Brief und Sigl: No Escape – WASTED Magazin
Unter einem Spiegel-Artikel, in dem ich über die Spiele „Stray“ und „Endling - Extinction Is Forever“ schrieb, fand sich kurz nach Veröffentlichung folgender Kommentar einer gewissen Rumbalotte: „Spiegel bekommt es nicht einmal mehr hin über 2 Spiele zu berichten ohne Klimawandel und Kapitalismuskritik im Artikel unterzubringen. Irgendwas ist hier völlig kaputt und es ist nicht die Welt.“
Wieso beschweren sich Personen über die Thematisierung von Klimawandel, aber nicht von Gewalt oder Terror?
Nur: Das wollen wir™ nicht. Natürlich ist genau das der Grund für das schon traditionelle und liebgewonnene laute Aufjaulen sensibler Broflakes, wenn himmelschreiend ungerechterweise statt Marty McShotgun eine toughe Weibsperson mit subpornografischen Maßen die Hauptrolle im grad aktuellen Geforce-Showcase zugeschanzt bekommt, wenn in einem Pixelplattformer möglicherweise irgendwo in fünf Pixeln eine Regenbogenflagge im Spiel zu sehen ist oder im nächsten GTA unverschämterweise eher auf sexistische und rassistische Witzchen verzichtet werden soll . Keep your politics out of our games, ihr woken feminazis!
10/10, well done
Wieder ein Text, der mir den Weg durchs Internet erleichtert. Ich atme darüber auf, nicht alleine zu sein. Vielen Dank!
Finde vor allem der letzte Absatz hat alles sehr gut auf den Punkt gebracht. Wenn Leute keinen Bock darauf haben, dass Spiele Realität und reale Problem abbilden, dann sollen sie halt was spielen, was ihnen passt. Aber dieses Gemecker oder häufig auch der Angriff gegen ebenjene Problemdarstellung ist ja Teil des größeren Kulturkonfliks, in dem wir alle irgendwie drinstecken.
Ich bin zwar auch ein Verfechter davon, dass Spiele, Filme, oder Medien insgesamt auch Eskapismus bieten dürfen. Aber wir sind noch weit entfernt davon, dass solche Spiele in der Minderheit sein werden. Bestimmte Leute schreien aber schon alleine dann auf, wenn plötzlich doch ein paar Games kritische Kommentare zur Weltlage abgeben. Auch wenn ihr Anteil gefühlt 0,01 % des Steam-Shops beträgt.
Wie @Spielwyse schon sagte scheint mir das Teil zu sein dieses unglaublich ermüdenden Kulturkampf-Bullshits, der nun entgültig den Sprung aus Amerika zu uns geschafft hat. Und ich weiß wirklich nicht wie man damit umgehen soll. Einerseits ist es für mich persönlich recht klar: Einfach soweit wie nur irgend möglich der Versuchung wiederstehen auf Kommentarspalten, Twitterreplys etc. zu klicken, weil man sonst ob all der Dummheit, Borniertheit usf. Verzweifeln müsste. Andererseits sagt sich das auch leicht, wenn man selber in keiner Weise im Internet exponiert ist, aber weiß welche realweltlichen Folgen diese ganze Scheiße für viele hat. Umso unerträglicher sind dann auch all diejenigen, die aktuell bewusst Kapital schlagen aus diesem trotzigen Ressentiment in das offenbar viele abdriften im Angesicht der sich auftürmenden Krisen.
Sehr guter Text