Ich habe mit diesem Beitrag zwei ganz generelle Probleme. Das erste ist der Vorwurf, dass Siedler 2 unpolitisch sei. Sorry, aber die Staffel ist „das beste Spiel der D/A/CH“-Region, nicht „das politischste Spiel“. Das Medium Videospiele hat eine relativ großen Bezug zu Unterhaltung. Klar kann man als Entwickler da mit einem ganz hohen Anspruch rangehen und politische oder gesellschaftliche Themen verhandeln oder kommentieren - aber man muss es nicht. Heutzutage gibt es da gerade im Indie-Sektor ja einige wirklich gelungene Beispiele. Aber ein Spiel wird nicht dadurch ein schlechtes Spiel, dass es unpolitisch ist. Spiele haben sehr viel mit Gameplay und Mechaniken zu tun, was mich auch gleich zum zweiten Punkt bringt:
In dem Beitrag schwingt so der Vorwurf mit, Siedler 2 kann man nur aus Nostalgiegründen für ein gutes Spiel halten. Und dem muss ich ganz entschieden widersprechen. Ich würde sagen, der Nostalgiefaktor bei dem Spiel liegt fast ausschließlich in der liebevollen Pixel-Grafik. Aber das eigentliche Gameplay mit dem Aufbau und der Optimierung der Produktionsketten, der indirekten Steuerung, dem relaxten Spielablauf und dem „Aquariums-Effekt“ funktioniert heute genauso gut wie damals und ist keineswegs veraltet.
Inspiriert durch die LGS-Staffel habe ich gestern mal wieder ein freies Spiel in Siedler 2 angeworfen (OK, nicht ganz, war die Open Source Variante „Settlers 2.5 Return to the Roots“ - aber ich habe alle Gameplay-Einstellung so belassen, wie sie im Original waren, effektiv habe ich die Version nur für moderne Auflösungen und die frei skalierbare Darstellung verwendet, und natürlich auch, weil sie nativ auf Linux läuft). Jedenfalls hab ich irgendwann nach 15:00 angefangen und als ich das nächste Mal auf die Uhr schaute war es plötzlich nachts um halb vier - man kann ja durchaus Die Siedler oder Aufbauspiele generell für langweilig halten, aber das heißt doch nicht, dass alle anderen die gleiche Meinung haben.