Der Artikel hat zwar eine ehrenwerte Intention, aber es gibt doch einige Aspekte, die mich stören:
Die AAA-Fixierung
Es wird ewig über die „grossen“ Spiele geredet und es werden daraus allgemeine Aussagen abgeleitet. Zwischendurch heisst es dann mal: „Während im Indie-Bereich queere Liebesgeschichten mitunter vorkommen…“ und damit ist das Thema erledigt. Diese Argumentation kenne ich sonst nur aus dem The Pod-Universum. Ich verstehe gar nicht, woher das kommt. Im Bereich Musik z. B. sieht es ganz anders aus: das erfolgreichste Album 2022 in D war „Zeit“ von Rammstein. Aber es würde doch niemand auf die Idee kommen, dass dies für die Gesamtheit der musikinteressierten Menschen in D irgendeine Relevanz hätte. Den meisten Menschen geht Rammstein am Allerwertesten vorbei. Ebenso ist doch die Videospielszene dermassen ausdifferenziert, dass auch der grösste Blockbuster nur ein Nischentitel ist.
Zitate aus Metacritic-Rewiew-Bombs
Alle Menschen, die gerne Videospiele spielen, teilen das Schicksal, dass die sog. „Gamerszene“ voll von allermeistens männlichen Vollidioten ist, die sich für Repräsentanten des Hobbys halten. Das ist bitter, aber wir leben damit. Man sollte diese Leute nicht durch Zitate adeln, finde ich.
Die Art des Spiels
Spiele, die eigentlich lineare Geschichten sind, welche zwischendurch von Shooter-Passagen oder Rätseln unterbrochen werden, gehören zum Langweiligsten, was das Medium hervorgebracht hat, finde ich. Die Stärke von Computerspielen liegt doch gerade in ihrer Interaktivität und der Tatsache, dass sich das meiste im Kopf abspielt. Und dort bieten sich Möglichkeiten der Diversität und Repräsentanz, die das Medium allen anderen überlegen macht. Meine Kinder z. B. haben bei den Sims eine Grossfamilie hergestellt und als erste Spielhandlung erstmal die Eltern umgebracht, weil sie Bock auf eine Kinderkommune hatten. Und da das Geschlecht bei Rollenspielen auch nur ein wertfreier Parameter unter vielen ist, ist es doch meistens möglich, alle denkbaren sozialen Beziehungen jenseits von Geschlechterrollen und Heteronormativität anzulegen.
Trotzdem schön, dass WASTED solche Artikel bringt.