Brief und Sigl: Spirit of '21

Ursprünglich veröffentlicht auf: Brief und Sigl: Spirit of '21 - WASTED Magazin

Alle zwei Wochen setzt sich Rainer Sigl an seine Tastatur und schreibt dir einen Brief. Ja, dir. Es geht um die großen, wichtigen, letzten Dinge: Sex, Tod, die Liebe, das Leben, den Sinn des Ganzen. Und um Videospiele. Große, kleine, teure, obskure, die Menschen, die sie machen, kritisieren, spielen und lieben. Kurzum: Es geht ans Eingemachte. „Brief und Sigl“ ist eine Depesche aus dem Ludoversum.

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Hey ho! Wir haben uns entschieden, Rainers Newsletter parallel als Beitrag zu veröffentlichen, weil das Format sonst etwas untergeht. Außerdem wird so ein Kommentieren und Diskutieren ermöglicht. Zukünftig geht der Beitrag sonntags parallel zum Newsletterversand online, lesbar für Abonnent*innen.

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Find ich gut. :+1:

Wann geht es denn mit den Briefen los?

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Stimmt, ich hab noch kein einzigen Brief und Sigl NL gelesen weil ich mir nicht das Vergnügen nehmen lassen will, das auf Papier nach echtem Siglbruch zu lesen :sweat_smile:

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Ich weiß, dass es in Arbeit ist, aber vielleicht kann @Jagoda was zum Status sagen. :slight_smile:

In der Mache, Charge 1 sollte in Kürze Wien verlassen.

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Car Bestellen GIF by krima&isa

Mail Cleveland GIF by Family Guy

Happy Good News GIF by UtopiaNL

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Hallo
Gibt es wirklich einen Brief auf Briefpapier? Wer bekommt den Brief? Ich habe es noch nicht ganz verstanden.

ein bisschen opiat sind games natürlich schon. aber immer noch besser als diese ganze instagram-scheiße!

denn während rainersigl natürlich recht damit hat, dass uns spiele zumindest virtuell aus der ohnmacht befreien und uns das als menschen gut tut, würde ich sagen, dass spiele uns nicht nur durch die erwähnten intellektuellen skills (analysieren und probleme lösen), sondern auch auf einem anderen level helfen, die welt besser zu machen:

die notwendige revolution für dieses ziel braucht wohl noch ein bisschen zeit und spiele helfen uns dabei, diese zeit der unzufriedenheit zu überbrücken ohne uns komplett zu sedieren.

so können wir in teardown die stadt so gestalten, wie es sich gehört. in wolfenstein schwelgen wir in leider fiktiven erinnerungen. arma versorgt uns mit der paramilitärischen ausbilding, die wir nie erhalten haben. und in survining aftermath üben wir für die zeit danach, falls bei dem gut gemeinten vorhaben doch ein bisschen was schief geht.

spiele sind also kein opium für das volk, sondern die herdplatte auf stufe drei, die das revolutionäre subjekt solange warm hält, bis die zeit gekommen ist, die welt aufzuleveln.

jetzt zocke ich aber erstmal dieses exo one. plakate klebe ich morgen.

Unterstützer im „Club 27“ bekommen den automatisch per Post zugestellt. Versiegelt. :postal_horn:

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ich versuche es mal ohne die ganzen übertreibungen, von denen ich (offenbar zu unrecht) annahm, sie seien lustig.

du schreibst ja, dass der mensch gerne spielt, weil ihm das handlungsmacht zurückgibt in einer welt aus wut, hass, korruption usw. → das ist ja nun ein zustand, von dem es schön wäre, wenn der sich ändert (das was ich zur überspitzung als ‚revolution‘ bezeichnet habe, weil es eben etwas sehr grundsätzliches ist, das falsch läuft).

und während du im letzten absatz schreibst, dass du dir wünscht dass die intellektuellen skills nicht passiv bleiben, sondern real in die welt getragen werden, wollte ich im scherz darauf hinweisen, dass es in games auch skill-potential für fackeln und mistgabeln gibt.

quasi das „man trägt seinen unmut auf die straße“-gegenstück zu deinem „intellektuellen Handwerkszeug“.

ich gebe zu, hat nicht funktioniert. hoffe aber, ich gelte jetzt nicht als grenzdebil.

Hide Reaction GIF by flor

Okay, das bringt Klarheit!

Dass Spiele selbst direkt revolutionäres Potential entfachen, halte ich für unwahrscheinlich, als Eskapismus dienen sie vermutlich eher sogar der Aufrechterhaltung bestehender Verhältnisse.

Was ich keck andeute, ist eher, dass sie als Gegenpol zur rein passiven Berieselung vielleicht neben ihrer Notwendigkeit zum Überleben auch eine gewisse Aktivierungsmacht insofern hätten, dass sie eben 1. Handlungsmacht als wichtige Voraussetzung an Teilhabe vermitteln und 2. letztlich die Scientific Method als Grundwerkzeug des Denkens trainieren können. Dass sie 3. den Flow als Gegenteil der Zerstreuung demonstrieren, wäre dann schon wieder eher ein individuell psychischer statt gesellschaftlich potentiell wirksamer Vorteil.

Wie geschrieben: ich weiß es nicht. Dass Millionen Dudes CoD spielen oder sich in LoL beschimpfen, wäre ein Gegenargument gegen jeden Optimismus, vermutlich. Aber hey, Hoffnung. So wichtig.

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entfachen werden spiele revolutionäres potential wohl nicht und auch sonst würde ich das alles von dir unterschreiben.

ich überlege nur (und das war auch mein kerngedanke im ersten beitrag), ob spiele nicht unter gewissen umständen zumindest das potential haben bei haltungen verstärkend oder zumindest „erinnernd“ zu wirken.

wie eben bei menschen, die mit dem zustand der welt, wie du sie so treffend beschreibst, unzufrieden sind (meine „revolutionären subjekte“) und durch spiele statt von der lösung der probleme abgelenkt („opium“) in ihrer haltung bestärkt werden, statt sie im alltag zu … naja, vergessen.

im alltagstrott zwischen arbeit, sozialen verpflichtungen und heizkostenabrechnung mag ein ‚papers, please!‘ dem/der ein:en oder anderen vielleicht wieder daran erinnern, dass er früher mal löcher in europas zäune schneiden wollte statt herzchen auf instagram zu verteilen.

wahrscheinlich ginge das am ehesten richtung deines punkt 3 und ist einfach individuell sehr unterschiedlich und natürlich wären spiele da nur ein puzzleteil von vielen und ich gebe zu, sehr wahrscheinlich ist so eine wirkung von spielen auch nicht. aber wie du schon sagtest: die hoffnung stirbt zuletzt.

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