Fun Fact: Ich selbst bin Betreuer beim Betreuungsgericht und hatte zeitweise fünf Klienten, habe die Tätigkeit aber aus Zeitmangel auf Eis gelegt. Wenn jemand mal 300 Tacken für ein Spiel ausgibt, ist das natürlich kein Grund für eine Betreuung, da keine existenzielle Gefahr besteht. Da müssten schon ganz andere Summen im Raum stehen.
Den Reiz und das temporäre Ausschalten der Vernunft lässt sich nur schwer vermitteln. So wie man auch nicht sachlich für das Rauchen einer Zigarette argumentieren kann.
Sich in einem Spiel zu verlieren gehört ja ein bisschen zum Spiel dazu, oder? Die Frage ist halt nur was man für einen „vernünftigen“ Betrag hält.
Was man als „Core“ Gamer immer gerne übersieht: man ist als Vollpreis-Spiel-Käufer (oder auch als Budgetpreis-Käufer) ja tatsächlich mittlerweile eine Minderheit in der Spieleindustrie. Bei einem Laden wie Activision Blizzard denkt unsereins vielleicht an „World of Warcraft“ oder „Call of Duty“. Aber das Produkt mit dem größtem Umsatz bei Activision Blizzard ist ganz klar „Candy Crush“. Deutlich vor Call of Duty. Die Mobile-Games Sparte von Activision Blizzard macht mehr Umsatz als deren PC oder Konsolen Bereich! Und der Umsatz kommt ganz sicher nicht davon, dass Mobile Games 59 Euro kosten, sondern aus Monetarisierungs-Techniken wie im Artikel beschrieben.
D.h. wir reden hier nicht nur von einer kleinen Phase bei Fabu, sondern von verdammt vielen Leuten, die verdammt viel Geld bezahlen. Und zwar für verdammt schlechte Spiele. Und da frage ich mich: muss das sein? Ich will keine verdammt schlechten Spiele, ich will verdammt gute Spiele!
Verdammt noch mal…
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So, ich geh’ jetzt in den Keller, setze mich auf meine Fahrrad und mache eine komische Metallkatze platt…
Die Leute machen es mit. Was mir Angst macht: gerade die Jugendlichen müssen auf jeden Zug aufspringen, um dabei zu sein. Dazu gehört dann leider auch Geld zu investieren. Es gibt ja keine Subkultur mehr, die sind alle gleich und müssen über dieselben Dinge sprechen, die gerade in sind.
Es passt vielleicht nicht ganz, aber kennt Ihr dieses Gefühl, wenn man ein Spiel nach dem anderen kauft, zum Beispiel im Sony Store oder bei Gog, weil sie im Angebot sind, obwohl man genau weiss, dass man das nie im Leben alles spielen kann, obwohl man genau weiss, dass man die letzten fünf Spiele vom letzten Monat noch nicht mal gespielt hat?
Ich denke das kennen die meisten von uns, und evtl. ist das Gefühl ganz ähnlich wie bei Tennis Clash, glaube ich. Es ist unvernünftig, aber man macht es trotzdem, weil es irgendwie Glücksgefühle erzeugt. Und in diesem Beispiel werden die Spiele noch nicht einmal gespielt, also ist es eigentlich noch schlimmer als die Tennis Clash Geschichte, wo die Items zumindest benutzt wurden.
In gewissen Sinne leben die Spielfirmen von diesem irrationalen Verhalten, denn wenn man wirklich nur die ein/zwei Spiele pro Monat kaufen würde, die man dann wirklich durchspielt, dann hätten wir alle nicht hunderte Spiele in unseren Sammlungen, und die Firmen wären auch viel ärmer.
Diese ganzen Sales sind soooo hart für mich. Ich habe geschätzt in den letzten 5 Jahren bestimmt mindestens 2.000 Euro nur für Spiele ausgegeben und meine Steam Bibliothek und mein Humblebundle Account quellen über vor lauter unangetasteten Spielen, weil ich in den wenigen Stunden, die mir zum Zocken bleiben, dann doch oft wieder zu Games greife, die ich erst noch fertigspielen will oder einfach gut finde (nicht selten übrigens F2P-Titel wie z.B. League of Legends, bei denen ich auch in-game nur sehr selten etwas kaufe).
Und obwohl mir die Absurdität des Ganzen voll bewusst ist, habe ich die letzten beiden Wochen mit mir gekämpft, ob ich nicht doch langsam mal beim Steam Sale für Red Dead Redemption 2 zuschlagen soll, wohl wissend l, dass das dann voraussichtlich auch wieder nur „auf Halde liegt“, bis ich mir hoffentlich mal etwas mehr Zeit abknapsen kann, um mich einem so mächtigen Titel zu widmen… Ich habe den Kampf (in diesem Fall) am Ende gewonnen, bin stark geblieben und habe nicht auf „kaufen“ geklickt, obwohl ich es schon im Warenkorb hatte. Aber es ist jedes Mal wieder ein Drama!