R.I.P. Andy Fletcher (Depeche Mode), Vangelis, Alan White (Yes)

Vielleicht bin ich nicht alleine mit meiner Vorliebe für „altmodische“ Musik, die ihre Wurzeln in den 60ern, 70ern und 80ern hat. Wie zu erwarten werden wir zunehmend mit dem Ableben entsprechender Künstler konfrontiert, doch so hart wie der Mai 2022 dürfte bisher kaum ein Monat zugeschlagen haben, hat es doch die Briten Andy Fletcher (Depeche Mode, Keyboard) und Alan White (Yes, Schlagzeug) an demselbem Tag (26.05.) sowie kurz zuvor (17.05.) den Griechen Evángelos Odysséas Papathanassíou (Vangelis, Aphodite’s Child, Jon and Vangelis) erwischt.

Meine musikalische Leidenschaft gilt vor allem dem Progressive Rock, doch ich habe auch ein Ohr für gut gemachte, klanglich farbreiche Pop-Musik und in diesem Bereich dürften Depeche Mode das Aushängeschild der 80er sein. An deren reichhaltigem Klangbild hat vor allem der Keyboarder Andy Fletcher erheblichen Anteil, der mit seinen Sounds beträchtlich zur oftmals melancholischen und leicht mysteriösen Atmosphäe beitrug. Keine Ausnahme ist hierbei der Song „Never Let Me Down Again“, hier in einer legendären Live-Aufnahme:

Besonders bemerkenswert ist hierbei die Endphase ab etwa 03:03, die auch nach mehrfachem Sehen noch Gänsehaut verursachen dürfte. Ich kann mich jedenfalls an keine wirkungsvollere Interaktion von Band und Publikum erinnern - unglaublich, wie der Sänger ab 03:48 das Publikum quasi anfleht und komplett mitreißt; und das mit solch einer passenden musikalischen Untermalung! Nebenbei angemerkt sei, dass die Sounds zu Beginn dieses Abschnitts gewisse Ähnlichkeit zu folgenden (tiefen, kratzigen) Amiga-Sounds aufweisen:

Als weitere Anspieltipps in Sachen Depeche Mode sind wohl das sehr melancholische „Enjoy The Silence“ sowie das gerade gegen Ende faszinierende und ein wenig experimentell klingende „Enjoy The Silence“ zu nennen. Letzterer Song beinhaltet ein mittlerweile eher obsoletes, jedoch ganz klar für die 80er stehendes Musikinstrument, die Melodica, eine Art Keyboard-Flöte.

Keyboard-Sounds geprägt wie kaum ein anderer hat darüber hinaus der ebenfalls kürzlich verstorbene Musiker Vangelis, dessen Schaffen außergewöhnlich vielseitig ist und sich zwischen Elektronischer Musik, Filmmusik, Progressive Rock und Weltmusik bewegt. Da wäre zum Beispiel aus seiner Anfangsphase mit Aphrodite’s Child das gleichsam ikonische wie ungewöhnliche „The Four Horsemen“, welches erst mystisch-meditativ daherkommt, um letztlich zunehmend abzurocken:

Im Bereich Filmmusik dürften vor allem „Chariots of Fire“, „Blade Runner“ und „Conquest of Paradise“ bekannt sein, womit sogar in die Bereiche Computerspiele (-> das gleichnamige Adventure zum Film „Blade Runner“) und Sport Anknüpfungspunkte gesetzt wurden; so entstand „Chariots of Fire“ für das gleichnamige historische Sport-Drama und der Titelsong zu „Conquest of Paradise“ wurde vom Boxer Henry Maske als Einlaufmusik verwendet!

Bemerkenswert ist darüber hinaus die Zusammenarbeit mit Jon Anderson, welcher mit seinem engelsartigen Falsettgesang begeistern kann. So erklang dessen Stimme bereits auf dem besonders empfehlenswerten Album „Heaven and Hell“. Am bekanntesten dürfte jedoch der Song „I’ll Find My Way Home“ sein; hier - und möge Vangelis tatsächlich gut „daheim“ angekommen sein - sind beide Musiker gemeinsam zu sehen:

Und tatsächlich ergibt sich auch zur letzten bereits genannten musikalischen Legende eine starke Verbindung, schließlich waren Jon Anderson und Alan White über viele Jahre in derselben Band, nämlich Yes. Vielen dürfte noch der Song „Owner of a Lonely Heart“ im Ohr sein, von einem Album stammend, welches im Hinblick auf den Sound noch heute als eine der besten Produktionen aller Zeiten gilt:

Bemerkenswert ist hierzu auch die Analyse von Produzent Trevor Horn (The Buggles → „Video Killed The Radio Star“), welcher Einblick in viele verschiedene Spuren/Samples gibt:

Für Progressive-Rock-Fans sind Yes jedoch vor allem für ihr Schaffen in den 70ern bekannt. Wie bedeutend diese Band ist, wird klar, wenn man sieht, dass auf Progarchives das Album „Close to the Edge“ seit geraumer Zeit den Spitzenplatz einnimmt:

Zwar war auf den ersten Alben der hochklassige und jazzig angehauchte Bill Bruford für die Drums verantwortlich, aber wie man am äußerst experimentellen „Sound Chaser“ hören kann, hatte auch Alan White das Drumkit bestens unter Kontrolle:

Wer mehr aus der frühen Phase von Yes hören möchte, dem sei vor allem das im Mittelteil vor Lebensfreude geradezu übersprudelnde „And You and I“ empfohlen, abschließen wollen wir jedoch mit folgendem Auftritt von Yes (mit Alan White) bei ihrer Aufnahme in die Rock & Roll Hall of Fame:

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