Ich hab gestern zugehört und mich nicht zu Wort gemeldet, weil ich nebenbei Sport gemacht hab und mein Beitrag schon allein deshalb ziemlich japselig geworden wäre.
Nun also hab ich eine Nacht drüber geschlafen, und meine Gedanken geordnet, das war vielleicht auch ganz gut.
Vorneweg: Ich bin echt enttäuscht. Ich sehe natürlich das Problem, mit 200 Abonnenten keine GmbH betreiben zu können und selbstverständlich stimme ich vollkommen zu, dass es sich für kein Projekt der Welt lohnt, sich selbst kaputt zu machen. Ihr (Christian, Jagoda u. a.) müsst auch von was leben, und ich bin froh und dankbar, dass ihr das Projekt gewagt habt. Verständnisvolles Schulterklopfen also auch meinerseits.
Wenn ich nun aber ein wenig in die Kritik einsteige, möchte ich das nicht als wütenden Vorwurf, sondern als konstruktive Analyse formulieren, mit dem Ziel, hier zu retten, was zu retten ist - und ich hoffe, das ist mehr als LGS.
Nach einem verheißungsvollen Start explodierten die Abonnements nicht gerade. Das hatte sicher viele externe Ursachen, die ich jetzt nicht zerkauen mag, aber ich erinnere mich, dass in der ersten feedback runde von vielen Nutzern deutlich gemacht wurde, dass der Preis zu hoch war für das, was man bekam. Der Preis wurde dann gesenkt, aber das ging immer einher mit weiteren Einsparungen und Ausdünnungen des Angebots. Ich muss ganz deutlich sagen, dass ich meinen Monatsbeitrag zuletzt nur noch aus zwei Gründen gezahlt habe: um das Projekt zu unterstützen und weil ich die tolle Community nicht verlieren wollte. Ich hatte nie das Gefühl, für meinen Beitrag ein angemessen bepreistes Produkt zu erhalten und wenn man kalt analysiert und Sympathie und Idealismus mal beiseite lässt, ist das wahrscheinlich ein zentraler Grund, wieso Wasted nicht gewachsen ist. Es war ein Premiumprodukt für einen Nischenmarkt. Meine Kritik ist, dass man das erkennen konnte und die Struktur bereits zu einem früheren Zeitpunkt entsprechend anpassen hätte können. Stattdessen entsteht nun der Eindruck, dass der Laden einfach dicht gemacht wird. Christian will jetzt lieber ein Buch schreiben, Jagoda nimmt erst mal eine Auszeit [ed.]. Beides sei euch von Herzen gegönnt (wirklich!) aber so ganz einfach tschüsle winken mag ich euch da nicht. Denn ich finde, dass ihr hier eben nicht nur einfach eine Marke geschaffen habt, sondern dass diese Marke immer sehr stark auf die Community ausgelegt war. Um es mal in einem Bild auszudrücken, ich fühle mich gerade wie in so einem Epos, wo die Felddamen und -Herren auf dem Hügel vor ihrem hochmotivierten Heer stehen und die Schlacht absagen. Und ich fühle die Enttäuschung des Fronttrommlers, der bereit war, sich mit vollem Einsatz in den Kampf zu werfen, koste es, was es wolle (i.e. 12,50€/Monat). Und so sehr es natürlich aus der Perspektive des Kommandohügels sinnvoll ist, eine verlorene Schlacht abzusagen, sehe ich aus der Perspektive des Grunts die Energie der Motivation, die nun als freies Radikal keinen Sinn mehr findet. Wie soll sie sich entladen? Sollen wir als marodierende Banden durch die etablierten Foren ziehen und sinnlose Kämpfe gegen allmächtige Gamestarmoderatoren führen? Naja, verlassen wir das Bild mal wieder, bevor es mit mir durchgeht…
Was ich damit sagen will ist, dass ich hoffe, dass ihr dieser Community erhalten bleibt. Ohne euch hier persönlich überhöhen zu wollen, ist es schon so, dass ihr die kommunikative Instanz seid, die den Ton in dieser community gesetzt haben, der uns alle hier hält. Wasted ist heute die coole Eckkneipe, in der man sein Feierabendbierchen trinken kann und immer irgendwo ne gute Diskussion läuft, an der man sich beteiligen kann. In der keine Trolle am Tresen die Atmosphäre vergiften, in der Respekt und Interesse am Gegenüber an der Tagesordnung sind und wo man sich erwachsen und intelligent und zugleich doof und ungeheuer lustig über Computerspiele und alles mögliche drumrum unterhalten kann. Ich kann es nur wiederholen, ich hatte seit Jahrzehnten nicht so viel Spaß mit einem Forum(!!) und ich wäre ungeheuer traurig wenn das verloren geht.
Und wenn das nicht mit der Wasted GmbH funktioniert, dann eben anders. Als NGO, ohne Gewinnpflicht und in gemeinsamer Verantwortung.
Ich bin ernsthaft dafür, einen gemeinnützigen Spielekulturverein zu gründen, in dem wir unsere Podcasts selbst machen. Vielleicht manchmal weniger professionell, vielleicht manchmal etwas mehr cringe, aber immer mit der Liebe, die uns alle hierhin getrieben hat. Kein Stress, nur Spaß an der Freude (+jahreshauptversammlung).
Wieso ein Verein und keine Genossenschaft? Weil ein Verein eine bessere Struktur ist, regelmäßige Mitgliedsbeiträge zu verwalten und damit eine Infrastruktur (Sercer, Homepage etc.) aufrecht zu erhalten. (bei Genossenschaften zahlt man m. W. üblicherweise einmal und muss dann damit irgendwie Kapital aufbauen).
Wenn das wasted Team bereit ist, dafür Mitverantwortung zu tragen um zu verhindern, dass das ganze Konstrukt plötzlich implodiert, bin ich bereit, dafür einen Monatsbeitrag zu zahlen und selbst mal anzupacken. Ich würde mir sogar ein neues Podcastmikro kaufen. Und/oder Mitgliederlisten verwalten.
Wasted soll weiterleben. Aber gemeinsam und nicht auf der Schulter weniger, die das überfordert.
Was sagt ihr?