Ich will es nochmal versuchen. Wichtig für das Verstehen der Argumentation ist Kenntnis von dem Konzept des Skalenniveaus. Bei Wiki bitte kurz reinklicken.
Ich kann zwar die Behauptung aufstellen, dass eine Zahl, die ich zuweise keine Bedeutung habe oder dass sie nicht zu interpretieren sei. Dabei stoße ich aber auch zwei Konflikte: der erste ist die Frage, warum dann überhaupt Zahlen eingeführt werden. Es kann zwar sein, dass eine Datenbank mit Index-Werten arbeitet, aber die müsste ich User*innen nicht zugänglich machen. Vorstellbar wäre ein Tool, das ohne Zahlen arbeitet und nur Qualitäten erfasst. Das Skalenniveau von Qualitäten bzw. kategorialen Werten wie zum Beispiel „Kultur“ ist nominal. Mathematisch bedeutet das, dass ich Werte auf dieser Skala nur danach beurteilen kann, ob sie gleich oder verschieden sind. Ich kann dann für jeden einzelnen Wert auszählen wie oft er in einer Datenreihe vorkommt.
Der zweite noch größere Konflikt folgt aus dem eigentlichen Skalennivau (nominal) der Daten. Wir sind uns ja einig, dass sie inhaltlich eigentlich nicht „quantifizierbar“ sind. Oder in Begriffen von Skalenniveaus: Ihr Skalenniveau übersteigt nicht das Nominalniveau. Ich kann also nie sagen, dass eine Kategorie größer oder kleiner ist als eine andere. Ich kann ihre Werte nicht zusammenrechnen und ich kann auch keinen Mittelwert aus ihnen bilden. All das wären unzulässige Operationen für kategoriale Daten mit einem nominalen Skalenniveau.
Das Tool funktioniert hingegen auf dem Skalennivau der Ordinalskala. Das erkennt man deutlich an der Darstellung des Diagramms. Der Wert in einer Kategorie ist weiter vom Zentrum entfernt je größer er ist. Wie bei einem Balkendiagramm bedeutet ein Punkt weiter oben auf der Achse, dass der Wert größer ist als ein Punkt weter unten auf der Achse. Daraus folgt auch, dass die Fläche zwischen Zentrum und Punkt je Kategorie größer wird, je weiter er vom Zentrum entfernt ist. Die Visualisierung der Daten arbeitet also auf dem Skalenniveau mindestens einer Ordinalskala und kann auch nur so interpretiert werden. Die Visualisierung wäre hingegen nicht interpretierbar und sogar völlig sinnlos, wenn die Daten nicht mindestens auf Ordinalnivea sind.
Es ist egal, was jemand über das Tool oder die Daten behauptet. So wie das Tool funktioniert und visualisiert, behandelt es die Daten mindestens auf Ordinalniveau. Daraus folgt, dass Zahlen mindestens als Rangfolge interpretiert werden, weil sonst weder die Diagramme noch die Mittelwerte möglich oder interpretierbar wären.
Das gilt unabhängig davon, ob ich jetzt zu Quantifizierung neige oder nicht. Aber psychologisch gilt das darüber hinaus auch: wenn wir die Flächen im Diagramm betrachten, nehmen wir unmittelbar wahr, welche Flächen größer und welcher kleiner sind. Wir arbeiten beim Lesen der Grafik auf Ordinalniveau. Und wenn man das nicht will, müsste man die Daten anders behandeln (auf Nominalniveau).