M10Z Spezial – Ein Gespräch über Computerspiele, Kunst und Museen

Liebe Community,

Kunstmuseen sind für mich ein besonderer Ort. Auf der einen Seite liebe ich es durch Ausstellungen mit gut kuratierten Bildern, Installationen oder anderen Kulturgütern zu schlendern und dabei Altbekanntes sowie Neues zu entdecken. Auf der anderen Seite verbinde ich mit dem Museum einen Teil meiner Jugend, da ich im Zuge meines FSJ ein Jahr in der Museumskommunikation am Zentrum für Kunst und Medien (kurz ZKM) in Karlsruhe gearbeitet habe. Wesentlicher Teil des ZKMs ist seit gut 25 Jahren auch immer eine (Dauer-)Ausstellung mit und über Computerspiele gewesen. Vor allem die aktuelle Iteration zkm_gameplay.the next level hat dazu beigetragen, meinen Horizont über das Blockbuster-Genre hinaus zu erweitern und meine Auffassung gestärkt, dass dieses Medium als Kunstform einen Ausstellungswert besitzt.

Grund genug, in einer M10Z-Spezialfolge einmal etwas ausführlicher über das Thema Computerspiele und Museum zu sprechen. Um meine limitierte Perspektive als Beobachter durch tatsächliche Expertise zu erweitern, habe ich mir mit Jérôme Nguyen (ehem. ZKM; Volontär und Kurator für die Gameplay) und Laura Schmidt (aktuell ZKM u. zuständig für die Gameplay) fachkundige Verstärkung hinzugezogen. In diesem einstündigen Podcast sprechen wir unter anderem darüber, was ein künstlerisches Spiel überhaupt ausmacht, unter welchen Kriterien ein Computerspiel ausgestellt werden kann oder warum kommerzielle Spiele wie Fortnite sich zwischen Kunstplattform und Kommerz bewegen. Des Weiteren erfahrt ihr etwas über die verschiedenen technischen und kuratorischen Herausforderungen, die sich beim Ausstellen von Computerspielen ergeben und wie weit der Museumsbetrieb und die Gameindustrie hier manchmal auseinandergehen.

Wenn euch diese Spezialfolge gefallen hat, ihr Kritik bzw. Feedback habt oder generell eure Erfahrungen zu einem der diskutierten Themenfelder loswerden wollt, würde ich mich freuen, wenn ihr hier im Forum einen Kommentar dalasst.

Bis dahin, euer Edgar aka Lipardus

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Was ist da los? Like aber nicht lesen und anhoeren?
Skandal!111

Je nachdem landete es ja im Podcatcher heute morgen, dann braucht man garnicht klicken :sweat_smile:

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Schöner Podcast! Ich würde allerdings sagen, dass schon die meisten Videogames Kunst sind (weiter Kunstbegriff), aber vielleicht nicht unbedingt museumswürdig. Da geht es auch um Fragen wie Kunstfreiheit und was darf Kunst.

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Danke. Über das Thema „Was ist Kunst“ bzw. „Wann sind Videospiele eigentlich Kunst“ könnte man mindestens einen eigenen Podcast machen. Und was darf Videospiel Kunst eigentlich, find ich ansich auch kein unspannendes Thema.

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Ist eben schade, dass die ganzen Publisher ihre Produkte eher als äh Kommerz- und nicht Kunstprodukt ansehen und sich deshalb für irgendwelche Ausstellungen überhaupt nicht interessieren.

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Habs mir gestern angehört, Glückwunsch, Lipardus, das ist ein wirklich interessantes Interview geworden, ich hab die ganze Zeit gespannt zugehört und an der ein oder anderen Stelle reinrufen wollen. Wirklich super, gerne mehr dazu! Was das Thema Kunst vs. Kommerz angeht, das ist ja genau wieder diese Dichotomisierung, die ich vorgestern im andern thread meinte. Das wird immer so selbstverständlich vor sich her getragen, dass Kunst ja ach so unabhängig von Kapital und Konsum sein muss, dabei ist es doch gerade der Kunstmarkt, wo die Preise so pervers durch die Decke gehen. Klar, Kunstmarkt und akademische Kunst sind auch wieder zwei Paar Schuhe und wahrscheinlich könnte man sie Diskussion auf ein ganzes Schuhregal erweitern. Ich fand aber den Gedanken ganz interessant, dass im Indibereich quasi Kunstintervention stattfindet, das kann auch mal die berüchtigte „Kunstscheiße“ sein, aber wenn man sich mal überlegt, wie allein so Sachen wie Pixeloptik aus dem Indibereich auch in die bildenden Künste rübergeschwappt sind, wird schon sehr klar, dass zumindest in den Bereich schon etwas stattfindet, was man Kunst nennen darf. Und dann Spiele wie Death Stranding und die andern genannten Beispiele einfach als Feigenblätter der Industrie einzuordnen finde ich auch etwas eindimensional. Die barocken Kirchenmaler waren schließlich auch Künstler und nicht einfach die Feigenblätter des Katholizismus…
Die Frage, die sich mir letztlich immer noch stellt ist, wieso muss man diese Spiele in Präsenz im Museum zeigen? Dass man dort installationen präsentiert, geschenkt, aber die Spiele selbst? Wir haben ja gehört, was das für ein Aufwand ist. Für mich stellt sich da schon immer ein bissl die Frage, ob bei der Präsentation digitaler Medien das klassische Präsenzmuseum nicht überholt ist. Aber wenn ja, was ist dann die Alternative? An der Frage könnte man noch mal weiter dranbleiben, das fänd ich superinteressant. Aber hier zuerst mal vielen Dank für den tollen Cast, der zum Nachdenken anregt und Lust auf mehr macht!

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Erstmal danke für deine Gedanken. Freut mich, dass es dir gefallen hat. Schauen wir mal was die Zukunft bringt. Ich hab auf jeden Fall Lust zu dem Themenkomplex noch einen weiteren Podcast zu machen. Jetzt aber zu deinem Kommentar:

Ich kann mich nicht erinnern, dass wir Komerz und Kunst per se getrennt haben. Glaube es ging viel mehr darum, dass die sehr kommerzielle Ausrichtung der meisten Videospiele wiederum einer (mehr) künstlerischeren Ausrichtung im Weg steht. Und was mit Kunstwerken nach ihrere Entstehtung gemacht wird (siehe Kunstmarkt) hat erstmal nichts mit der Frage zu tun, ob etwas überhaupt Kunst ist oder nicht. Aktuell werden ja auch alte Videospiele zu teilweise exorbitanten Preisen verkauft.

Der Vergleich hinkt meiner Meinung nach etwas. Kirchenmalerei verfolgte ganz andere Zwecke als die meisten Videospielproduktionen… Erstens wurden sie nicht in Auftrag gegeben, um der Kirche viel Geld einzubringen, sondern sie haben die Kirche eher sehr viel Geld gekostete (es fehlt also der kap. Konsumfaktor) und zweitens wollten die Auftraggeber ja eben selbst (sakrale) Kunstwerke in ihren Gebäude haben. Die Kriche hat die Malerei also von vornerein als Kunst angesehen, während vor allem die großen Publisher ihre Spiele höchstens sekundär als Kunst betrachten. Und hier würde ich schon zustimmen, dass Spiele wie Death Stranding nicht produziert werden, weil die zu erwartende Gewinnmarge so hoch ist. Ob man das jetzt Feigenblatt nennen kann sei mal dahingestellt. Aber ich gebe dir recht: letztlich kann man auch im AA und AAA Segment nicht alles über diese Schiene „Wir produzieren nur was uns besonders reich macht“ erklären und muss weitere Faktoren wie „künstlerische Intension“ (sei es von Hideo Kojima) berücksichtigen.

So wie ich Jerome verstanden habe war bzw. ist die Gameplay schon als sozialer Ort konzipiert worden. Man ist also bewusst davon weggegangen das Erlebnis von Videospielen stark singulär auszurichenten und hat einen offenen Raum geschaffen in dem gemeinsam gespielt wird und du den anderen beim Spielen zuschauen kannst. So etwas im digitalen Raum zu reproduzieren hat seinen eigenen Fallstricke und schafft auch neue Hürden. Insbesondere Menschen, die wenig Berührung mit digitalen Räumen haben wird eine Auseinadersetzung mit dem Thema dann weiter erschwert.

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