falsch, betrifft aber dann nicht die Qualität des Films sondern die dargestellte Referenzpopkultur. Nun denke ich nicht, dass Spielberg das absichtlich oberflächlich gemacht hat um eine Kulturkritik unterzubringen, aber vielleicht hat er gar nicht unpräzise ein bereits bestehendes Phänomen reproduziert. Dass die Masse der Spieler einen Sheet auf das decorum ihres Avatars gibt, habe ich noch nie anders erlebt. Ich habe bis heute den Zwergenpaladin vor Augen, der beim Raid in wow permanent zum besten gab, dass er gerade geilstes Techno zum Monsterschnetzeln hörte und dazu diese komischen Dance-emotes abspielte. Und bei fortnite heute ist das doch kein Stück anders.

In Rocket League ist der DeLorean auch keine Zeitmaschine, sondern damit wird Fußballgespielt. Nicht alles muss eine Referenz mit den selben eigenschaften wie das Original sein.

Der DeLorean war für mich auch einfach nur ein Skin für sein Fahrzeug. Ja, ich verstehe deine Kritik mit den Referenzen, aber das sind halt Trigger. Ich habe die aber nie mit den Originalen in Verbindung gebracht, außer dass die eben gleich aussehen.

Ready Player One ist bei weitem kein guter Film, aber hat im Endeffekt gezeigt wie eigentlich so ein Metaverse aussehen könnte: Durch und durch wie Fortnite.

Oder eben wie es Bonito geschrieben hat:

Eine Souls-Verfilmung müsste für mich in Richtung The Green Knight gehen, dann könnte das sogar richtig gut werden. Wird eh niemals verfilmt werden, obwohl …

Silent Hill fand ich damals als Film, ohne die Spiele wirklich gekannt zu haben, richtig gut. Ob das heute auch noch so wäre, keine Ahnung.

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Postmodernism 101

Also ich fand das Buch tatsächlich sehr unterhaltsam, da es eine recht schöne Hommage an die 80er war. Da gibt es sehr viele Verweise auf Spiele und Filme der Zeit, die auch durchaus ernst genommen werden. Wie das aber leider oft so ist, gefiel mir der Film überhaupt nicht und war reines Effektkino ohne großen Inhalt.

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Der Unterschied ist ja, dass in Rocket League echte Spieler*innen mit Avataren unterwegs sind und RP1 aber ein Film ist, den jemand intentional so geschrieben hat. Jetzt könnte man sagen, dass es dann ja nur gut und richtig wäre, diesen Realitätsaspekt in so einem Film abzubilden - und ja, das kann man tun. Wenn das aber Sinn haben soll, müsste das Thema im Film auch verhandelt werden (Was bedeutet die Beliebigkeit? Was macht es mit der Gesellschaft? Wozu führt das? usw.), wird’s aber nicht. Insofern komme ich wieder zu dem Schluss, dass der Film bloß ein Referenzfeuerwerk zum reinen Selbstzweck zündet.

ich glaube du überinterpretierst hier einen >150 mio$ Film der in erster Linie seichte Unterhaltung bieten soll. Wäre es ein Indiefilm der auf dem Popkultur Filmfestival (gibt es sowas?) gezeigt wird, würde ich dir recht geben.

Ist ja auch so. Er will sich natürlich darüber verkaufen, aber das ist bei Fall Guys und Fortnite mit ihren Skins mit Popkultur-Referenzen genauso. Trotzdem hüpfen die Spieler mit ihrem Alien-Skin über Hindernisse.

Rocket League implementiert den Skin mit Absicht rein, also so wie jemand ein Filmskript schreibt. Dein Argument ist auf Spiele genauso anwendbar, weil Skins nicht aus dem Himmel fallen sondern von jemand mit der gleicher oder ähnlichen Absicht implementiert werden.

Für mich persönlich war die Beliebigkeit klar, weil mir bewusst war das es Spieler waren und Spieler eben so sind und ich mir in etwa so auch ein Metaversum vorstelle (aka es ist alles egal ).

Ja, klar, aber die Intention des Autors war es doch eben, so etwas wie Rocket League darzustellen, und das ist dann doch durchaus gelungen. Es geht doch um die Spieler in diesem Film, nicht um die Avatare und wofür sie stehen.

Ich bin ja komplett bei dir, dass da der Sinn verloren geht. Und ich fände es auch interessant, wenn sich rp1 mit einigen Dingen ein bisschen mehr beschäftigen würde. Und das würde ich dem Film auch in der Tat vorwerfen, das Hasenloch geht ja noch tiefer. Was sehen wir denn da? Eine beschissene Welt, in der die Menschen auf dem Schrottplatz der Geschichte leben. Die soziale Vision von rp1 ist die totale dystopie, aber Spielberg wirft da einfach ein bisschen gamesromantik drauf und verlagert die soziale Revolution in eine Dimension, wo sie garantiert keine gesellschaftliche Veränderung bringen wird. Der ganze Film ist eine zynische Dystopie! Die Perversion des American Dream, die USA im Geiste eines Donald Trump, wie sie Aldous Huxley nicht düsterer zeichnen konnte.
Insofern kann ich deine Kritik natürlich nachvollziehen, aber nur als Symptom für das größere Problem dieses Filmansatzes. Die Kultur, die du hier vermisst, ist nicht erst an der Darstellung der Avatare verloren gegangen, sie ist das Resultat einer völlig oberflächlichen und unreflektierten (oder extrem zynischen) Sicht auf Spielekultur.

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Happy I Love You GIF by Warner Bros. Deutschland

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Also ich finde es in Rocket League natürlich auch dumm, aber es ist nicht dasselbe. RP1 ist eine Erzählung, Rocket League ist es nicht.

Der Punkt im Podcast war ja, dass eine Referenz keine gute Umsetzung des Stoffes schafft. Wenn ich glaube, dass ich Dark Souls verfilme, weil ich Burgen und Bonfires habe, ist die Adaption oberflächlich, wird dem Stoff nicht gerecht und wird, vermutlich, auch scheitern.

Ja, vollkommen richtig, da widerspreche ich Dir doch auch überhaupt nicht. In Punkto dark souls Verfilmung bin ich in punkto Referenz komplett bei dir! Ein Film, in dem einfach nur ein Typ am Lagerfeuer sitzt, ist dadurch kein dark souls. Dazu im Anschluss noch mehr Senf.
Aber der Grund für unsere Debatte hier ist, dass du die Oberflächlichkeit einer popkukturellen Referenz in Ready Player One kritisierst, Adrian und ich Dir aber in diesem Punkt widersprechen, weil Du die Referenz als solche missinterpretierst - es handelt sich nämlich in diesem speziellen Fall nicht um eine Referenz (P), sondern um die Referenz einer Referenz (P’) und das ist etwas anderes! Du fällst da wirklich auf Deine eigene Begeisterung für den Giganten rein, aber um den Giganten geht’s bei P’ überhaupt nicht, der Gigant als Charakter existiert in rp1 überhaupt nicht, sondern nur sein Abbild.
Natürlich kannst du jetzt beklagen, dass genau das doch an rp1 nervt, aber das entscheidende ist doch, dass ein Gigant, der sich wie im Film ‚der letzte Gigant‘ verhält, den Film nicht besser, sondern unlogischer machen würde, und damit noch schlechter!
Und das ist überhaupt kein Widerspruch mit Deiner generellen Kernaussage, nämlich dass popkukturelle Referenzen P nerven, wenn sie oberflächlich sind. Du hast da mit ready player one einfach ein unglückliches Beispiel für Deine These gewählt, weil es sich streng genommen überhaupt nicht um eine Spielverfilmung handelt.

Anderes Thema - Zu dark souls: Ich weiß gar nicht, ob ich in einem dark souls Film überhaupt ein Lagerfeuer brauche. Ich glaube sogar, dass man grade mit dem Gedanken, dass ja dark souls ein unglaubliches World building hat, in die typische Computerspielverfilmungsfalle tappt. Wenn man einen Film dreht, ist world building nicht ganz wurscht, aber es trägt keinen Film. Ohne dramatische Handlung kannste fünfzig Millionen Euro ins worldbuilding pumpen. Vielleicht hast du Glück und am Ende kommt ein mittelmäßiger Kifferfilm mit crazy Bildern dabei raus, aber für einen guten Film braucht es einfach eine klassische dramatische Handlung. Für eine Serie übrigens auch. Seit über 2000 Jahren kommen Dramaturgen immer wieder darauf zurück, dass es diesen roten Faden, diese Entwicklung des Charakters braucht. Ich finde diesen Aspekt sehr spannend, weil es scheint, dass gerade dieser Aspekt sich im Medium Computerspiel auflöst. Oder doch nicht? Wir haben jedenfalls seit einigen Jahren diese Open World Spiele, die scheinbar einfach nur eine Welt kreieren, die man dann frei durchreisen kann. Das Narrativ erzählt sich da vermeintlich von selbst. Auch bei dark souls ist keine narrative Charakterentwicklung vorgegeben, es ‚passiert‘ ja eigentlich gar nichts. Aber heißt dass, das sich Computerspiele von der klassischen Dramatik befreit haben? Dann hätten wir hier wirklich ein unfassbar revolutionäres Medium, das den Begriff des Erzählens völlig neu definieren würde. Vielleicht ist das aber auch gar nicht so. Tatsächlich stellen wir ja fest, dass open world Spiele schnell ihren Reiz verlieren. Und die, die es nicht tun, präsentieren Dir eine Welt, die gezielt designt wurde, um im Rahmen der Erkundung eine dramatische Entwicklung beim Spielercharakter zu erzeugen. Erinnerst Du dich an den Berg mit dem Endgegner in Morrowind? Um den Berg war eine unüberwindbare Mauer gebaut, die den Spieler davon abhielt, direkt zum Endgegner zu laufen und das Spiel zu beenden. Man musste eine Entwicklung durchlaufen um dorthin zu gelangen, und die Aufgaben waren gezielt so angelegt, dass sie auf Vvardenfell in immer exotischere Gebiete geführt haben, es gab also durchaus einen roten Faden, der eine dramatische Kurve aufwies. Auch Dark Souls ist penibel genau designt, hier haben wir die berühmte Spirale aus Misserfolg, Wiederholung, Erfolg. Das an sich ist auch eine dramatische Kurve, denn es geht um einen Charakter, der eine Entwicklung durchläuft - nur dass sie eben subjektiv beim Spieler selbst stattfindet. Das ist das geniale an Dark Souls, dass es diese Subjektivität vortäuscht, während die Erfahrung de facto von vorn bis hinten kuratiert ist! Du hast das Gefühl, einen Gegenstand gefunden zu haben, der Dir ein geheimes Wissen über die fremdartige Welt vermittelt - tatsächlich wissen die Designer aber genau, warum sie diese Information an dieser Stelle platziert haben und wann du im Verlauf des Spiels ungefähr darauf stößt.
Das ist die Faszination, die man bei dark souls auf einen Film übertragen müsste und ehrlich gesagt halte ich das für unmöglich. Wie will man diese Subjektivität auf eine erzählte Charakterentwicklung projizieren? Wie will man die Dramaturgie der Belohnungsspirale in eine klassische Narration umsetzen? Vielleicht könnte man eine Gruppe erfinden, deren Charaktere die verschiedenen Spielerstile repräsentieren, aber dann hätte man wieder eine kommunikative Dynamik, die im Spiel nicht vorkommt. Wahrscheinlich funktioniert es am Ende nur, indem man sich komplett von Vorbild emanzipiert. Ich würde Dark Souls als düsteres Vorstadtdrama inszenieren, in dem ein Büroangestellter jeden Tag nervige aber komplexe Verwaltungstätigkeiten erledigen muss, die große Sorgfalt fordern. Langsam steigt er auf der Karriereleiter empor, bis er es in die Management-etage geschafft hat wo ihm in einem leeren Fahrstuhlschacht im letzten Drittel des Films ein bürokratischer Wurm begegnet, der ihm die Wahl gibt, der neue ceo zu werden, indem er den aktuellen CEO erdolcht oder die Firma zu zerstören. Das letzte Drittel ist dann komplett surreal und in den letzten fünf Minuten endet der Kapitalismus. So ungefähr…

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