#02 Schema F: Christian Schmidt

Auf der Webseite ist nur eine Hörprobe eingebunden. Die ganze Folge finden Unterstützer*innen im Premium-Feed oder direkt bei Patreon.

9 „Gefällt mir“

Sehr, sehr schönes Gespräch!

Als alter Sherlock Holmes Fan (Bücher, nicht zwingend die Filme), muss ich sehr deutlich sagen: Dr. Watson wird als literarische Figur völlig unterschätzt und hat durch die Bildsprache diesen „Sidekick“ oder „Stichwortgeber“ Charakter bekommen.
Watson ist in der Literatur deutlich wichtiger und präsenter. Der Hintergrund dafür ist, dass im TV-Bild die erzählerische Perspektive verschoben wird und somit Watson automatisch in den Hintergrund rutscht. In der Literatur sind die Geschichten ja Ich-Erzählungen von Dr. Watson. Dadurch wird das literarische Gewicht dieser Männerfreundschaft um ein Vielfaches größer. Als Sherlock Holmes Leser sehen wir Holmes immer nur durch die Augen Watsons. Das gleicht in der Wahrnehmung die Wichtigkeit von Watson aus, auch wenn Holmes natürlich die zentrale Figur ist.
Dieser Aspekt ist im TV natürlich vorbei. Man wechselt die Perspektive und daher schrumpft der Einfluss Watsons. Es ist so viel packender und gewichtiger wenn der Ich-Erzähler am eigenen Leib erzählt, wie man den Hound of Baskerville stellte. Man kommt überhaupt nicht auf die Idee Ihn dann herabzusetzen. Man steckt in Watsons Schuhen, wie er das Mysterium Holmes erforscht und beschreibt und wie er sich den Gefahren aussetzt. Daher… und darauf wollte ich jetzt ja eigentlich hinaus… Wenn Christian Schmidt der Dr. Watson zu Gunnar Lotts Holmes ist… Das ist das wahrlich keine Herabwürdigung. Aus meiner Perspektive wäre das das ultimative Lob.

Das war jetzt sehr viel Sherlock Holmes Fanboy für einen Satz :smiley:

Ja, super Episode :slight_smile: Weiter so!

8 „Gefällt mir“

Haha, du hast natürlich vollkommen Recht. Ich finde Watson ganz toll und wichtig. Aus dramaturgischen Gründen habe ich es etwas überzogen. :wink:

1 „Gefällt mir“

Christian zuzuhören, gleicht dem Eindecken mit einem großen Samtschal. Was für eine Wohltat. Sehr schönes Gespräch. :blush:

Unglaublich, dass sein SPIEGEL-Artikel schon wieder über 10 Jahre her ist. Das war damals schon ein kleiner Donnerschlag. Interessant zu hören, wie der Text seinen Weg zu SPON gefunden hat.

Nun ist dieser Podcast den Unterstützer*innen vorbehalten. Voll ok. Aber ich möchte weiter unten unbedingt mal ein paar Sätze von Christian festhalten, die ich unfassbar gut finde. So grandiose Aussagen bekommt man zu Gehör, wenn man WASTED unterstützt… das ist jeden Euro wert. :+1: [Und nicht, weil ich Produkttests ihre Berechtigung abspreche, sondern weil die jahrelange Fokussierung darauf die deutsche Spielekritik so immens nachhaltig im Eindimensionalen festgehalten hat – bis gute Leute eine neue Art der Berichterstattung über Games probiert haben. Einer interviewt hier sogar nach Schema F. :wink: ]

Wir Journalisten sind ja Geschichtenerzähler… unsere Rollendefinition war falsch… als Produkttester hatten wir eigentlich das völlig falsche Selbstverständnis… an ein Produkt ranzugehen und zu gucken, ist das gut oder schlecht - das ist nicht schwierig, das kann jeder… irgendeine Person, die ein Spiel spielt und dann sagt, wie es ihr gefällt - das ist genauso valide wie das, was der Produktjournalist XY bei Fachmagazin Z sagt… das ist alles nicht besonders spannend.
Eigentlich ist unsere Stärke als Journalisten das Geschichten erzählen… Wir haben die Kontakte, wir haben das Wissen, wir haben die analytischen Fähigkeiten, wir stecken tiefer in dieser Materie als andere… Das erlaubt uns, Geschichten in einer Tiefe zu erzählen, wie andere es nicht könnten.
Und was Journalisten vor allen Dingen qua ihres Berufs können, ist recherchieren - wenn sie die Information nicht haben, dann finden sie sie oder sie finden Leute, die die Information haben… das ist alles Handwerkszeug das einem Zweck dient, dem Erzählen einer Geschichte.
Und das kommt mir ganz häufig zu kurz.

:+1: :+1: :+1:

9 „Gefällt mir“

Oh, danke fürs Transkribieren. :upside_down_face:

iiihhh… sowas mache ich doch nicht. Vor allem nicht vorm Laptop. Schwöre.

1 „Gefällt mir“

Diese Passage hat mir auch besonders gut gefallen. Wobei ich schon glaube, dass der Leser das manchmal auch so stumpf fordert, weil die wenigsten einfach kaufen. Sie wollen in ihrem Wunsch etwas zu kaufen bekräftigt werden von Menschen denen Sie vertrauen. Der journalistische Wert ist da tatsächlich gering, für den Leser kann er aber sehr hoch sein, weil die vertraute Person etwas empfiehlt. Ich hab auch das Gefühl, dass sich der Markt daran bisschen zerreißt, weil die YouTube, Twitch und Instagrammer völlig unjournalistisch den selben Mehrwert bieten… Nur ohne journalistischen Anspruch.
Und es ist ja auch verlockend… 15 Minuten let’s play gucken, dann zum Fazit springen und man ist „informiert“.

2 „Gefällt mir“

Sehr interessantes Gespräch. Dass, bzw. warum eine weibliche Moderatorin ein „interessantes Experiment“ für Christians Podcast ist, besprecht ihr nachvollziehbar und dennoch ist mir da ein bisschen die Spucke weggeblieben. Nicht weil ich seine Haltung schlimm finde, sondern weil mir dieser Zustand so unnachvollziehbar ist. Ich glaube, Wasted gefällt mir unter anderem deshalb so gut, weil ich hier echt nicht das Gefühl habe, in irgendeiner spätpubertierenden Altherrenblase zu sitzen. Gleichzeitig finde ich das in der Gaming-Kultur so unfassbar, dass dieses Thema immer so eskaliert. Dass das ganze Hobby jahrelang vermeintlich so männerdominiert war, ist etwas, womit ich mich immer abfinden konnte. Aber dass es offenbar so viele gibt, die 180 Puls kriegen, wenn sich daran was ändern soll habe ich früher nicht verstanden und verstehe ich heute umso weniger. wtf.
Ein anderer Punkt, der mich ein bisschen umtreibt, ist die Antwort auf die Frage, ob man sich bei Bigpoint eigentlich nicht mit dem Thema Sucht auseinandergesetzt hat. Klar, das war ein Interview und kein Kreuzverhör, aber diese Antwort fand ich dann doch etwas unbefriedigend. Ich weiß aus direkter Quelle, dass man sich bei Bigpoint schon sehr früh bewusst war, dass ein großer Teil der Einnahmen von Menschen kommt, die ihre Sucht schlecht kontrollieren können - und dass man das im Unternehmen auch durchaus kommuniziert hat, wenn auch nicht offiziell. Sicher will (und darf?) man einen ehemaligen Arbeitgeber nicht öffentlich so angreifen, aber ich denke schon, dass Bigpoint hier nicht verantwortungsvoll mit seinen Kunden umgeht und dass man das auch offen ansprechen muss. Insofern vielen Dank für die kritische Frage Fabu!

8 „Gefällt mir“

Danke fürs Feedback. Ich versuche mich am Mittelweg: Eine möglichst angenehme Atmosphäre schaffen, ohne kritische Themen/Fragen auszuklammern. Antworten lasse ich dann aber eher für sich stehen, auch wenn mir weitere Nachfragen unter den Nägel brennen. :sweat_smile:

7 „Gefällt mir“

Mir wurde Mal von einer angehenden weiblichen Radiomoderatorin gesagt, dass die weibliche Stimme im Radio als eher unangenehm wahrgenommen wird und deswegen weniger Frauen zu hören sind und wenn doch, dann die Stimme entweder von Natur aus tief sein muss und ansonsten tiefer gemacht wird.

Puh, das klingt aber auch wieder nach so einer Ansage, die man hinterfragen darf. Radio hat sich ja technisch verändert, heute können ganz andere Frequenzen übertragen werden als früher und im digitalen Bereich hast du eigentlich überhaupt keine Verluste mehr, außer vielleicht in den ganz hohen Bereichen, aber /so/ quiekige Frauenstimmen gibt’s nicht. In den dreißiger Jahren bis in die Fünfziger (?) hast du vor allem laute Stimmen gebraucht, dann kam UKW und es konnten meine ich (disclaimer: Halbwissen hier) ganz andere Stimmlagen gesendet werden. Da müsste Christian Schiffer eigentlich mehr drüber wissen, ging ja beim BR los 1949 :wink:
Das entscheidende ist aber, dass sich damit auch immer die Hörgewohnheiten verändert haben - und an Frauen in Radio und Podcast ist man nun wirklich gewöhnt. Ich wäre jedenfalls sehr überrascht, wenn z. B. die wundervolle Anne von insert moin ihre Stimme runterbassen würde.
Abgesehen davon trainieren professionelle Sprecher auch ihre Stimme, um bestimmte Klanglagen zu erzeugen, also auch Männer. Wenn ich in ein mikro spreche, finde ich das Ergebnis jedenfalls immer sehr gewöhnungsbedürftig, aber das ist ja noch mal ein anderes Thema…

7 „Gefällt mir“

Ich habe das auch noch nie gehört. Eher im Gegenteil: Bei Sprachassistenten wie Siri oder Alexa werden ganz bewusst weibliche Stimmen eingesetzt, unter Anderem auch, weil diese als angenehmer empfunden werden. Ich wüsste nicht, warum das im Radio anders sein sollte.

7 „Gefällt mir“

Da würde mich tatsächlich die Quelle interessieren, weil ich mir schon vorstellen könnte, dass das durch eine unsaubere Erhebung bei nur zwei Wahlmöglichkeiten (männlich oder weiblich) sehr leicht zu falschen Ergebnissen führen kann.
Persönlich kann ich sagen, dass es bei mir weniger die Stimme sondern mehr der Sprachrythmus und die Sprachgewohnheiten der Sprecher sind, die mich stören oder ansprechen.
Ganz furchtbar ist es wenn bestimmte Redewendungen als Filler sich angeeignet wurden und es fällt mir auf. Zum Beispiel hatte ich einen guten Podcast den der Sprecher durch den Satz „Im Grunde genommen“ zerstört hat… Wenn das 40 Mal pro Stunde fällt… :exploding_head:

1 „Gefällt mir“

Ich schätze Christian Schmidt als eine der reflektiertesten Stimmen der deutschsprachigen Spielelandschaft überaus. Allerdings sind die Reihenhaussiedlung/Mittleres Management-Vibes doch mitunter recht stark, weshalb ich froh bin neben stayforever nun auch wasted zu haben. :relaxed:

6 „Gefällt mir“

Weibliche Kommentatorenstimmen lösen Unbehagen beim Hörer aus?!? Wenn man die Kommentarspalten und Foren eurer Mitbewerber liest, ist es eigentlich immer wieder erstaunlich, wie reaktionär das Publikum auf kleinste Veränderungen reagiert, obwohl man meinen sollte, dass sich etwas getan hätte, seit damals, als sich Carmen Thomas 1973 ihren berühmten Versprecher im Aktuellen Sportstudio leistete und dadurch von allen Seiten angefeindet wurde.
Der gemeine Fußballfan ist nun auch nicht unbedingt für seine Aufgeschlossenheit bekannt, aber warum sich sich Konsumenten von einem verhältnismäßig modernen Medium im Jahre 2022 so dermaßen rückwärtsgewandt und reaktionär verhalten, ist immer wieder ein Rätsel.

9 „Gefällt mir“

Ich finde das auch alles sehr zweifelhaft. Auch gerade der angesprochene Sprachassistent, da machen mich die männlichen stimmen immer wahnsinnig. Wobei ich mich Frage ob das evtl auch einen (geringen?) sexistischen Hintergrund hat, weil klassisch Assistenten(Sekretärinnen etc) weiblich sind (immer noch).

Das man von Frauen mehr Kompetenzen erwartet als von Männern ist ohnehin lächerlich. Keine Ahnung wieso erwartet wird, dass eine Frau fehlerfrei ist und ein Mann nicht.

Mit dem ersten Suchergebnis gleich beim BR gefunden. War echt nicht beabsichtigt.
:joy:

https://www.br.de/nachrichten/netzwelt/studie-frauenstimmen-werden-in-videochats-schlechter-uebertragen,SU0GSo9

PS: Ich konnte jetzt nur so glänzen weil ich das noch irgendwie und irgendwo tief hinten im Gedächtnis hatte, die dort besprochene Thematik.
PPS: Podcast ≠ Radio ≠ Videochat

4 „Gefällt mir“

Soweit ich weiß gab es bei Stay Forever in der Hörerschaft auch Irritationen über die neuen männlichen Stimmen. Ich weiß nicht, wie gewichtig das war.

Es scheint unabhängig von Podcast und weiblicher oder männlicher Stimme ein Fremdeln gegenüber neuen Stimmen und womöglich den damit assoziierten Personen zu geben.

Das halte ich erstmal noch für eine nachvollziehbare anfängliche menschliche Regung. Kritisch wird es, wenn man sich in der Unfähigkeit gefällt, sich zügig über dieses Gefühl hinwegsetzen und der neuen Sache eine Chance geben zu können.

Und damit das Phrasenschwein nicht verhungert: Allgemein ist der gekonnte Umgang mit Veränderung eine menschliche Herausforderung. Hat man ja auch beim Übergang von LGS zu WASTED schön beobachten können.

Was Frauen betrifft, so habe ich diese in Computerspiele-Podcasts (und anderen) bisher immer als gleichermaßen kompetent und angenehm erlebt wie Männer und schätze die Perspektiven, die mir dadurch eröffnet werden.

6 „Gefällt mir“

Ich wollte nur mal kurz loswerden, dass mich die Qualität eurer Kommentare (nicht nur hier) wirklich sehr freut.

sexy valentines day GIF

9 „Gefällt mir“