Ode an die Taschenlampe

Bring sie nicht auf dumme Ideen! xD (ich sehe mich schon mit heißem Finger über meinen Touchscreen rubbeln…)

„Zaubertinte“ könnte man doch theoretisch über die Spoiler-Funktion umsetzen, oder geht die nur im Community-Bereich?
Oh weh, ein Text über Spoiler, wo man jeden Satz antippen muss um ihn lesen zu können o.O

Texte über Laub und Wälder, wo der Curser zum Laubbläser wird und man erst die gefallenen Blätter wegpusten muss.

Ähh… lassen wir das.


Zurück zum Text, jetzt wo ich am Laptop bin:

Ein Hoch auf die Stirnlampe! Alternativ gibt es auch Umschnallbänder mit Lampen dran, wenn der Kopf bereits besetzt ist. Strahl fokussieren können ist auch ein sehr nettes Gadget.
Wie ich bereits oben sagte, gehe ich im Winter durchaus im Dunkeln joggen, reiten (dem Tier macht die Dunkelheit nichts), den Hund Gassi führe und darf dazu noch die unbeleuchteten Paddocks misten. Lampen sind also irgendwie immer mit dabei.
Wo ich den Experten im Text ein bisschen widersprechen möchte: Die Dunkelheit außerhalb des Kegels. Natürlich wird es nicht nachtschwarz, ABER es ist trotzdem so, gerade bei einem sehr gerichteten Lichtkegel, dass die Augen durch die „blendende Helligkeit“ die Bereiche, an die kaum Licht kommt, deutlich schlechter wahrnimmt, wodurch tatsächlich eine Art „blinde Flecken“ entstehen können. Ich selbst schalte die Lampen hinter dem Ortsrand gerne aus, dann sehe ich zwar insgesamt weniger, meine Augen gewöhnen sich aber an die Dunkelheit und ich habe eine bessere Gesamtsicht, ohne Details, aber Bäume, Zäune, Umrisse generell usw. sehe ich schon. Wohingegen ich vorher Äste auf Kopfhöhe erst wahrnehme, wenn sie in den Lampenschein geraten, unmittelbar bevor sie in meinem Gesicht landen :wink:
Aber vielleicht liegt es auch - im wahrsten Sinne des Wortes - in der ‚Natur‘ der Sache: In einer Höhle gibt es viel mehr Lichtstreuung, durch die Enge und die Wände, wohingegen unter freiem Himmel potentiell weniger Objekte das Licht reflektieren, es aber in Form von Mond, Sternen und der obligatorischen Lichtverschmutzung der Ortschaften immer noch seichte, zusätzliche Lichtquellen gibt? Hm. Ich brauche ein freiwilliges Opfer für einen Test. Und eine nicht versiegelte Höhle.

Gedankensprung: In Phasmophobia gibt es Stirnlampen. Und auch da spielt Licht eine große Rolle bei der Geisterjagd. Fällt mir so beim Nachdenken ein.

Noch ein Sprung: Am schlimmsten finde ich immer das langsame Sterben der Lampen, wenn die Batterieladung sinkt. Und zumindest meine modernen Lampen flackern da auch nicht, der Schein wird nur immer schwächer und schwächer und […], bis die Funzel kaum noch meine Schuhspitzen erhellt. Oft merkt man den Lichtschwund erst recht spät, weil das Ableben eben sehr schleichend passiert.

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nagut schrauben wir es zurück. Dann muss eben ein Artikel über den Surgeon Simulator, in dem man aber erstmal Doktor Bibber spielen muss um die Textstellen lesen zu können.

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Schöner erster Satz für einen schönen Post!

Mangels nächtlicher Außenaktivitäten kann ich zu Taschenlampen nicht viel beitragen. Aber das Prinzip des beschränkten Sichtfeldes finde ich einfach krass:

Man vermutet ja erstmal, dass das menschliche Auge so wie ein Fotoappart funktioniert und ein mehr oder minder scharfes Bild über das ganze Blickfeld hinweg liefert. Das ist aber bei weitem nicht so: nur ein kleinen Teil kann man wirklich scharf sehen. Verblüffend dabei ist, wie klein dieser „scharfe“ Aussschnitt tatsächlich ist. Laut diesem Artikel hier so groß wie der Daumennagel am Ende eines ausgestreckten Armes! Das ist also quasi nix. 1° oder so. Den Rest „photoshoppt“ das Gehirn für uns scharf, zusammengebstalt aus unscharfen Daten, Plausiblisierung im Sinne „wird schon so aussehen“ und der Kurzzeit-„Erinnerung“.

Das ist auch der Grund, warum man mit einem Augen-Tracker sehr genau sehen kann wo jemand hinguckt. (Also z.B. ob Männer beim Betrachten der Mona Lisa zuerst auf die Augen schauen oder doch erst …aber lassen wir das). Um Details zu erkennen muss man jedenfalls immer sehr genau in die Richtung schauen…

Wie Green Day in Baskete Case sagt: „Sometimes my mind plays tricks on me“
Stimmt nicht: your mind plays tricks on you all the time…

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Dem leicht spöttischem Unterton zuliebe sehe ich bemüßigt, etwas zu erwidern. :slight_smile:

Bereits während meines Studiums befasste ich mich in der Literaturwissenschaft am liebsten mit der Kunstform der „Visuellen Poesie“, einer Gattung, die die Grenzwischen zwischen bildender Kunst und Literaturwissenschaft aufweicht. Ihre Entstehung verortet man gewöhnlich an den Anfang des 20. Jahrhunderts, als sich Malerei und Dichtung zum ersten Mal vermischten. Wer genau hinsieht, wird bei Picasso gelegentlich Worte finden oder Zeitungsartikel. Das Wort, das in seiner Bedeutung in Vielschichtigkeit zb der Wahl einer bestimmten Farbe ja nun in nichts nachsteht, hielt also Einzug in die Kunst und eröffnete damit automatisch eine neue Bedeutungsebene. Gleichzeitig - das ist jetzt für mich das entscheidende - wandelte sich generelle Kunstauffassung weg vom „Sender“, hin zum „Empfänger“. Die Frage „Was will uns der Künstler damit sagen?“, die bei klassischen Auftragsmalereien der Kirche oder des Hofes definitiv ihre Berechtigung hatte, wandelte sich also langsam hin zu „Was sagt es MIR?“. Der Künstler starb. (Total übertrieben, stimmt nicht, ist aber ein cooler Satz.) Mit der „Visuellen Poesie“ entstand immer mehr die Mischform von Kunstgattungen, die sich gegenseitig befruchteten und mehr sind als die Summe ihrer Teile.

Eines der frühsten und bekanntesten Werke findet ihr bei Guillaume Apollinaire „Il pleut“ (Link zu Wikimedia)

Aber, im Mittelpunkt stehen nicht nur die spannenden Fragen von Konstruktion und Einnehmen von Raum, von Fläche und Semiotik, sondern insbesondere die Frage nach der Partizipation des Rezipienten. Da kommen wir jetzt in Gefilde, die mich vor 10 Jahren überhaupt dazu gebracht haben, für das damalige, experimentierfreudige Superlevel zu schreiben. Ist das da schon Kunst? Sind ein paar vom Himmel herabfallende Buchstaben schon Kunst? ODER, ist nicht der Rezipient für die Konstruktion verantwortlich, denn schließlich wäre es auch denkbar, dass er diese Sprache nicht versteht? Überhaupt keine Sprache versteht und er vor sich nur einige schwarze Striche und Linien sieht, die etwas ergeben? Es vermischen sich Grenzen. Aktive Mitarbeit ist gefragt, denn jeder Rezipient wird gleichzeitig zum Gestaltenden.

Für uns mag das jetzt klingen wie ein alter Hut, der Autor ist tot usw. schon tausendmal gehört, aber Anfang des 20. Jahrhunderts war es das noch nicht. Zudem auch die Visuelle Poesie, die sich im Dadaismus widerspiegelte, auch eine Form von Sprachkritik war, die Distanz zur Propaganda und Rhetorik des Naziregimes schaffen wollte.

Um das hier nicht noch ausufernder zu gestalten (ohgott ich würde so gerne, die politischen Dimensionen der konkreten Poesie habe ich noch nicht einmal erwähnt!), komme ich zum Punkt:

Die Möglichkeiten von Gestaltung der Digitalen Medien sind noch längst nicht ausgeschöpft. Selbstverständlich gibt es auch Visuelle Poesie, die sich in Browsern oder auch Tweets abspielt. Ja stimmt, das alles gibt es für ein sehr spitzes Zielpublikum. Ich frage mich seit jeher: Warum wird so wenig aus den Möglichkeiten gemacht? Ist es wirklich das höchste der Gefühle, einen Link in einen Text zu verbauen? Hypertexte, okay wow. Oder ein Bild reinzupacken? Soll es das gewesen sein? Gehen wir wieder zurück ins 19. Jahrhundert und verdammen uns selbst zur Passivität qua dieses Mediums? Es gibt ein paar tolle Gegenbeispiele des Newyorker, wo auch sonst. Hatte in meinem Jahresrückblicknewsletter darauf verlinkt.

Okay jetzt komme ich wirklich zum Punkt. Nehmen wir als Beispiel den Taschenlampenartikel.

Folgende, offene Fragen an jede*n, der/die den Artikel vielleicht am Desktop gelesen hat:

  • Nora spricht bei Hell- und Dunkel-Effekten von einem einfachen, aber wirkungsvollen dramaturgischen Mittel. Gefühlt?
  • Wie weit hast du den Text gelesen?
  • Wie weit hättest du den Text ohne Taschenlampe gelesen? Falls jemand ehrlicherweise sagen würde, vermutlich nicht ganz so weit, woran lag das? Vielleicht Neugier?
  • Neugier funktioniert und vielleicht hält dir das ganz kurz in Form einer Taschenlampe den Spiegel vor?
  • Warst du genervt weil es sich wie Arbeit anfühlte mit der Maus langzufahren? Ist hier schon das Ende deiner Comfortzone erreicht?
  • Inwieweit ist der „Prozess“ des Lesens in den Vordergrund gerückt?
  • Ging es hier um das „Verstehen“ als Akt oder nicht vielleicht doch um den „Sinneseindruck“? Moment, ist das wirklich etwas anderes?

Derlei Fragen ließen sich noch viel mehr stellen und sind nur als Anregung gedacht.

Aber abschließend, noch zwei nicht offene Fragen, die ich auch gleich beantworten möchte:

  1. Finde ich das Thema Digitale Kunst oder Digitale Ausdrucksformen unglaublich spannend?
  2. Werde ich, werden wir als WASTED, euch weiterhin damit erheitern, nerven, provozieren?

Beides mal: „Ja.“

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Also für mich ist das definitiv einer der Gründe warum ich hier bin.

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Das Auge bewegt sich aber auch zusätzlich durchgehend um genau das zu ermöglichen :wink:

Das erinnert mich daran, dass ich gehört habe, dass jemand sich gefragt hat wieso Picasso so oft seinen Balkon mit den Tauben gezeichnet hat und ich dann erwidert habe, dass er vermutlich jedes mal genau das gezeichnet hat als eine Taube verschwunden oder gestorben ist, weil auf jeden Bild eine Taube mehr fehlte.

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Genervt nicht, doch fühlte sich das Lesen nicht frei an, da ich immer mit dem Gedanken Mist, bestimmt sind gleich die Batterien wieder leer und dem dadurch erzeugten „Stress“ gelesen habe.

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Hach. It’s working! :slight_smile:

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Ist WASTED damit jetzt eigentlich offiziell Kunstscheiße?

Ganz ehrlich: das Lichtdesign (Idee, Umsetzung, Metaebenen, Thematik, …) zu diesem Artikel ist das geilste, was ich seit Ewigkeiten bei einem Artikel gesehen habe. Richtig, richtig gut! <3

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Nein, nein, das ist wie im… Club: Alles kann, nichts muss!

Man darf es auch einfach „nur“ so cool, albern, witzig, nervig, whatever finden, ohne sich beim Interagieren selbst zu beobachten. :wink:

Keine Panik, Jagoda. Ich glaube das ist wieder so eine LGS-Insider-Formulierung und in diesem Kontext nicht abwertend gemeint.
Wieder was, was Nicht-LGS-Veteranen vor den Kopf stößt. Ich habe z.B. Wochen daran gerätselt, wass eine „Gerald Köhler Entscheidung“ sein soll. Mein Verdacht: eine Kreuzung aus Ex-Bundespräsident und Witcher tritt auf und macht den Salomon. Die echte Begründung ist aber eine andere (dafür aber langweiligere)…Alicinger hat mal auf das (Werbungs-verseuchte) Wiki von LGS verlinkt. Da kann man das nachlesen.

Back on Topic:

Ich glaube, da musstest Du nur sehr sehr leicht angepiekst werden, egal ob spöttisch oder nicht, bevor es aus Dir heraussprudelt. :slight_smile: Schön

„Visuelle Poesie“ war mir komplett neu. Dadurch weiß ich jetzt aber, woher die Ideen für „komischen Bleisatz“ kamen: Max Goldt hat mal mit einem Setzer 4 kleine kunstvolle Bücher gemacht, wo er einzelne Texte dem Setzer gegeben hat, damit dieser jede Seite cool in manuellem Bleisatz setzt. (Untertitel Typographically directed by Martin Z. Schröder). Im Sammelband „Chefinnen in bodenlangen Jeansröcken“ gibt’s dann Faksimilies dieser (limitierten und daher ausverkauften) Machwerke. Und hier ein paar Photos von Buchseiten, die Photos von Buchseiten enthalten. (quasi Metaverse für Einsteiger)

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Oh ja, davon hatte ich eines damals meiner Typoverrückten Frau geschenkt. Super schön!

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Rührend und lieb, zugleich auch interessant dass du glaubst ich sei keine „LGS-Veteranin“. :wink:

Max Goldt ist sowieso ein Fall für sich und gehört zu den wenigen Autoren, die ausnahmsweise nicht überschätzt werden. Dass er mit Sprache, Ausdruck und Form spielt überrascht überhaupt nicht. Kenne die Ausgaben nicht, sind wohl aber völlig zurecht vergriffen. Danke für die Bilder und für das Wecken eines neuen Ziels.

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Hab durch Dich erinnert das Büchlein mal wieder aus dem Regal genommen. Das war schon wirklich ein tolles Projekt.




Max Goldt war auch letztens im Reflektor Podcast zu Gast, eine sehr unterhaltsame Folge. Auch wenn es ausschließlich um seine Musik ging.
Haben mehrere Bücher und die Radiotrinkerin als Schallplatte hier stehen, aber habe leider noch keine Lesung live gesehen. Hoffe das kommt noch.

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Sehr cool. Danke für’s Posten (und den Reflektor-Hinweis). Nie sahen Prinzeßkartöffelchen schöner ausgespuckt aus :slight_smile:

Max Goldt habe ich Ende der neunziger Jahre während des Studiums mal Live erlebt. Schöner Abend, auch weil seine offensichtliche Abneigung gegen alles Studentische wunderbar mit der aufgekratzten Stundenten-Meute kontrastierte. Weniger schön war allerdings, dass die hübsche Blondine die mir kurz zuvor einen Korb gegeben hatte, dort ihren neuen Freund präsentierte. Und der war Taxifahrer – mehr Schmach war schwer möglich… (aber ein Vierteljahrhundeert später ist es glücklicherweise nur noch eine lustige Erinnerung :slight_smile: )

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