Spezial: Spiele, Militär und Krieg - Eine Diskussion

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Also was in diesem Artikel zur Verwendung von „verharmlosen den“ Begriffen für die Tötung von Gegnern und/oder Zivilisten geschrieben wird, lässt sich m. E. auch gut auf die Darstellung von Krieg in Videospielen übertragen. Da ist auch oft nur von „ausschalten“, „beseitigen“, „überwinden“ die Rede.

Natürlich ist das letztlich nur die Übernahme der im Real Life seit Jahrzehnten etablierten Begriffe, das ist weder in der journalistischen Berichterstattung neu, noch in Videospielen.

Bei Broken Arrow sieht man das ziemlich deutlich, auch wenn da auf der Seite der USA ja ein gewisser Konflikt zwischen dem General und diesem Abgeordneten ausgetragen wird. Der General hat schon eine teilweise recht heftige Wortwahl. Ob dieser Disput schon unter „kritischer Blick auf den Krieg“ fällt, wage ich allerdings doch zu bezweifeln.

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Also vorneweg: Ich hab die Diskussion von euch sehr gerne verfolgt. Immer schön, wenn eine Unterhaltung ohne gemeinsamen Konsens in einem Umfeld stattfindet, die Raum für Meinung gibt. Ich bin noch nicht ganz durch, wollte jetzt aber trotzdem schonmal meine zwei Cents dazu hinterlassen.

Ich finde die Krux an diesen Unterhaltungen ist, dass es keine „ultimative“ Wahrheit gibt und man sich recht schnell in „Ja, aber“ Schleifen aufhällt. Darüber hinaus sind viele Begrifflichkeiten nicht eindeutig geklärt. Hat man ja gut gesehen, als ihr euch zum Beispiel beide als Pazifisten bezeichnet habt, obwohl ihr eine vollkommen andere Auffassung von der Begrifflichkeit habt. Das gilt auch für den Begriff der Wehrpflicht, Verteidigungsfall usw. usf.
Wir alle haben zwar eine ungefähre Vorstellung davon und viel wird Deckungsgleich sein, aber oft sind es ja die Nuancen die da entscheiden. Weil das Thema Wehrpflicht hier schon mal im Thread war, schließe ich einfach da mal an.

Ich wurde auch noch gemustert und dann ausgemustert. Zu meiner Zeit war das aber fast ein Akt der Selbstverständlichkeit, weil die Wehrpflicht seinerzeit schon kurz vor dem Ende stand und allgemein das Heer Schwierigkeiten hatte mit den Wehrpflichtigen irgendetwas vernünftiges noch anzustellen.
Wenn wir nun über die Rückkehr der Wehrpflicht sprechen, kann ich - auch im Hinblick auf meine Kinder - nicht sagen, dass ich dafür oder dagegen bin. Das kommt auf die Ausprägung an. Wer, wird wann, unter welchen Bedingungen, verpflichtet, was zu tun. Da drin sind so viele gefährliche Parameter, dass es unmöglich ist sich nur über das Buzzwort Wehrpflicht konstruktiv zu unterhalten. Auf das Wie kommt es an.

Prinzipiell war und bin ich gegen das Wehrpflicht-Modell, wie es zu meiner Zeit war. Ich bin aber dafür, dass jeder Bürger sich in irgendeiner Art Modell, für einen fixen Teil seiner Ausbildung innerhalb der Gesellschaft beteiligt. Ich habe seinerzeit dann 20 Wochen ohne Entgelt in sozialen Einrichtungen gearbeitet (Kindergarten und Geriatrische Reha). Das war wunderbar, furchtbar und lehrreich. Ich finde es dabei sogar erheblich wichtig, dass das explizit für junge Menschen im Zusammenspiel mit der schulischen Ausbildung passiert. Es geht nicht darum den Menschen Zeit zu klauen, sondern echte Anreize zu bieten. Auch monetär! Irgendwelche nutzlosen Praktikas gibt es genug. Gebt den jungen Menschen eine Möglichkeit wirklich etwas zu tun. Und dazu gehört dann natürlich auch die Bundeswehr - aber nicht exklusiv.

Ich glaube wir tun alle Gut daran in diesen sozial komplexen Debatten keine zu Starren und vor allem zu einseitigen Positionen einzunehmen. Es wird uns nie gelingen genau den richtigen Punkt zu treffen. Doch wenn wir uns zu einseitig und starr positionieren, erzwingen wir Spaltung, weil jeder Mensch nur zu einem Teil Bereitschaft hat sich zu bewegen. Und da wir alle immer nur eine Teil-Wahrheit in unserer Wahrnehmung haben, sollten wir mehr die Gleichzeitigkeit von Dingen akzeptieren, als Einseitig auf die persönliche Wahrheit zu pochen.

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Ich stimme dir in vielen Punkten zu. Gerade der letzte Absatz ist extrem wichtig. Es sind die Mittel der Extremisten und Populisten auf komplexe und vielschichtige Debatten mit schwarz/weiß Zuspitzungen zu antworten. Dennoch finde ich es wichtig eben diese konflikthaften Fragen unserer Gesellschaft auch entsprechend konflikthaft auszutragen und dafür brauchen wir im Podcast, im Forum oder im persönlichen Miteinander hin und wieder ordentliche Diskussionen. Ich finde auch, dass manch ein Argument erst durch eine gewisse Zuspitzung deutlich wird.

In Vertriebsschulungen haben wir früher immer gelernt: Übertreibung macht anschaulich :wink: Das ist auch völlig in Ordnung und sollte gar nicht den Wert der Diskussion schmälern. Ich finde nur, dass wir gerade im aktuellen Diskurs immer wieder daran erinnern müssen, dass es bei all den Gegensätzen die wir haben, darum geht, dass wir als Gesellschaft alle gut zusammenleben können. In der jüngeren Vergangenheit ist uns der letzte Teil der Gleichung irgendwie verloren gegangen…

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Was mich interessieren würde: Weshalb spielt Ihr Spiele, in denen es (zentral) um Krieg geht? Also ganz offen gefragt, ohne Wertung jetzt. Denn eigentlich würde ich erwarten, dass man sich in seiner Freizeit mit subjektiv „schönen“, „entspannenden“ Sachen beschäftigt. Konsequenterweise müssen uns (mich eingeschlossen) Kriegsspiele ja etwas „bringen“/geben, sonst würden wir sie nicht spielen.

Spielen Frauen/nicht männliche Personen eigentlich anteilig nach ihrer Nutzerzahl genauso viel Kriegsspiele?

Das ist bei mir wirklich rein Gameplay getrieben. Ich mag den competetive Ansatz, das „Gegeneinander“, wie eben in Counter-Strike oder aktuell Broken Arrow.

Das Shooter/Krieg Szenario ist hier fuer mich nur eine optische Metapher.

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Frage mich das selbst manchmal. Spiele zwar kaum Spiele mit Kriegszenario seit Jahren (da sowohl reine Shooter als auch RTS nichts mehr für mich sind). Aber warum fühle ich mich im kaputten Wasteland des Fallout Franchises so wohl oder auch der ähnlich lebensfeindlichen Neon City aus Cyberpunk2077. Sobald ich eines dieser beiden Spiele spiele und dort vor Gegnern flüchte oder sie erledige habe ich eine innere Ruhe die ich sonst kaum habe. Bei Outer Worlds war es ähnlich, wogegen bei Avowed (obwohl mir das Spiel riesenspaß gemacht hat) mir das Gefühl abhanden ging. Vielleicht weil ich im innersten kein Mittelalter etc. Setting mag. Ich brauche Future und da wohl Dystopien.
Vielleicht will ich den Grund garnicht wissen :sweat_smile:

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Ganz ehrlich: keine Ahnung. Ich finde z.B. Splatoon eher uninteressant und ich kann nicht sagen warum. Irgendwie brauche ich Gefühlt schon etwas womit ich es mit der Realität verbinden kann. Warum das bei Fantasy oder Sci-Fi spielen funktioniert kann ich dir aber nicht sagen.

Wahrscheinlich nicht, aber auch hier würde ich von biologischen Zuschreibungen absehen. Vielmehr entstehen solche Korrelationen doch durch die Sozialisation von Mädchen und Jungen. Was spielen der Vater/die Mutter mit der Tochter? Was spielen die Freundinnen? Was spielen Influencerinnen? Was wird von der Gesellschaft als adäquates Spiel für Mädchen/Frauen interpretiert? Umgekehrt sind Männer (im biologischen Sinne) nicht per se gewalttätiger als Frauen und finden auch nicht per se größeren Gefallen an Gewalt in Videospielen, da bin ich mir sicher.

Kann mich da @lnhh nur anschließen. Es ist ja fast schon ein Running Gag, dass ich Spiele sehr auf ihre Gameplay Ebene herunterreduzieren und mir Story fast völlig egal ist.

Unabhängig vom Kriegsszenario kann ich aber sagen, dass ich Gewalt als Stilmittel nicht leiden kann. Ich hatte das glaube ich auch im Comic Cast gesagt. Die übertriebene visuelle Darstellung von Gewalt (z.B. Gears of War) mag ich nicht. Hinegegen Kriegsspiele wie die Halo Reihe habe ich mit Genuss über hunderte Stunden gespielt, weil mich dsa Gameplay so fasziniert hat.

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